Stand: 19.06.2022; Korrektur 16.02.2023

 
 Reisebericht unserer
 55.USA-Tour

 
 
Nach zwei Jahren der durch Corona bedingten Abstinenz geht es nun wieder los und ein thematischer Schwerpunkt unserer späteren "Dia-Show" wird das Fliegen werden.
Geplant ist folgender Reiseverlauf, wobei ja spontane Veränderungen der Route schon fast zu unserem Programm zählen:
Köln - Frankfurt - Los Angeles -  Las Vegas - Dixie National Forest - Zion - Kodachrome Basin - Bryce Canyon - Snow Canyon - Valley of Fire - Boulder Beach - Las Vegas - Death Valley - Los Angeles - Frankfurt - Köln

Mal sehen, wie sich der obige Ablauf in den nächsten drei Wochen gestalten wird.
25.05.2022: Köln - Frankfurt

Nach einem Frühstück in unserem Cafe packen wir daheim unser Gepäck und machen uns auf den Weg zum Bahnhof. Wir haben uns entschlossen, wieder kein Gepäck aufzugeben und nur mit Handgepäck zu reisen. Aufgrund von umfangreicher Technik, die wir mitnehmen möchten, wurden dann doch zwei Trolleys und zwei Rucksäcke daraus.
Der Zug kommt pünktlich, wenn auch mal wieder in einer anderen Wagenfolge, was wir ja schon gewohnt sind. Obwohl wir zu zweit reisen, haben wir drei Plätze für uns gebucht, was aber nur damit in Zusammenhang steht, dass wir heute eigentlich eine Reisebegleitung hätten, die aber kurzfristig absagen musste.  Und da wir den dritten Platz nicht mehr stornieren konnten haben wir nun viel Platz für unsere Koffer.



Nach weniger als einer Stunde erreichen wir den Frankfurter Flughafen und checken nach wenigen Minuten im Sheraton ein, da uns Hotel und Zimmer bei den letzten Malen immer gut gefallen haben.
Auch die Zimmerkategorie ist die selbe wie beim letzten Mal.

Bis vor gut zwei Jahren war das Sheraton das größte Hotel Deutschlands, nach einem gewaltigen Umbau ist das Hotel nun gesplittet und ein Teil gehört zum Marriott, das wir auf unserer Rückreise ausprobieren werden.
Die eigene Rezeption für die Club-Zimmer und Suiten in der neunten Etage gibt es leider nicht mehr, nun checken alle Gäste unten ein.

Der Empfang ist sachlich und von der manchmal fast schon übertriebenen Freundlichkeit an der Rezeption ist heute nichts zu spüren.
Die Flure auf den einzelnen Etagen scheinen fast unendlich zu sein, insbesondere, wenn man ein Zimmer im letzten Riegel des Hotels hat. Das Zimmer entspricht genau unseren Erwartungen, leider ist der Blick auf den Flughafen etwas eingeschränkt.



Corona bedingt ist die Sauna weiterhin geschlossen, so dass einer unserer Highlights leider ausfallen muss. Gegen 17Uhr treffen wir uns mit Marco und gehen mit ihm und seiner Tochter in die Lounge, zu der die Gäste der Club-Zimmer und -Suiten Zugang haben. Soweit wir uns erinnern können durfte man früher in die Lounge auch ein oder zwei Gäste mitbringen, was zu unserer Überraschung nunmehr leider nicht mehr erlaubt ist.
Aber der  Mitarbeiter drückt ein Auge zu.

Rund zwei Stunden lassen wir die Vergangenheit aufleben und erzählen über dies und das. Wenn es schön ist vergeht die Zeit bekanntermaßen wie im Fluge und ich vergesse sogar, obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte, dieses Treffen fotografisch festzuhalten.

Das Buffet ist den Umständen angepasst etwas eingeschränkt: Es gibt zwei verschiedene Boxen, die z.B. aus etwas Salat, Wraps und einem Nachtisch bestehen.



Es ist anders als gewohnt aber dennoch recht schmackhaft, aber eben alles kalt. Ein schlechtes Gewissen haben wir bezüglich des Nachtisches. Da wir auf Zucker möglichst verzichten rühren wir den Nachtisch kaum an und er wandert somit in der Box verbleibend letztlich in die Tonne.

Und bald schon geht der erste Abend zu Ende. Morgen müssen wir früh aufstehen, denn ein aufregender Tag erwartet uns, der je nach Ausgang unseren Flug und damit unseren Urlaub nachhaltig verändern bzw. frühzeitig beenden könnte.
Doch dazu morgen mehr.



26.05.2022: FRA
 

Unsere Wecker klingeln bereits um 5:00Uhr und im Gegensatz zu sonst putzen wir uns nicht die Zähne, trinken nichts und statt der Mundspülung wird nur mit klarem Wasser gegurgelt.
Voraussetzung um morgen fliegen zu können ist ein negativer Corona-Test und da wir extra nachgelesen haben, was einen Test evtl. unter Umständen, in sehr seltenen Fällen und wenn man viel Pech hat negativ bzw. in diesem Fall positiv beeinflussen könnte, werden alle möglichen Fehlerquellen gemieden.


Für 6:00Uhr haben wir bereits von Köln aus einen Testtermin gebucht. Das Testzentrum ist riesig groß und rund um die Uhr besetzt aber jetzt sind nur eine Handvoll Menschen hier. Ein großes Hinweisschild gibt Auskunft über die Kosten.


Wir haben uns in den letzten Tagen mehrmals selbst getestet oder testen lassen und in den letzten zwei Wochen Kontakte auf das Notwendigste reduziert, denn es wäre schon mehr als nur ärgerlich, wenn wir gut zwei Jahre vom Virus verschont geblieben sind und uns ausgerechnet jetzt infiziert hätten.


Denn in einem solchen Fall dürften wir nicht fliegen und würden auf allen Kosten sitzenbleiben.



Zurück in unserem Zimmer warten wir gespannt auf das Ergebnis und liegen uns kurz darauf in den Armen als wir lesen, dass das Ergebnis positiv ist, weil der Test negativ ist.

Nun erfolgt die nächste Challenge: Lufthansa bietet den kostenlosen Service an, alle für die Einreise in die USA notwendigen Dokumente zu sichten und zu überprüfen. Wir spielen also digital unsere Impfnachweise sowie den negativen Test hoch. Das dauert nun doch alles länger und ist komplizierter als gedacht, denn wir sind davon ausgegangen, dass der letzte Impfnachweis, der ja den Hinweis enthält, dass es die dritte Impfung ist, ausreicht. Dem ist hingegen nicht so. Alle drei Zertifikate müssen hochgeladen werden und als wenn das nicht reichen würde, müssen wir in einem digitalen Formular auch noch alle Eckdaten erneut eingeben: Datum der Impfungen, Impfstoff usw.


Den Service der Lufthansa kann man ab 72 Stunden vor Abflug bis hin zu 8 Stunden vorher in Anspruch nehmen. Um 7:00Uhr etwa haben wir diese spannende und nervenaufreibende Prozedur geschafft und gehen zum Frühstück. Seit gut 2 Jahren frühstücken die Gäste der Club-Zimmer und -Suiten nicht mehr in der Lounge sondern im Flavers, dem Restaurant, das allen Gästen, die ein Frühstück gebucht haben, nutzen können.

Nun ist die Sache so: Das Angebot im Flavers ist riesig und nicht vergleichbar mit dem der ehemaligen kleinen Lounge, aber hat auch nicht das intime Flair der Lounge.

Außerdem gewinnen wir den Eindruck, dass sich die Atmosphäre verändert hat. In den ersten Jahren versprühte das Flaver fast schon einen gediegenen und vornehmen Flair. Die Tische waren bereits schön eingedeckt und jetzt sind die einstigen Stoffservietten den einfachen Papierservietten gewichen. Auch das Angebot scheint etwas geschmälert zu sein, zumindest den frisch gepressten Orangensaft, den Speck für die Eier und auch die gebackenen Bohnen können wir nirgends entdecken.

Auch das Personal scheint ausgewechselt zu sein, denn als wir von einer Kellnerin hören "Wollt ihr noch was?" sind wir irgendwo zwischen erschrocken und amüsiert.

Dafür erhalten wir während des Frühstücks per Mail die beruhigende Rückmeldung der Lufthansa, dass unsere Unterlagen korrekt sind und einer Einreise nichts im Wege steht.

Gegen 10Uhr machen wir uns in Richtung des Besucherservices auf, weil wir dort erneut eine Besichtigung bzw. Rundfahrt über den Frankfurter Flughafen planen. Das ist unsere dritte Tour und eigentlich haben wir sie nicht für uns sondern wegen unseres Freundes Michael gebucht, der ja nun nicht dabei ist.

Zwei Stunden dauert die sog. "XXL-Tour", die sicherlich nach wie vor interessant ist, dennoch kommen wir zu dem Schluss, dass wir sie letztmalig machen. Irgendwann ist man "halt durch", zumal sie im Gegensatz zu unseren ersten beiden Touren heute auch ausgebucht zu sein scheint und damit ziemlich voll ist.

 Auf dem Rückweg ins Hotel lassen wir uns an einem Kiosk noch schnell die Bordkarten ausdrucken und planen jetzt eine schöne Tasse Kaffee im Zimmer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Leider tut sich ein Problem auf: Während die ausgedruckten Bordkarten soweit in Ordnung sind zeigt uns die App an, dass für Anita keine digitale Bordkarte erstellt werden kann, weil etwas mit den Impfnachweisen nicht stimmt.

Demzufolge gehen wir zum Lufthansa-Service, doch hier bedient uns ein freundlicher und sicherlich bemühter, aber offensichtlich überforderter Mitarbeiter. Er spielt mit meinem Smartphone, scheint aber zunächst das Problem und im weiteren Verlauf auch die App auf dem Handy nicht zu verstehen. Dafür versucht er uns zu beruhigen und geht davon aus, dass mit unseren Bordkarten alles in Ordnung sei. Ungeachtet dieser netten aber nicht durch Kompetenz untermauerten Meinung gehen wir direkt zu einem der für uns zuständigen Schaltern und tragen unser Problem erneut vor.

Diese Mitarbeiterin erfasst unser Problem zügig, kontrolliert im Computer alle hinterlegten Unterlagen und kommt letztlich zum gleichen Ergebnis, dass wohl alles in Ordnung sei. Sie scherzt sogar noch, dass wir ja langweilig sind, weil alles Notwendige aus ihrer Sicht korrekt vorliegt.
Wir gehen etwas beruhigt zurück ins Zimmer und die vorhin erwähnte und geplante gemütliche Tasse Kaffee fällt leider dem zwischenzeitliche Prozedere zum Opfer, denn mittlerweile ist es bereits Zeit, in der Lounge zu Abend zu essen.


Wieder gibt es die bereits erwähnten durchaus schmackhaften Boxen und zurück auf dem Zimmer beschließen wir im weiteren Verlauf tatsächlich, nochmals in die Lounge zu gehen.


Und gegen 22:00Uhr geht es dann ins Bett und vom Bett aus können wir diesmal zwar leider nicht den Flughafen sehen, der langsam in den Nacht-Modus umswitscht, dafür aber, wie die Lampen der Hotelzimmer angehen und bald schon wieder verlöschen.

 

27.05.2022: Frankfurt (FRA) - Los Angeles (LAX) - Las Vegas

Anderer Tag aber gleiche Weckzeit, denn wir würden gerne um 6:30Uhr beim Frühstück sein. Morgentoilette, ordentliches Aufräumen der Räume, Trinkgeld schon mal rauslegen und alles in die Koffer und Rucksäcke verstauen in der Hoffnung, dass man später noch weiß, wo alles steckt.

Um es der Maid möglichst einfach zu machen benutzen wir üblicherweise immer nur einen Mülleimer, doch daran ist heute nicht zu denken. Wir nutzen unsere Urlaube oder Wochenend-Ausflüge oft auch dazu, alte Kleidungsstücke, deren Ende naht, noch einmal zu tragen, dort zu entsorgen um mit weniger Gepäck zurückzukehren. Diesmal ist eben viel zusammengekommen, zumal sich auch noch einige Kosmetika angesammelt hat, die Anita immer mit „Können wir dann in Frankfurt aufbrauchen“ deklariert.

Wir sind überrascht: Glaubten wir, um 6:30Uhr beim Frühstück fast allein zu sein so sind wir erstaunt, wie viel jetzt schon los ist. Die Geschäftsleute überwiegen heute stark.

Nach nur einer halben Stunde sind wir durch. Das Frühstück fällt heute deutlich weniger üppig als sonst, denn erfahrungsmäßig wird es heute ein recht umfangreiches Mittagessen im Flugzeug geben.

Das Auschecken geht schnell und mit so viel Freundlichkeit, wie wir es in der Regel vom Sheraton gewohnt sind.
Bei den Sicherheitskontrollen kommen wir in den Genuss der Fast-Lane, die speziell mir heute wenig nutzt, da ich mit den unendlich vielen Taschen meines Rucksackes und des Trolleys leicht überfordert bin. Wo habe ich denn heute Morgen das Laptop reingesteckt, und das Tablet und….?
Aber dann finde ich doch alles an den richtigen Stellen, muss aber doch Koffer und Jacken genauer untersuchen lassen, weil man die 3D-GoPros genauso wenig kennt oder nicht vertraut wie unserem neuen Gimbal.

Wir haben noch Zeit und verbringen sie in der Lufthansa-Lounge.

 

Zunächst ist sie nur recht gut besucht, als wir gehen hinggen so voll, dass man sich unsere freigewordenen Plätze sofort schnappt.

Um 9:50Uhr sollen wir am Gate sein, wir sind natürlich etwas früher da und hier muss jeder Fluggast zu einem Schalter, an dem freundliche Mitarbeiter die Bordingkarten überprüfen und fragen, ob man denn alle Voraussetzungen (negativer Test, Impfnachweise etc.) erfüllt.

Anita wird erwartungsgemäß zur Seite genommen, weil sie einer besonderen Kontrolle unterzogen werden wird. Wir wissen das seit gestern, weil auf Anitas Bordingkarte ein entsprechender Code vermerkt ist, auf den Mischa uns einmal hingewiesen hat.

Was wir nicht wussten, dass die Räume zwecks der Untersuchung ein gutes Stück vom Gate entfernt sind und der ganze Weg, den wir von der Lounge zum Gate hinter uns gebracht hatten, muss Anita nun wieder hin und anschließend zurück.
Ich werde langsam nervös, denn es sieht so aus, dass das Boarding gleich beginnen wird und ich schon davon ausgehe, dass unser Preboarding entfällt. Aber im letzten Moment klappt es dann doch noch und wir dürfen in die Maschine.

Unsere Plätze sind im Oberdeck der 747-8 in der Business-Class, die wir uns aufgrund der zweijährigen Abstinenz und den mehrmaligen Umbuchungen gönnen.
Wieder sitzen wir in der Reihe 84 und genießen die geräumigen Sitze. Schlafen ist hier gesichert.
Auch die Begrüßung ist so, wie man es hier erwarten darf. Wir sitzen noch gar nicht richtig, da wird uns schon ein Begrüßungsgetränk angeboten. Ausnahmsweise nehme ich eher Anita zuliebe auch ein Glas Champagner, das ich aber nach einem Schluck schon weiterreiche, weil ich nicht der Freund dieser Getränke bin.

Nachdem das Boarding beendet ist geht es auch schon bald los und kaum auf der vorgesehenen Flughöhe beginnt schon der Service.

Anita und ich sind uns bei der Essenswahl, die sich erwartungsgemäß wieder verlockend anhört, mal wieder zufällig einig und wir nehmen als Vorspeise Mariniertes Black Angus Rindfleisch mit Spargel und als Hauptspeise Spargel. Abgerundet wird dieses köstliche Mahl nicht mit einer italienischen Eisspezialität sondern mit einer Käseauswahl.


Was wir in 30 Jahren Fliegerei feststellen können: Das Essen hat sich geschmacklich und qualitativ enorm entwickelt. In den ersten Jahren unserer Fliegerei habe ich die Speisen einige Male nicht gegessen, da es mir wie einfaches Fertiggericht vorkam. Mittlerweile ist das anders. Qualitativ und geschmacklich ist es vergleichbar mit dem Essen in einem Restaurant und das unabhängig der Airlines und der Buchungsklassen. Je nach Buchungsklasse liegen die Unterschiede allenfalls in der Auswahl und wie es angereicht wird.

Nach dem Essen und etwas Wein sowie den vielen Film und Fotoaufnahmen, die ich für die spätere Show benötige, fahren wir unsere Sitze in die Liegeposition. Das ist so der einzige Punkt, der uns beim Fliegen wirklich wichtig ist, dass wir über eine so lange Strecke bequem sitzen und sogar ein paar Stunden schlafen können.

Der Service ist hervorragend: Immer wieder gehen die drei Flugbegleiterinnen, die für hier oben zuständig sind, durch das Deck und versorgen uns reichlich mit Getränken und Snacks. Eine nette Geste ist es auch, dass die Flugbegleiterin mal auf uns zukommt und sich erkundigt, ob es uns gut geht oder ob sie etwas für uns tun kann.
P.S.: Haben wir vielleicht den Eindruck erweckt, es würde uns nicht gut gehen? :-)

An dieser Stelle einen besonderen Dank an die Flugbegleiterinnen, die aus unserem besonderen Flug einen ganz besonderen Flug gemacht haben.

 

Und wer unseren Hinflug auf YouTube sehen möchte, der folge diesem Link:

 

Kurz vor der Landung gibt es dann noch einmal ein Essen, wobei wir uns diesmal nicht einig waren. Anita hat die kalte Variation vorgezogen (Roastbeef mit Kartoffelsalat und Wachteleiern), während ich was Warmes bevorzuge (Überbackene Aubergine).
Wir landen mit gut 30 Minuten Verspätung und das Unboarding klappt nicht ganz reibungslos. Irgendwie stockt es auf der Treppe nach unten zum Hauptdeck und bei der Imigration erschrecken uns riesige Warteschlangen. Etwa 1,5 Stunden benötigen wir bis wir endlich durch und an der frischen Luft sind. Übrigens entfällt offensichtlich derzeit die Kontrolle der Zollerklärung etc. Anita war im Flugzeug schon nervös, weil keine Zollerklärungsformulare verteilt wurden, was aber für sie kein Problem darstellt, denn sie hat selbstverständlich noch welche auf Vorrat im Handgepäck.

Diese brauchen wir aber erstmalig gar nicht.

Wir merken, dass wir uns am Flughafen Las Vegas besser auskennen als hier in Los Angeles, denn wir irren zunächst paar Minuten durch die Gegend bis wir den Shuttle zum Autovermieter finden. Bei Alamo angekommen haben wir das Glück, dass es keine Warteschlange gibt. Noch nicht. Denn während wir am Schalter alle Formalitäten klären entwickelt sich nun doch eine längere Warteschlange.

Ich suche uns einen GMC aus und bin zunächst etwas verwirrt, denn ich finde keinen Wählhebel für die Gangschaltung/Automatik, weder am Lenkrad noch wie üblich in der Mitte. Die Erklärung: Statt eines Wählhebels gibt es für die Gänge einen Schalter.
Knapp 300 Meilen liegen nun zwischen der Vermietstation und unserem Hotel in Las Vegas, was bedeutet, dass eine etwa 4 bis 5 stündige Fahrt vor uns liegen wird. Soweit die Theorie.

Uns erwartet jedoch ein Stau nach dem anderen. Anita tröstet mich und meint, sobald wir aus Los Angeles raus und auf der I-15 sind, wird es besser laufen. Doch leider irrt sie sich. Sogar auf der I-15 überrascht uns ein weiterer Stau und so werden es 8 Stunden, bis wir um 23:30Uhr endlich beim Alexis-Resort ankommen.


Berücksichtigen muss man, dass heute Freitag ist und das erhöhte Verkehrsaufkommen aufgrund des Memorial-Days und des damit verlängerten Wochenendes zu erwarten war, aber für uns steht fest, dass wir den nächsten USA-Besuch anders planen werden.

Denn der Verkehr in Los Angeles ist eigentlich immer katastrophal hoch.

"We are also back" :-)

Vor Jahren waren wir mehrere Male hier, bis wir irgendwann unser Stamm-Hotel gewechselt haben. Der Empfang gegen Mitternacht ist gewohnt freundlich und die Zimmer so, wie wir sie noch kennen. Mit einer Ausnahme: Die Suite geht über zwei Etagen und früher gab es auf der Treppe, also quasi auf der Zwischenetage, einen kleinen Hot-Tub. Den gibt es mittlerweile in allen Suiten -aus welchen Gründen auch immer- nicht mehr. Damals fanden wir das sehr originell und haben ihn auch regelmäßig genutzt.



Fraglich, ob wir ihn jetzt noch nutzen würden, wenn es ihn noch gäbe, denn wir sind trotz des guten Schlafs im Flugzeug doch übernächtigt und außer einer Tasse Kaffee und einem kleinen Snack, den wir von der Tanke mitgebracht haben, suchen wir nur noch das Bett und schlafen, wen wundert das, auch sofort ein.
Gute Nacht!

 
28.05.2022:  Las Vegas – "TE-AH-Campground"

Um 5:00 Uhr geht der Wecker aber wir sind schon knapp eine Stunde vorher wach. Es liegt also eine sehr kurze Nacht hinter uns.

Unsere erste Station ist Denny´s für ein Frühstück, auf das wir ja nun über zwei Jahre verzichten mussten. Vom Denny`s aus geht es zum Storage, wo wir unsere Koffer und Rucksäcke einschließen, damit wir sie anschließend zur Übernahme des Wohnmobils nicht mitschleppen müssen. Im Gegensatz zu unserem letzten Urlaub befindet sich der Storage zum Glück in einem nicht ausgeraubten Zustand. Die Staubschicht ist deutlich geringer als befürchtet, ja, sogar kaum vorhanden.

Wir geben unseren Wagen wieder vollgetankt an der Rental Car Station ab. Die Benzinpreise sind ein kleiner Schock für uns:

 

 

In Kalifornien kostet die Gallone Regular derzeit über $6, in Nevada etwas drunter. Dann rechnen wir mal mit dem Schlimmsten, wenn wir am Ende des Urlaubs durch Death Valley fahren.

Übrigens haben wir im Wagen einen zweiten Autoschlüssel gefunden. Nach einigem Probieren stellen wir fest, dass dieser Schlüssel gar nicht zu diesem Fahrzeug gehört, was bedeutet, dass irgendwo bei Alamo ein Mietwagen nicht ausgeliehen wird, weil der Schlüssel fehlt. Mir fehlt die Phantasie, wie so etwas passieren kann und noch mehr, wie dort damit umgegangen wird.

Mit dem Taxi geht es dann zu El Monte. Wir haben einen sog. „Early Bird“ mit gebucht, der leider nicht umsonst ist, uns aber eine schnelle Übernahme des Fahrzeugs sichert. Tatsächlich sind wir die einzigen Mieter im Moment und somit geht die Übernahme richtig schnell.
Die Schatten von Corona sind unübersehbar: Es herrscht Maskenpflicht, der Getränkeautomat ist abgebaut und auch die kleine Kaffee-Ecke ist verwaist.

Obwohl wir den gleichen Wagentypen wie in den letzten Jahren gebucht haben und er im Wesentlichen auch den Buchungsrahmen entspricht, deckt er sich nicht ganz mit unseren Erwartungen. Es scheint ein neueres Modell zu sein:

Statt zwei Slider hat er nur einen, der allerdings über die komplette Seite reicht und es fehlt ihm der Backofen. Dadurch wird es keine Croissants zum Frühstück geben.

Es gibt aber auch Positives: Er ist mit einer Rückfahrkamera ausgestattet, was wirklich Sinn macht. Und die Seitenassistenten (Signal ertönt, wenn ein Fahrzeug parallel und ggf. im Toten Winkel fährt) sind eine gute Entwicklung. Auch die Elektronik im Aufbau hat sich verändert: Das Panel für die Klimaanlage und Heizung sind nun im Schlafraum und von dort aus bedienbar.
Deutlich größer geworden ist das Badezimmer, was jetzt Dusche und Toilette vereint und ein Durchgangszimmer ist, d.h. man kann vom Wohnbereich durch das Bad ins Schlafzimmer gehen. Nachteil: Das Schlafzimmer ist deutlich beengter als im Vorläufermodell.

Mit den Köpfen müssen wir schlackern, als wir die TV-Ausstattung sehen: Das Motorhome hat vier(!) Fernseher. Einen großen im Wohnbereich, einen weiteren im Schlafzimmer und zwei weitere in den Etagenbetten. So können die Kinder in den beiden Etagenbetten jeweils ihr eigenes Programm sehen. Wie viele TV-Geräte werden wir in den nächsten zwei Wochen nutzen? Vermutlich so viele, wie in den letzten Jahren jeweils: Keins!

Schon eine halbe Stunde später räumen wir annähernd den ganzen Storage in unser Wohnmobil, was gefühlt nur geringfügig übertrieben ist.
Die Möglichkeit, alles im Wagen unterbringen zu können, verkürzt die Beladungszeit enorm. Wenn wir mit einem SUV oder insbesondere mit einem Cabrio unterwegs sind, wird bei jedem Gegenstand aus Platzgründen abgewogen, ob wir ihn wirklich mitnehmen wollen.
Im Wagen sieht es recht chaotisch aus, denn wir haben alles mehr oder weniger nur reingeworfen und das akribische Einräumen erfolgt heute Abend.

 

Nach weniger als einer Stunde verlassen wir den Storage in Richtung Zion.

 

 

In Hurricane geht es fast schon traditionsgemäß zum Walmart um Vorräte einzukaufen.


Gegen 19:30 Uhr kommen wir auf dem TE-AH-Campground an, der etwa 80 Meilen nördlich vom Zion liegt und für uns völlig neu ist. Bevor wir in den Campground abbiegen fahren wir an dem Navajo-Lake vorbei.

Eine Campsite haben wir vorsorglich reserviert, was sinnvoll ist, denn der Campground scheint komplett belegt zu sein. Die einzelnen Campsites liegen in einem kleinen Waldgebiet und sind schön angelegt, so dass eine gewisse Intimität und Abgeschiedenheit gegeben ist. Beim Anblick unserer Campsite müssen wir allerdings schlucken und fragen uns, ob wir uns nach einer Alternative umsehen müssen.

Die Campsite ist ungewöhnlich schief, d.h., sie geht bergauf und hat einen Buckel. Wir befürchten, dass wir mit dem langen Camper evtl. in der Mitte aufsetzen.
Auf jeden Fall wird er schief stehen und die Rampen werden das nicht ausgleichen können.
Wir rangieren so gut es eben geht, der Wagen setzt auch nicht auf aber unsere Befürchtungen bestätigen sich, dass die beiden Rampen die schiefe Ebene nicht ausgleichen können.


Während wir nun unsere Klamotten akribisch einräumen laufen wir im Wagen permanent bergauf oder bergab…

Übrigens nutzt uns die Routine des Einräumens, die wir in den letzten Jahren gewonnen haben, heute wenig, denn die Einrichtung weicht stark vom Vorgängermodell ab, so dass wir völlig neu denken müssen, wo was am besten eingeräumt wird. Uns ist klar, dass der eine oder andere beim Lesen dieser Zeilen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wird. Aber Ordnung im Camper ist ganz wichtig, um auch schnell an seine Sachen zu gelangen. Wenn wir etwas in unseren Cabrio-Zeiten und während unserer Zeltphase gelernt haben, dann ist es, dass Unordnung und das ständige Suchen viel Zeit und Nerven kostet.
Am Ende unserer „Monk-Phase“ genießen wir unsere Chicken-Stripes vom Walmart und noch mehr die gemütliche Tasse Kaffee, bevor es dann langsam in das Bett unseres Campers geht.

 

29.05.2022: TE-AH-Campground

Heute haben wir keine Wecker gestellt und wachen dennoch recht früh auf.
Es ist etwas kühl und wir brauchen einige Zeit, bis wir die Heizung in Betrieb nehmen können. Die Bedienung weicht von den bisherigen Wohnmobilen, die wir gefahren sind ab, und erstmalig liegt dem Wagen keine Bedienungsanleitung bei. Diese manchmal fast wie ein Telefonbuch dicke Anleitungen haben uns in der Vergangenheit schon oft geholfen.
Aber irgendwann einmal haben wir durch Try and Error die Funktion kapiert. Außergewöhnlich aber nicht unpraktisch: Klimaanlage und Heizung lassen sich vom Bett aus regeln und nicht wie bei den Vorläufermodellen vom Hauptpanel aus.

Nach dem typischen Frühstück testen wir unsere Wanderschuhe, denn die haben ja nun über zwei Jahre ungelaufen im Storage verbracht und wir wissen, dass solches Schuhwerk ggf. aushärten und dann recht schnell  brüchig werden kann. Aber unsere Schuhpflege an jedem Urlaubsende macht sich bezahlt, nach einem herzlichen „Schön, euch wiederzusehen“ sind wir schon in ihnen drin und es läuft sich gut. Eigentlich wollen wir nur mal über den Campground, entscheiden uns aber dann doch für eine längere Runde in Richtung des Sees. Der Campground liegt recht hoch und so sind die Temperaturen zwischen sehr angenehm, wenn die wenigen Wolken weg sind, und recht frisch, wenn sie sich vor die Sonne drängeln oder der Wind aufkommt.


Wir gehen bis zum Trailhead der Navayo Lake Loop

und noch ein Stück weiter...
und kehren dann wieder um zum Campground.

Den Nachmittag über relaxen wir und am Spätnachmittag, noch vor dem Grillen, beginnen wir mit der üblichen Wasserumfüllaktion:



Da das Wohnmobil zwar durchaus sauberes Wasser aber eben kein absolut sicheres Trinkwasser bereitstellt, müssen wir stets entweder Wasser auffüllen oder kaufen. Im Camper selbst sind kleine Flaschen handlicher als die großen Wasserkanister in Gallonengröße. Im Sinne der Nachhaltigkeit behalten wir schon seit einigen Jahren unsere alten kleinen Flaschen und füllen sie mit den Kanistern auf.

Und jetzt beschäftigen wir uns mit den Fahrrädern, deren Reifen durch die lange Wartezeit platt sind. Kurze Inspektion und dann testen wir sie auf einer kurzen Tour von ca. 70 bis 80 Kilometern.

Ja, das war ein Scherz. Wir fahren einmal über den Campground mit geschätzten 70 bis 80 Metern.

Wir beginnen mit dem Grillen, doch der Wind hat ziemlich aufgefrischt und es wird zunehmend kühler, so dass wir es vorziehen, lieber im Wagen zu essen.
Die obligatorische Tasse Kaffee rundet den Abend in schönster Form ab. Nun bleibt noch Zeit aufzuschreiben, was wir morgen beim Walmart in Hurricane noch einkaufen müssen, nämlich jede Dinge, die wir entweder vergessen haben oder jene, die uns erst jetzt eingefallen sind.
Und schon bald geht es ins Bett.

30.05.2022: TE-AH-Campground – Zion National Park

Gegen 6:00 Uhr werden wir wach. Wurde es in der Nacht zuvor irgendwann einmal recht frisch, ist es in der letzten Nacht richtig kalt geworden, und ich meine hier im Wohnmobil.
Zum Glück haben wir ja gestern experimentell die Funktion und Bedienung der Heizung erlernt.

Anita und ich kauern uns vor die Heizung. Gestern Abend hatte ich aus Neugier mal unser Thermometer installiert oder besser gesagt, den Geber für den Außenbereich rausgeworfen und jetzt sehen wir im Display, weshalb uns kalt ist:

Draußen sind es Minus 2,2Grad Celsius und hier im Wohnmobil gerade mal plus 2,3 Grad, also lausig kalt.
Man beachte, es herrscht zwischen Außenwelt und Innenwelt gerade mal eine Temperaturdifferenz von 5 Grad. Zum Vergleich: Bei einem Zelt geht man von einer Temperaturdifferenz von 3 Grad aus, was bedeutet, dass die Isolation eines amerikanischen Verleihmotorhomes nicht viel besser ist, als die einer zwei Millimeter dicken Zeltbahn.

Nach dem Frühstück ziehen wir den Slider rein, fahren vorsichtig von unseren Auffahrrampen, rangieren aus der Campsite und machen uns langsam auf den Weg zum Zion National Park.

Beeilen wir uns sonst fast immer, weil wir bis spätestens um X Uhr am Ort Y sein müssen oder wollen, ist es heute genau umgekehrt. Wir wollen auf keinen Fall vor 12 Uhr im Zion sein.

Warum?
Check-In für unseren Campground ist 12 Uhr und falls wir vorher im Zion ankommen sollten, werden wir aufgrund des verlängerten Wochenendes große Schwierigkeiten haben, für unser Wohnmobil einen Parkplatz zu finden.

Von daher gehen wir es langsam an.

Das zeigt sich allein beim Shopping im Walmart, was ganz im Gegensatz zu sonst eher einem Schlendern gleicht. Im eingebundenen Subway gehen wir ins Internet, checken die Mails und recherchieren, ob wir ggf. unsere Route noch etwas abändern sollen und doch noch am North Rim des Grand Canyons eine Campsite ergattern. Manchmal hat man ja Glück und findet noch eine stornierte Site. Aber da ist leider nicht dran zu denken.

Unterwegs tanken wir, obwohl das System angibt, dass wir mit dem verbliebenem Sprit noch gut 200Meilen fahren könnten. Bei $150 schaltet die Tanksäule ab. Wir können uns nicht erinnern, schon mal so viel an der Tanke gezahlt zu haben.

Beeindruckend ist die Kaskade an Tesla-Ladesäulen, wir wie sie in Deutschland noch nie gesehen haben.

Gegen 13 Uhr erreichen wir den Eingang zum Zion und sehen das Ergebnis des damaligen Umbaus: Es gibt nun einen Schalter mehr, was dem heutigen Ansturm angemessen ist.

Wir checken auf der Loop B des Watchman-Campgrounds ein und stellen fest, dass die Stelle ganz nett ist.

Kaum angekommen schnappen wir uns die Räder und radeln die knapp 6 Kilometer des Pàrus-Trails hin und zurück. Der Trail ist geflutet mit anderen Radlern, die auf ihren gemieteten E-Bikes locker über den kleinen Anstieg schweben, während wir schon etwas kräftiger in die Pedale treten.

So viele Radler haben wir hier in all den vielen Jahren noch nie angetroffen.
Bevor wir wieder zum Campground fahren halten wir noch kurz am Visitor-Center und dem Giftshop an. Wir vermuten, dass es Corona geschuldet ist, dass der Store nur in einer Richtung begangen werden darf, dass es dort keine CDs im Verkauf gibt (Ansteckung durch die Benutzung der Kopfhörer oder weil sich Kunden hier zu lange aufhalten?) und dass die Ranger draußen ihre Infos geben. Das heißt, der innere Ranger-Teil ist derzeit geschlossen.
An diesem Info-Stand hat sich eine Schlange gebildet, der Store ist recht voll und auch draußen auf dem Platz wimmelt es so von Besuchern.

Wir sind froh, dieses Getümmel schnell wieder verlassen zu können.

Am Spätnachmittag beginnen wir dann mit dem Grillen. Es gibt Würstchen, Spargel, Kartoffelsalat und natürlich unseren Käse-Mais-Salat. Unseren Picknick-Tisch können wir zum Glück in den Schatten tragen, denn die Sonne brennt recht kräftig. Weil es recht windig ist verschieben wir das Lagerfeuer lieber auf morgen und lassen den Tag im Wohnmobil bei einer Tasse Kaffee gemütlich ausklingen.

31.05.2022: Zion, Watchman-Campground

Für heute planen wir eine Radtour vom Campground über den Pàrus Trail bis zu Temple of Sinawava und zurück. Dabei lassen wir noch offen, ob wir uns von der Canyon Junction bis zu einer der höhergelegenen Stationen mit dem Shuttle hochfahren lassen oder den Anstieg selbst zu meistern versuchen. Denn gerade das erste Stück zwischen Canyon Junction und Court of the Patriarchs ist lang und steil.

Nach unserem typischen Frühstück (Ein Brötchen mit Wurst bzw. Käse und dank unseres Wohnmobils ohne Croissant) radeln wir gegen halb neun Uhr los. Angeblich soll es heute sonnig sein aber im Moment  liegen noch einige Wolken über uns. In den sonnigen Abschnitten ist es angenehm warm, bei den schattigen Passagen sind wir froh, doch noch unsere Jacken bzw. die Hemden drüber gezogen zu haben.

Gleich nach dem South-Campground geht es auf den Pàrus Trail und das Treten geht nicht ganz so leicht wie wir das gerne hätten. Nach knapp 3 Kilometern über den Pàrus-Trail erreichen wir Canyon Junction und auf dem Weg dorthin haben wir eben beschlossen, auf jeden Fall den steilen Anstieg anzugehen und uns nicht mit dem Shuttle hochfahren zu lassen.
Jetzt, an der Junction angekommen, stellen wir fest, das ginge auch gar nicht, denn diese Station wird derzeit nur von den runterkommenden Shuttles angefahren, nicht von denen, die hoch fahren. Ob das nur ein temporärer Zustand ist oder so bleiben wird, wissen wir nicht und auch der Sinn der Schließung erschließt sich uns nicht.
Hätten wir also den Beschluss gefasst, uns von hier aus hochfahren zu lassen, hätten wir jetzt ziemlich dumm aus der Wäsche geschaut.

Der Abschnitt zwischen Canyon Junction und Court of the Patriarchs ist nicht nur, wie bereits erwähnt, recht steil sondern macht ihn mit knapp 2,5 Kilometern schon zu einer Herausforderung, zumindest für uns. Es gab Zeiten, da schaffte ich ihn ohne auch nur einmal anzuhalten.
Jetzt bremsen uns Alter, die nicht ganz sauber arbeitenden Gangschaltungen und immer wieder die Shuttles, bei denen man gezwungenermaßen rechts anhalten muss, damit sie uns sicher passieren können und dürfen.

Viele Radler kommen uns entgegen oder überholen uns aber bis auf wenige Ausnahmen sind das alles Radler mit E-Bikes, die man hier mittlerweile ausleihen kann. Sie treten locker und lachend in die Pedale während uns die Zungen raushängen oder wir ein Stückchen gehen statt radeln.

Trotz unserer gequälten Gesichter sind wir überzeugte M-Biker (Manuell) und wehren uns nach wie vor gegen E-Bikes. Wir sehen den Anstieg als eine Herausforderung.

Wir schätzen den Anteil der E-Bikes hier im Zion derzeit bei über 90% und es ist ein erhabenes Gefühl, wenn sich die 10%-M-Biker begegnen und gegenseitig mit Daumen hoch Respekt zollen. Wir wissen heute Abend, was wir geleistet haben, insbesondere auch unsere Beine.

Wir machen kein Hehl draus: An jeder Station machen wir ein paar Minuten Pause, an der dritten Station, der Zion Lodge, gehen wir sogar eine Tasse Kaffee trinken.

Kurz darauf geht es weiter über The Grotto bis zur Station „Weeping Rock“,

 

die derzeit auch nicht angefahren wird, weil sie aufgrund der Flashflood vor einiger Zeit immer noch geschlossen ist.

 

Nach Big Bend erreichen wir dann das Ende des Zion Scenic Drive, die Station Temple of Sinawava. Die vielen Fahrradständer, die vor einigen Jahren installiert wurden, sind fast alle besetzt.

Wir pausieren kurz am Virgin River. Von den Wolken ist nichts mehr zu sehen und das Wetter entspricht der Vorhersage.

Und dann geht es wieder los, jetzt aber reiht sich ein „Saus“ an den anderen, d.h. es geht tendenziell bergab und da macht das Radeln einfach richtig Spaß.
An der Zion-Lodge machen wir auf „unserer“ Wiese unter „unserem“ Baum Pause. Jeder, der schon mal hier war, kennt die große Wiese mit dem riesigen schattenspendenden Baum in der Mitte. Dieser Ort ist einfach prädestiniert für einen Snack und wir können uns nicht erinnern, jemals hier nicht pausiert zu haben, wenn wir im Zion waren.


Obwohl wir seit langer Zeit „Zwischen-Snacks“ meiden und auch auf Fritten verzichten, schmeißen wir nach langer Zeit unsere guten Vorsätze einmalig über Bord um unserer Tradition zu genügen.
Da ich unsere Radelei ausgiebig mit verschiedenen GoPros dokumentiere, dauert es ein wenig, bis ich sie nach der Pause wieder montiert habe und wir losfahren. Ich werde schon nervös, denn die Fahrradplätze sind alle besetzt und Radler warten schon, bis ich unsere Plätze freigebe. So etwas habe ich hier noch nie vorher erlebt.

Was uns positiv auffällt ist die Quote der Fahrradhelmträger, die ich auf fast 100% schätzen würde. Überhaupt können wir uns heute nur an einen einzigen Radler ohne Helm erinnern.

Wie bereits gesagt geht es im weiteren Verlauf bergab und besonders das steile Stück, das heute Morgen so beschwerlich war, wird nun zu einem Quell der Freude.
Irgendwann am Nachmittag erreichen wir unsere Campsite und nach zwei eiskalten Getränken besuchen wir noch einmal das fußläufig entfernte Visitor-Center, da Anita ja noch ihren Stempel für Ihren Passport benötigt.

Zurück auf der Campsite beginnen wir wieder mit dem Grillen, heute gibt es ganz kleine Steaks mit Champions und den üblichen Salaten.

 

Und danach machen wir unser Lagerfeuer, wobei wir doch überrascht sind, dass das seit fast drei Jahren im Storage gelagerte Holz zunächst so schlecht brennt.

Und nachdem aus den lodernden Flammen nur noch rote Glut entstanden ist, geht es auch schon wieder ins Bett, nicht jedoch ohne den abendlichen Kaffee, den wir im Scheine des Lagerfeuers noch zu uns nehmen.

 
01.06.2022:  Zion, Watchman Campground - Kodachrome Basin State Park
Nach der morgendlichen Routine geht es gegen 8 Uhr los. Früher können wir nicht starten, denn aufgrund des großen Wohnmobils wird der Tunnel im Park in eine Fahrrichtung gesperrt und das geht erst ab 8 Uhr. Nach wenigen Minuten erreichen wir die Tunneleinfahrt und vorsorglich weise ich die Rangerin noch darauf hin, dass die maximale Höhe der Fahrzeuge, die den Tunnel passieren dürfen, laut Schildern mit 15.1 Feet angegeben ist, unser Wohnmobil jedoch 15.5 Feet hoch ist.
Die Antwort der Rangerin empfinde ich als etwas dreist. Sie meint, sie arbeitet hier schon so lange, dass sie weiß, welche Fahrzeuge hier durchpassen.

Nach dem Tunnel klettern wir mit unserem Wagen die Anstiege hoch.


Wir verlassen den Zion in Richtung Mt. Carmel, von uns auch "Scones Hill" genannt, weil es dort im Restaurant des Golden Hills Motel die einzigartigen Scones gibt. Und obwohl wir seit längerer Zeit weitgehend auf Zucker verzichten, werden wir uns diesmal für einen Scone entscheiden. Gegebenenfalls teilen wir uns ja einen.



Wir albern so rum: "Und wehe, es ist geschlossen, weil es mal wieder renoviert wird." Tatsächlich ist uns das vor Jahren im Winter schon einmal passiert aber wir gehen mal nicht davon aus, dass jetzt im bevorstehenden Sommer, wo nach Corona ein Hoch der Touristen prognostiziert wird, renoviert wird.
Es wird nicht renoviert.



Die Sache ist viel trauriger: Es wird für immer geschlossen:



Anita trifft beim Rundgang einen Monteur, der gerade dabei ist, das Motel auszuräumen und spricht ihn an. Tatsächlich wird das Motel abgerissen. Nachdem es 1959 erbaut wurde ist es mittlerweile sehr in die Jahre gekommen und ein Investor nimmt viel Geld in die Hand, um es neu aufzubauen.
Auf unserer ersten Tour in den Südwesten 1993 haben wir hier erstmalig und in den Jahren drauf noch einige weitere Male hier genächtigt. Und bei einem unserer ersten Übernachtungen erhielten wir an der Rezeption einen Discount von 10 Prozent für das Restaurant und dabei die Scones kennengelernt. Bei keinem Besuch den Zions haben wir es versäumt, hier einzukehren und haben auch schon Marco und Michael hier hergeschleppt.




Keine Frage: Das Motel war tatsächlich in die Jahre gekommen und auch das Restaurant hat trotz zwischenzeitlicher Renovierungen schon bessere Zeiten gesehen. Aber wir bedauern es, dass wieder ein klassisches eingeschossiges, von privat geführtes Motel einem mehrstöckigen Ketten-Motel weichen muss.
Wir sind gespannt, was hier in einiger Zeit wohl stehen wird.

Zwangsläufig müssen wir uns nun heute nach einer anderen Frühstücksmöglichkeit umsehen. Zwar könnten wir auch im Wohnmobil unsere Stulle essen, aber analog zu den Worten von Linus aus "The Peanuts":  "Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man den Magen auf ein Erdnussbutter-Sandwich eingestellt hat und dann ist die Erdnussbutter leer".
Gehen wir doch einfach auf der anderen Straßenseite zu dem Restaurant des Thunderbird-Motels. Es ist aber wie verhext, das Restaurant hat ebenfalls geschlossen, im Gegensatz zum Golden Hill aber wohl nur temporär.

Wir entscheiden uns weiterzufahren und irgendwo anzuhalten, wenn uns ein Restaurant zusagt.
Wenige Meilen weiter fahren wir an der Stelle vorbei, an der vor einigen Jahren die "Forsters German Bakery" eröffnet hat. Dort haben wir vor paar Jahren unsere sicherlich teuersten aber auch wirklich schmackhaften Nussecken gekauft.



Forsters ist zwischenzeitlich umgezogen, aber das wissen wir schon aus dem Internet.
Im weiteren Verlauf halten wir mal kurz an einem Saloon, aber hier ist der Zutritt erst ab 21 Jahren erlaubt (vermutlich wegen Alkohol-Ausschank), was uns kein geeigneter Platz zum Frühstück erscheint.
Aber dann finden wir doch noch ein nettes Plätzchen.



Es geht eine kleine Treppe hoch und wir werden freundlichst von einem Tschechen, dem Chef dieser Bäckerei, begrüßt. Wir dürfen uns einen Platz aussuchen, ob drinnen oder auf der Terrasse, er erkundigt sich, ob uns der Platz am Fenster trotz der Sonne genehm ist usw.

Und dann erkundigt er sich sogleich, wie wir die Eier denn gerne hätten, mit Sausage oder mit Ham?
Er bietet uns auch selbstgebackene Croissants an. Alles perfekt.
Das Frühstück ist nicht nur was für den Magen sondern auch fürs Auge.



Bedient werden wir von Andre´, der die Sommermonate hier in Utah jobbt und sich offensichtlich riesig freut, etwas Deutsch zu hören. Er hat auf den Schule vier Jahre Deutsch als Fremdsprache gehabt und redet und fragt ununterbrochen: Er erkundigt sich nach Präpositionen, wie Worte ausgesprochen werden, wie man zu diesem oder jenem sagt.
Es ist ein sehr nettes Gespräch. Und auch der Laden ist schön eingerichtet, "wie bei Muttern oder der Oma".
Dass das alles seinen Preis hat, haben wir uns schon gedacht, zumal wir weder Preise gesehen noch uns danach erkundigt haben.
Kaffee: $4,95
Croissant: $5,95
Frühstück: $14,95 bzw. $16,95
Zusammen einschl. Tax also über $50 und dann noch die üblichen 20% Tip.

Fazit: Wenn ihr mal dort seid, schaut ruhig mal rein. Wenn ihr was bestellen möchtet, erkundigt euch nach den Preisen. Vorher!

Wir sind eher belustigt als ernsthaft verärgert, schließlich haben wir es schon vorhergesehen und sind es ja selbst Schuld. Wir fragen uns nur Folgendes:
Während unseres Frühstücks kam eine Gruppe von 7 Personen rein, die in etwa gleichem Umfang bestellt haben. Wir gehen mal davon aus, dass die in ein paar Minuten ganz schön staunen werden, wenn sie ihre Gesamtrechnung erhalten.

Und noch etwas: Für die USA ungewöhnlich: Wir haben darauf hingewiesen, dass wir jetzt bezahlen möchten und haben die Rechnung noch nicht während der letzten Bissen erhalten.

Wir durchqueren den Red Canyon und es ist klar, dass wir für einen Fotostopp anhalten und auch ins Visitor Center gehen werden.



Der Gift-Shop bzw.Visitor Center dieses kleinen Parks braucht keine Scheu davor zu haben, sich mit denen der großen Parks zu vergleichen. Wir finden, dass das Angebot all jener Dinge, die man eigentlich gar nicht braucht, dann aber doch kauft, sehr groß und breit gefächert ist.

Gegen 13Uhr erreichen wir unser heutiges Tagesziel, den Kodachrome Basin State Park. Wir sind etwas unsicher, ob wir überhaupt schon auf unsere Campsite dürfen, weil Check-Inn erst ab 15 Uhr beginnt. Aber das ist kein Problem.
Etwa hundert Meter hinter der Entrance-Station geht es auch schon rechts ab zu unserem Campground. Kodachrome hat drei kleine Campgrounds und heute sind wir erstmalig auf dem Arches-Campground.



Wir rangieren unseren Camper auf die Campsite, müssen allerdings feststellen, dass auch diese etwas schief ist.
Kein Problem: Mit der mitgelieferten Libelle, die wir auf den Küchentisch legen, bocken wir den Camper auf den Rampen auf. Aber kaum fahren wir den Slider aus, spielt die Libelle schon wieder verrückt. Offensichtlich neigt sich der Slider oder sogar das ganze Wohnmobil zur Seite, wenn der Slider ausgefahren ist.

Uns fällt ein, dass wir eigentlich unterwegs Feuerholz kaufen wollten, was wir aber irgendwie vergessen haben. Wir wissen jedoch von früher, dass es auf dem Base-Campground Feuerholz gibt und so packen wir uns die Räder und radeln die knapp zwei Kilometer bis dort hin. Es geht hoch und runter, aber kein Vergleich zum Zion.



Entgegen unserer Befürchtung passt ein Paket sogar genau in meinen Rucksack, als wäre er dafür konstruiert. Okay, alles andere muss ich dafür auspacken.



Im Visitor-Center erkundigen wir uns nach dem zu erwartenden Wetter für morgen. Es soll durchweg sonnig und um die 78Grad Fahrenheit werden, etwa 26Grad Celsius. Wir wissen nur zu gut, dass die Temperatur nicht unbedingt ausschlaggebend ist. Wichtiger und ggf. unangenehmer ist die Sonneneinstrahlung, und die scheint morgen mit "sunny" ungebremst zu werden.

Wir grillen noch gemütlich.



Heute gibt es Hamburger mit den üblichen Salaten.



Und während wir anschließend das Lagerfeuer entfachen stellen wir fest, wie gut wir es hier angetroffen haben. Der Campground und diese Campsite sind wirklich schön: Die Campsites sind recht weit voneinander getrennt, die Bäume bieten etwas Sichtschutz und der Platz ist sauber.
Außerdem haben wir einen Strom- und einen Wasseranschluss.
Also, alles bestens.
Und wenn alles bestens und schön ist, vergisst man auch die Zeit, und so wird es bald 10 Uhr bis wir in die Federn kommen. Gute Nacht!

 
02.06.2022: Kodachrome Basin State Park
Nach der morgendlichen Routine steigen wir mit Hiking-Gepäck auf unsere Räder und radeln einen guten Kilometer bis zum Trailhead des Panorama Trails



Mit Gottes Vertrauen lassen wir unsere Räder samt Helmen dort stehen und sind guter Dinge, dass wir sie nachher wieder vorfinden.





Der Panorama-Trail besteht aus mehreren Loops und ist je nach Kombination der längste Trail im Kodachrome Basin.



Er windet sich durch die westliche Seite des Parks und bietet interessante Blicke auf die skurrilsten Steinformationen.





Wir entscheiden uns für u.g. Kombination, wobei wir uns noch spontanen Spielraum geben, da es Anita gesundheitlich nicht so gut geht. Je nachdem werden wir die Tour auch abkürzen. Und gerade hier sehe ich einen großen Vorteil dieses Trails: Hat man keine Lust mehr oder der Weg wird zu beschwerlich, dann kürzt man ihn ab. Läuft alles rund, dann setzt man eben noch eine Loop oben drauf.



Mit dieser Wahl werden wir einige Highlights des Trails passieren können, den "Hat Shop", den "Ballerina Spire", die "Secret Passage", die "Cool Cave" und wenn wir dann noch Lust haben auch den "Panorama Point". Die Meilenangaben auf der Karte sind eher dürftig und wir rechnen mit etwa 9 bis 11 Kilometern.

Wir starten also und was uns zunächst gleich auffällt: Wir sind völlig allein.



Des weiteren lauschen wir den Vögeln, die laut trällern und singen, aber vielleicht ist es auch ein Schimpfen und Fluchen und wir interpretieren das nur falsch. Aber im Ernst: Wir hören unter anderem Vogelgezwitscher, das uns völlig fremd ist und in einer ungewöhnlichen Lautstärke. Ob es an der Uhrzeit (8:00 Uhr) oder am Wetter liegen mag (angenehm warm, knackig blauer Himmel, kein Wölkchen zu sehen)?
Nach kurzer Zeit erreichen wir das erste in der Karte ausgewiesene Highlight, den "Ballerina Spire".






Ein hoch ragender Monolith, dessen Name selbstverständlich zu allerlei Blödsinn verleitet:




Schon nach wenigen Minuten kommen wir zum "Hat Shop", also dem Hutgeschäft. Leider entdecken wir nur noch einen einzigen Hut und wir sind uns unsicher, ob die Hutauswahl bei unserem letzten Besuch nicht größer war.






Der Trail ist bisher hervorragend ausgeschildert und wir kommen sogar ohne die o.g. Karte aus, bis es dann zur Secret Passage geht. Der Weg ist dank anderer Wanderer, die einfach kreuz und quer gegangen sind und damit neue Spuren angelegt haben, nicht mehr eindeutig und leider fehlen auch die Hinweisschilder.



Vielleicht sind die Hiker aber genau wegen der fehlenden Schilder kreuz und quer gelaufen.
Wir nehmen uns die Karte zu Hilfe und entdecken eine, wenn auch unspektakuläre Passage, die wir jetzt einfach mal als die "Secret Passage" definieren:


Wenn das tatsächlich die "Secret Passage" ist, dann gehört sie sicherlich nicht zu den "Must do", denn es handelt sich lediglich um eine enge Felsspalte, die nach einigen Metern endet. Aber egal, wir haben sie gefunden  bzw. reden uns das ein.

Auch wenn es nur 26 Grad sind so brennt die Sonne, wie ich gestern schon schrieb, erwartungsgemäß recht intensiv um diese Jahreszeit und dennoch ist der Hike recht gut zu schaffen, weil er überwiegend flach ist. Über kurze Passagen führt es mal hoch, mal runter aber die Tendenz stimmt: Er ist eben.





Und er ist einsam, denn bisher ist uns außer Echsen und Vögeln noch niemand begegnet.  Nach einiger Zeit nehmen wir den Abzweiger zur Cool Cave.

Bald schon erreichen einen  Abzweiger, bei dem wir uns ganz klar für den einfacheren Weg zur Cool Cave entscheiden. Die Alternative und unseren Trail um etwa 3 Meilen erweiternde Loop kommt für uns nicht in Frage, denn sie ist anstrengend und erfordert lt. Parkzeitung das Abseilen bzw. das Hinunterklettern über Geröll.



Nach einiger Zeit erreichen wir die Cool Cave, die uns dem Namen entsprechend nicht nur Schatten sondern auch Abkühlung verschafft. Sie ist in der Tat imposant.




Nach etwa einer Viertel Stunde, etwas Wasser und zwei Mini-Jim Slims (vergleichbar mit ganz dünnen Mini-Salamis) geht es weiter und nach etwa einem Kilometer erreichen wir einen weiteren Abzweiger:



Anita entscheidet sich für ein schattiges Plätzchen am Abzweiger während ich mich auf den Weg mache. Um möglichst wieder schnell zurück zu sein beeile ich mich, aber da der Weg, wenn auch seicht, aber dafür konsequent nach oben geht, komme ich doch ganz schön aus der Puste.
Nach gefühlt einem guten Kilometer komme ich oben an, muss allerdings später feststellen, dass der Weg gerade mal einen halben Kilometer lang ist.



Ein herrlicher und weiter Blick eröffnet sich mir, der als 360Grad-Bild hier zu sehen ist.

Als Beweis, dass ich auch tatsächlich hier oben bin, schießt Anita ein Foto von mir. Da wir für unsere Shows 3D-Kameras benutzen, die überwiegend im Weitwinkelbereich angesiedelt sind, bin ich kaum erkennbar.
Anita gibt aber ggf. einen Siegel drauf, dass ich es bin :-)




Unsere Bikes sind immer noch am Trailhead, so dass wir "mehr oder weniger" zurückradeln. Je stärker der Anstieg der Straße desto schneller für uns der Abstieg vom Fahrrad.



Fazit zum Trail: Wir sind ihn nicht zum ersten Mal erlaufen und die Tatsache, dass wir ihn erneut angegangen sind, zeugt davon, dass er uns gefällt. Die Möglichkeit, ihn je nach Kondition oder Lust und Laune durch die Kombination mit einer anderen Loop zu verlängern oder durch Querwege zu kürzen, ist für uns reizvoll. Schatten bietet er jedoch wenig und wir mögen gar nicht daran denken, ihn im Hochsommer mal zu laufen.
Aber ansonsten ist er schon wirklich empfehlenswert.

Nach etwa 5 Stunden Gesamtradel- und Laufzeit kommen wir wieder auf dem Campground an,  relaxen ausgiebig und beginnen dann mit dem Grillen. So der Plan. Doch die kürzlich beim Walmart neu gekaufte Grillkohle widersetzt sich sämtlichen Versuchen, sie anzuzünden.
Statt weiß wird sie allenfalls grau und die Hitze, die sie ausstrahlt, ist so gering, dass noch nicht mal mein Blue-Cheese  schmilzt, geschweige, dass die Würstchen anfangen gar zu werden.
Also schmeißt Anita alles in die Pfanne, was uns aber nicht davon abhält, draußen zu essen.

Das Feuerholz hingegen erledigt seine Aufgaben korrekt und brennt und gegen 10 Uhr geht es dann ins Bett. Morgen können wir etwas länger schlafen.






 

03.06.2022:  Kodachrome Basin State Park – Bryce Canyon, North Campground

Heute lassen wir uns Zeit, denn die Sache ist so:
Unser nächstes Ziel ist der North Campground im etwa 30 Meilen entfernten Bryce Canyon, wo wir erst um 12:00 Uhr einchecken können. Gleichzeitig müssen wir hier erst um 11:00 Uhr ausschecken. Und trotzdem lassen wir die Wecker um 7:00Uhr klingeln und stehen auch schon bald auf.

Gefrühstückt wird heute endlich mal draußen. Danach tippen wir noch ein wenig am Bericht, überspielen Bilder und machen uns dann gegen 10:00 Uhr auf zur Dumping Station, die aber noch besetzt ist.
Das Grey- und das Blackwater abzulassen stellt überhaupt kein Problem dar. War der Frischwasser tank laut Anzeige gestern Abend noch zu 2/3 gefüllt, weshalb Anita meinte, wir müssen noch nichts nachtanken, ist er jetzt nur noch zu 1/3 gefüllt. Das ist vermutlich der Schieflage unseres Campers auf der schiefen Campsite geschuldet.

Also beschließen wir aufzufüllen, aber leider hat unser Wohnmobil den Anschluss für den Tank genau auf der anderen Seite. Somit verschieben wir das Auffüllen auf nachher. Jetzt geht es zum Duschen. Die sind erfreulich sauber und gut ausgestattet. Neben dem normalen Duschschlauch gibt es noch eine Regendusche, das Wasser ist gut zu regeln und heiß. Alles bestens, wenn da nicht die Besucher wären: Es liegen gebrauchte aber noch nicht leere Duschgels rum. Ich lege nicht meine Hand ins Feuer, dass es mir nicht auch schon mal passiert  ist, dass ich etwas vergessen habe. Aber weshalb eine  Unterhose nicht im Container vor der Tür entsorgt werden kann, ist mir schleierhaft.

Anita hingegen kann aus ihrer „Mädels-Dusche“ zum Glück nicht von solchen Erlebnissen berichten.
Wir fahren gesäubert erneut zur Dumping Station und füllen den Wassertank auf, der entweder einen riesigen Durst hat oder der Wasserdruck ist zu gering.

Und unsere Kanister füllen wir auch gleich auf.

Die 30 Meilen reißen wir im Nu ab, unterwegs kommen wir wieder an der alten Zapfsäule vorbei, die ich natürlich erneut fotografieren muss.

 

 

Am Ruby´s Inn, dem National Park vorgelagerten Hotel mit riesigem Gift-Shop, halten wir an und kaufen ein paar notwendige Utensilien: Anzünder, WD40 (kann man immer gebrauchen), Mitbringsel und Citronella.

Weiter geht es in den Park und dann sogleich auf den Campground. Uns wundert jedoch, dass es hier gar keine Entrance-Station für den Campground gibt und man sofort reinfahren kann. Wir haben die Campsite 007 auf der A-Loop und trauen unseren Augen nicht: Es ist einer der schlechtesten Campsites, die wir je angesteuert haben. Sie liegt zur falschen Seite hin, d.h. unsere Tür zur Wohnkabine geht auf die Straße, die direkt am Wagen vorbei führt. Aufgrund des Sliders müssen wir etwas von der Campsite Abstand halten und somit ragt die letzte Spitze des Wagens schon in die Straße. Wir diskutieren, ob wir beim Buchen etwas übersehen haben doch wir hatten gar keine Auswahlmöglichkeit.
Anita konnte nur eingeben „Bryce Canyon“, "Campsite“, „RV“, „30Feet“ und die A-007 war die einzige zu Verfügung stehende Campsite, was nunmehr nicht verwunderlich ist. Dabei wurde genau diese Site in einem Forum als eine der besten Sites auf diesem Campground bewertet.


Wir überlegen, ob wir den Camper vielleicht entgegengesetzt parken können und drehen noch eine Runde, aber die Straße ist „One Way“ und drehen geht mit dem Schiff nicht so leicht. Die Campsite selber liegt recht hoch und bietet einen freien Blick auf alles, was sich rundherum tut. Aber eben auch umgekehrt, man ist quasi auf einen Präsentierteller.
Nachdem wir alle Möglichkeiten geprüft haben gehen wir zum Visitor Center, wo wir nach Tagen erstmalig wieder etwas Internet haben und versuchen irgendwo anders eine Campingmöglichkeit zu finden, was aber nicht vom Erfolg gekrönt ist. Schließlich ist Wochenende und erst ab Montag könnten wir einzelne Sites im Umfeld haben. Anita wirft ein, wir könnten ja alternativ auf einen kommerziellen Campground ausweichen aber die sind in der Regel schlechter als der jetzige. Dort steht man ja Bus neben Bus.

Wir gehen zurück und reden uns den Platz schön: Er ist eben und das ist schon mal was im Vergleich zu den bisherigen. Wir müssen noch nicht einmal auf die Rampen fahren. Außerdem werfen wir das Argument in den Ring, dass wir von unserer Bank aus alles im Blick haben 😊

Ich freunde mich allmählich zwangsläufig mit unserer Site an, da wirft Anita eine alte Fragestellung erneut auf, obwohl sie selbst die Skeptischere von uns war: „Und wenn wir doch den Camper drehen?“

Ich bin sofort dabei und gemeinsam rangieren wir den Wagen um 180 Grad und jetzt passt alles:

Vom Wohnraum aus können wir sofort die kleinen Treppchen hoch zu unserer Campsite gehen.
Wir stellen fest: „Na, wenn Sie es so sehen. Es ist eine sehr schöne Campsite“.

Wir nutzen die "freie Zeit" zum Berichtschreiben oder zum Ausspielen der Clips.

An einer der Infotafeln spricht mich nach einiger Zeit eine Rangerin, die gerade den Wetterbericht aktualisiert, auf ein tolles Ereignis heute Abend an.

Am Visitor Center gibt es heute Abend um 22:00 Uhr eine Starview, man kann mit einem Teleskop die Sterne betrachten und wir beschließen, uns das nicht entgehen zu lassen, haben wir doch, von Planetarien einmal abgesehen, noch nie den Sternenhimmel detailliert angesehen.

Zunächst gibt es aber unser Abendessen und das besteht heute aus Fertigsuppen, die ich neulich beim Walmart so als "zwischendurch" in den Einkaufswagen geschmissen habe. Warum gibt es heute Suppe und warum grillen wir heute mal nicht? Weil wir heute morgen vergessen haben, das Grillgut aus dem Gefrierfach rauszuholen.

Doch zunächst heißt es, diese Mikrowelle zu verstehen und so hocken wir zu zweit davor und studieren (erfolgreich!) die Symbole.

22:00 Uhr in den USA: Das sind für uns ja schon fast Verhältnisse wie in Las Vegas, in der Regel die einzigen Tage, an denen wir sehr lange aufbleiben. Um 21:15 Uhr etwa gehen wir das kurze Stück zum Visitor Center und sind überrascht, wie viele Interessierte zu Fuß, mit dem Rad und insbesondere mit den Autos herannahen.
Mittlerweile ist es stockdüster und die Ranger*innen haben den Weg, der zu den beiden Teleskopen führt, mit roten Bodenlampen illuminiert. Es sieht richtig toll aus.


Die Rangerin betont, dass dies heute Abend die erste "Star-View" - Veranstaltung seit zwei Jahren ist und sie sich besonders freut, dass es wieder los geht. Es ist jene Rangerin, die mich am Nachmittag auf dieses Spektakel angesprochen hatte und die mir schon sagte, sie hoffe, dass der Himmel heute Abend wolkenlos ist. Er ist es.
Wir gehen in zwei Reihen bzw. zunehmend Schlangen den rot illuminierten Weg hoch und stellen uns an, um durch die Teleskope sehen zu dürfen. Es gibt klare Regeln: Ansehen und nicht richtig durchsehen (also nicht das Auge an das Okular) und schon gar nicht irgendwas anfassen. Weitere Regel: Rote Taschenlampen sind okay, alles andere darf nicht benutzt werden.
Die Schlange hinter uns ist riesig und ich befürchte, wenn die letzten Wartenden bei der jetzigen Geschwindigkeit dran sind, ist nichts mehr zu sehen, weil Sonnenaufgang ist.

Nach gut einer halben Stunde des Wartens kommen Anita und ich dran. Und welches Bild sich uns bei der Durchsicht, bzw. Draufsicht ergibt, lässt uns sprachlos machen. Wir sehen tatsächlich drei Sternchen eines Sternenbildes. Im Ernst: Das könnten auch drei weiße LEDs sein. Ich will das jetzt nicht runterreden. Die beiden Rangerinnen sind so enthusiastisch und erzählen ganz aufgeregt, was dort zu sehen ist und zu welchem Sternenbild es gehört (es ist der "Big Dipper", der bei uns als "Großer Wagen" bekannt ist, eines der beiden einzigen Sternenbilder, die ich am Himmel erkenne). Aber für uns ist das doch recht enttäuschend.

Anita bringt die Rangerin dann unbeabsichtigt in eine peinliche Situation. In der Warteschlange stehend hat sie mir "The Swan" am Himmel gezeigt, einer der Sternenbilder, die Anita mehr kennt als ich. Am Teleskop erzählt Anita der Rangerin, dass sie ihn eben gesehen hat, jetzt aber nicht mehr findet. Die Rangerin bemüht sich sehr, "The Swan" zu finden, schaut aber dabei in jegliche Richtung und signalisiert eigentlich, dass sie es überhaupt nicht weiß. Ihr ist das unangenehm aber Anita ebenso, denn sie hatte nicht die Absicht, sie in Verlegenheit zu bringen.

Die Schlange hinter uns ist mittlerweile deutlich kürzer geworden, vermutlich ist einigen zu kalt oder das Warten zu lang geworden.

Im Camper trinken wir noch einen Kaffee und sind uns einig, dass der rot illuminierte Weg durchaus sehenswert war, wir uns den Blick durch das Teleskop aber auf jeden Fall hätten ersparen können. Morgen ist die zweite Vorführung seit zwei Jahren, wir werden nicht hingehen.

 
04.06.2022: Bryce Canyon, Rim Trail

Noch ganz erfüllt von den unvergleichbaren Eindrücken der gestrigen Nacht klingelt der Wecker um 7:45 Uhr. Um aufzustehen? Nur teilweise.

Von 8:00 Uhr bis 10:00 Uhr ist Generator Hour, d.h., zu dieser Zeit darf der Stromgenerator laufen und den brauchen wir, weil wir mittlerweile eine Menge von Geräten haben, die aufgeladen werden müssen und mit dem Kodachrome Basin State Park endet die Ära der Campgrounds mit Stromanschluss. Aus diesem Grund haben wir beim Vermieter letzte Woche auch eine Flatrate für den Generator abgeschlossen.

Wir nutzen den Zeitslot der Generator Hour nicht aus und machen uns schon vor 10 Uhr auf den Weg zum Shuttle. In Sichtweite hält er an der Station, wir rennen hin, aber eigentlich rechnen wir gar nicht mehr damit, ihn noch zu erreichen aber der Fahrer wartet bis wir da sind. Uns kommt die Situation von vor zwei Jahren in den Kopf, als wir in Grainau zur Busstation rannten und der Fahrer im letzten Moment die Türen zumachte und abfuhr.

Das ist hier alles ein wenig entspannter und freundlicher.

Der Shuttle bringt uns zum Bryce Point

und von hier aus geht es zu Fuß einige Kilometer am Rim entlang, von wo aus wir schöne Blicke in den Kessel werfen können.

Diesmal sprechen wir uns wegen Anitas gesundheitlichen Einschränkungen gegen einen Below-Rim aus, also einen Hike, der nach unten und demzufolge auch irgendwann einmal wieder nach oben kommen muss.

Sollten wir aber nochmal hier her kommen, dann nehmen wir uns den „Hat Shop-Trail“ vor, der zu den anstrengenderen Hikes gehört.
Der Bryce Canyon ist wirklich schön und facettenreich, teilweise skurril

 

aber leider auch jetzt stark frequentiert. Wir sehnen uns nach den ruhigeren und kleinen Parks, die wir in den letzten Tagen besucht haben zurück.

Morgen soll es in den Snow-Canyon gehen und dort hoffen wir auch auf etwas mehr Ruhe als hier.

Auf unserem Rim-Trail machen wir an verschiedenen Stationen Halt, z.B. an der Lodge, wo wir endlich mal wieder nach Tagen Internet haben und somit den Bericht hochspielen können, und später auch am General Store. Hier haben wir vor vielen Jahren mal French-Vanille-Coffee kennengelernt. Unsere Stammplätze auf der kleinen Terrasse sind leider alle besetzt.

Auf dem weiteren Weg gehen wir noch kurz am Visitor Center vorbei, da Anita ja ihren obligatorischen Stempel für ihren Collector-Pass haben möchte und dann geht es den Katzensprung rüber zum Campground. Und damit liegen knapp 9 km hinter uns.

Während ich aufräume und Bericht tippe kämpft Anita wieder mit der Holzkohle, die wir beim Walmart gekauft haben und verliert erneut. Sie will einfach nicht richtig brennen bzw. glühen. Also wird unser Essen wieder durch die Pfanne gezogen. Heute gibt es nochmal Hamburger, diesmal jedoch mit Bohnen.

Das Wetter sollte heute eigentlich überwiegend sonnig sein, war aber dann eher überwiegend bewölkt und auch jetzt ist eine dicke Wolkendecke über uns. Dennoch ist es so, dass wir zum Glück draußen essen können. Zum Glück haben wir gestern das Star-Viewing erleben dürfen, denn für heute sieht es bei bewölktem Himmel ziemlich schlecht mit den Sternen aus.

Wir lassen von 18Uhr bis 20Uhr den Generator laufen und dann geht es auch schon bald ins Bett. Bis morgen also.

 
05.06.2022: Bryce Canyon - Snow Canyon
Heute können wir uns wieder etwas Zeit lassen, da wir mit einer Strecke von rund 165 Meilen für amerikanische Verhältnisse einen Katzensprung vor uns haben. Wir frühstücken noch ein wenig auf "best campsite of the world" und schon geht es los.





Am Golden Hill komme ich nicht umher, nochmals paar Foto zu machen. Anita, die akribisch Buch führt, konnte mir sogar sagen, wann wir in welchem Zimmer genächtigt haben und die schaue ich mir an.



Jetzt kommen mir aber Zweifel, ob das Motel wirklich abgerissen werden soll, denn ich sehe Verputzarbeiten in einigen Zimmern, was darauf schließen würde, dass es nur grundlegend renoviert wird. Das ist doch ein Hoffnungsschimmer.

Weiter geht es erneut durch den Zion und diesmal weise ich die Rangerin nicht darauf hin, dass unser Wagen die angegebene Maximalhöhe überschreitet. Es geht auch wieder gut.



Beim Walmart in Hurricane machen wir erneut Station um schon mal paar Mitbringsel einzukaufen, unsere Getränkevorräte auszufüllen und insbesondere vernünftige Holzkohle zu kaufen.

Wir erreichen den Snow Canyon, den wir schon aus den Jahren vorher recht gut kennen. Und wie haben wir ihn kennengelernt?
Vor vielen Jahren waren wir im Hochsommer mit dem Zelt im Zion und es waren so hohe Temperaturen, dass wir es nachts vor Hitze im Zelt gar nicht ausgehalten haben. Ich erinnere mich, dass ich mich in der Nacht draußen auf den Picknick-Tisch zum Schlafen gelegt habe. Tagsüber waren es um die 40Grad, nachts an die 30Grad. Wir haben daraufhin beschlossen vorzeitig abzureisen und suchten uns eine kühlere Gegend. "Snow Canyon" klang gut, denn es suggerierte, dass es dort wohl  im Winter viel Schnee gibt und der State-Park somit höher zu liegen schien. Leider hatten wir keine topographische Karte. Vor Ort mussten wir feststellen, dass es hier noch heißer ist, denn der Park liegt auf ähnlicher Höhe und der Name geht auf die Entdecker mit dem Namen Snow zurück. Es war so heiß, dass auf dem ganzen Campground außer uns nur zwei junge Frauen waren, die in der Nacht mit dem Auto(!) zur Toilette fuhren um sich währenddessen mit der Klimaanlage abzukühlen.
Aber heute ist nicht Hochsommer sondern Anfang Juni und da wird es nicht ganz so heiß sein......aber leider auch nicht viel weniger.

Wir haben im Vorfeld zu unserem Urlaub erstmalig einen großen Fehler gemacht. Üblicherweise überlegen wir uns zu Plan A immer gleich auch Plan B, falls der favorisierte Plan nicht aufgeht. Doch diesmal haben wir uns so auf unser Vorhaben, noch einmal am Grand Canyon über 9 Tage "Rim2Rim2Rim" zu machen konzentriert, dass wir keinen Plan B entwickelt haben. Als wir dann keine Permit für den Grand Canyon und auch nicht für den Zion bekamen, haben wir dann erst, und leider recht spät, umdisponieren müssen. Und ohne Grand Canyon wollten wir wieder ein Wohnmobil. Durch die späte Neuplanung war zum Beispiel der Camper deutlich teurer und die Auswahl der Campgrounds bzw. Campsites deutlich eingeschränkt, z.B. haben wir jetzt hier keine elektrische Campsite.

Aber dafür haben wir ja einen Generator und vorausschauend auch eine Flatrate gebucht.
Am Campground angekommen stellen wir fest, dass die Generator-Hours, also die Zeitslots, an denen die Generatoren betrieben werden dürfen, von Mittag bis 16 Uhr sind. Wir haben jetzt -und das ist kein Witz- 15:56Uhr, wir dürfen den Generator also noch vier Minuten laufen lassen.
Es gibt noch eine elektrische Campsite aber die ist wie auf einem kommerziellen Campground angelegt, also unmittelbar Camper neben Camper.
Unsere heutige Campsite ist ein Traum. Man fährt rückwärts auf die Campsite und hat dahinter in einer Fels-Nische dann den Grill und den Tisch. Aber es ist dermaßen heiß. Die Bäume direkt neben unserer Nische spenden außer Schatten vor der Sonne leider auch Windschatten und der Fels strahlt in den nächsten Stunden all das an Wärme ab, was er den ganzen Tag durch die pralle Sonne gespeichert hat.



Uns läuft das Wasser so runter und wir überlegen, ob wir doch besser die elektrische Campsite Nr. 5 genommen hätten, wenn sie auch nichts von dem Flair dieser hier hat.
Wir grübeln ein wenig und kommen dann zu dem Schluss, dass wir das machen, was wir richtig gut können: Improvisieren!

Wir werden unsere Route ändern und dazu fahren wir noch einmal zum Walmart, diesmal in St.George, wo wir schon lange nicht mehr waren seit es den Walmart in Hurricane gibt, auf den uns Mischa vor Jahren hingewiesen hat.
Dort haben wir Internet und beim Subway sitzend buchen wir um:
Morgen früh, spätestens aber übermorgen (jenachdem, wie die kommende Nacht auszuhalten ist) fahren wir zum Cathedral State Park und bleiben dort bis zum 10.06. Hier können wir zwar leider nichts vorbuchen, aber die Erfahrung zeigt, dass hier immer ein paar Plätze zu haben sind, wenn man früh genug vor Ort ist.
Am 10.06. werden wir Richtung Las Vegas fahren und dort auf dem KOA übernachten, wo wir dann alles für die Rückgabe des Fahrzeugs vorbereiten können.
Entschlossen und gebucht fahren wir zurück zum Campground.

Gegen Abend fangen wir dann an zu grillen und Anita ist ganz begeistert von der Holzkohle, die nun das tut, was sie tun soll, nämlich brennen.


Manchmal ist es billiger, die teure Kohle zu kaufen, statt sparen zu wollen und die billigere zu nehmen. Für uns war Kohle gleich Kohle und da dachten wir bei der großen Auswahl vom Walmart einfach, dann probieren wir mal was Neues. Die paar Cent, die wir neulich gespart haben, ging mittlerweile mehrfach an Anzünder und neuer Kohle wieder drauf.


Heute gibt es wieder Steaks, wobei wir feststellen, dass sich unser Fleischkonsum nicht nur außerhalb des Urlaubs sondern auch im Urlaub drastisch reduziert hat. Wir wählen heute deutlich kleinere Stücke als noch vor Jahren und im Grunde ist es nur noch die Beilage zu den Salaten und/oder Gemüse und Brot.

Nach dem leckeren Mahl genießen wir die mollige Wärme am Lagerfeuer, das sich aufgrund der neuen Kohle von selbst entzündet hat. Tatsächlich entzünden wir das Lagerfeuer meist, in dem wir einfach nach dem Grillen unser Feuerholz auf die Kohle legen, was in den letzten Tagen aufgrund der "tollen" Kohle überhaupt nicht funktioniert hat. Heute ist das kein Problem.

Wir schwelgen ein wenig in Erinnerungen und fragen uns, wie wir denn früher mit solchen Temperaturen klargekommen sind.
Es waren heute "nur" 32 Grad und vor einigen Jahren haben wir bei solchen Temperaturen gezeltet oder sind bei noch höheren Temperaturen sogar gewandert.
Das Schlimmste, was wir diesbezüglich erlebt haben, war vor vielen Jahren unser Hike zu den Havasu-Falls. Nach einem 1300 Meter Abstieg mit 20kg auf dem Rücken begrüßte uns der Ranger mit den Worten, dass wir uns heute aber einen besonders heißen Tag ausgesucht haben. Es waren 48 Grad.
Gut, das ist nicht folgenlos an uns vorüber gegangen: Wir waren so kaputt, dass wir die erst beste Campsite ausgesucht haben und uns drei Tage später entschlossen haben, mit dem Hubschrauber rauszufliegen statt zu Fuß hochzugeben.
Auf jeden Fall würden wir heute solche Hikes nicht mehr angehen. Einfach aus einem Grund: Wir würden es vermutlich nicht mehr schaffen.

Gemütlich lassen wir den Abend ausklingen, diesmal NICHT bei einer Tasse Kaffee, zumindest nicht im klassischen Sinne, denn dafür ist es einfach zu heiß. Wir entscheiden uns für Eiskaffee bzw. für den Espresso aus der Dose von Starbucks.
 
06.06.2022: Snow Canyon - Cathedral State Park
Die Nacht war besser als gedacht. Anfänglich lagen wir zwangsläufig auf den Schlafsäcken, in den Morgenstunden sind wir dann tatsächlich in die Schlafsäcke gekrochen.
Jetzt am Morgen ist es draußen schon recht warm, aber noch angenehm.



Dennoch steht unser Entschluss fest, zum Cathedral State Park zu wechseln. Schnell noch wird ein Geburtsgsgruß versendet, wobei wir Schwierigkeiten mit den Handys haben, speziell ich.



Mein Telefon funktioniert schon seit Tagen nicht, Anitas zum Glück schon.

Nach etwa 1,5 Stunden erreichen wir gegen 8:30 Uhr den Cathedral State Park, nachdem wir durch den Wechsel von Utah nach Nevada eine Stunde geschenkt bekamen.



Erwartungsgemäß ist es auch hier sehr heiß, die Sonne brennt bestialisch, aber es gibt Strom!
Nur etwa die Hälfte der Campsites ist besetzt, so dass wir eine gute Auswahl haben. Die Site kostet $30 per Tag einschl. Eintritt und Strom, das ist okay.
Wir fahren den Slider aus, schließen den Wagen an den Strom, schmeißen die Klimaanlage an und das war es....
Denn jetzt hat es mich etwas gesundheitlich erwischt.

Und während ich den Rest des Tages fast nur schlafe genießt Anita vermutlich die viele freie Zeit. Sie liest, wandelt unsere 3D-Filme um, grillt und versorgt mich.

Alles in allem: Für heute ist der Tag bereits erzählt.

 
07.06.2022: Cathedral State Park
Gegen 7:00Uhr klingelt der Wecker und Anita macht sich gleich auf den Weg zum Eingang des Campgrounds um die $90 für die nächsten drei Tage für die Campsite in den Tresor reinzuschmeißen.
Gestern hatten wir zunächst noch überlegt, ob wir heute unsere Site gegen die Nachbarsite tauschen wollen, die noch etwas besser ist als unsere.
Dann haben wir uns doch dagegen entschieden, denn unsere Site ist absolut plan, d.h. wir benötigen keine Rampen, der Nachbar hingegen schon.
So ganz bin ich noch nicht richtig fit, aber dennoch möchte ich gerne heute etwas laufen und vor allem etwas ausprobieren.
Im Gegensatz zu Anitas Frühstück, also dem normalen Frühstück von uns, besteht meins nur aus paar Kräckern und etwas Tee.
Noch vor der großen Hitze machen wir uns auf den "langen" Hike zu den Cathedral Caves, die wir nach 800 Meter schon erreichen.



Von diesen Caves waren wir vor ein paar Jahren schon begeistert. Durch Erosion sind im Gestein kleine Höhlen bzw. Slot Canyons entstanden. In einige kann man mehrere Meter hineingehen, jedoch immer mit Vorsicht, denn im Schatten dieser Slots verstecken sich gerne Klapperschlangen.




Wenn ich eben davon sprach, dass wir gerne die Zeit vor der Hitze nutzen, dann ist das Unsinn, denn die Sonne brennt wieder bestialisch und ich bin froh, dass wir nur den ganz kleinen Hike gewählt haben. Kein Wölkchen zeigt sich am Himmel.

Was ich aber unbedingt endlich ausprobieren möchte ist der Gimbal, den wir vor einem Jahr für den nächsten Urlaub gekauft haben und der aufgrund der ausgefallenen Reisen bisher nur im Regal lag.
Es handelt sich dabei um ein Stativ mit mehreren Motoren, die Bewegungen ausgleichen und somit spektakuläre und ruhige Kamerafahrten ermöglichen sollen.
Ich habe bisher keine Ahnung, ob der Gimbal das hält, was wir uns von ihm versprechen und im Moment merke ich nur, dass er sehr schwer und die Bedienung nicht ganz leicht ist. Eine Wanderung in den Grand Canyon runter o.ä. ist damit ausgeschlossen.



Gebückt wie Quasi Modo laufe ich ein paar Mal in die Slots, verfluche den Gimbal und bin froh, dass wir uns nach wenigen Minuten schon wieder auf den Rückweg begeben.

Zurück im Camper muss ich mich tatsächlich erst mal kurz von diesem "Wahnsinns-Trail" erholen. Die Neugierde ist doch zu groß und so spielen wir die Aufnahmen aus. Ausspielen bedeutet Folgendes: Die 3D-Aufnahmen werden mit einer speziellen Kamera gemacht, die aus zwei synchronen GoPros besteht. Die beiden Clips (links und rechts) werden in einem Programm zusammengefügt und anschließend in das gewünschte Format ausgespielt. Für unterwegs, um schnell einen Eindruck zu gewinnen, spielen wir es so aus, dass wir uns die Clips mit einer  "Rot-Cyan-Brille" ansehen können.
Wir sind total begeistert und habe ich bis vorhin überlegt, den Gimbal wieder mit zurückzunehmen, ist jetzt klar, dass er für spezielle Aufnahmen hier bleiben muss.

Jetzt ist uns auch klar, dass wir noch einmal in die Caves gehen müssen, was wir dann auch so gegen 17Uhr machen. Eine dünne Wolkendecke hat sich zwischen uns und die Sonne  geschoben, was den Hike ungleich erleichtert. Oder es liegt daran, dass es mir jetzt besser geht, aber jetzt macht mir der kleine Hike überhaupt nichts aus.

Und wieder laufe ich gebückt durch die Wüste und hoffe, dass mich niemand beobachtet.





Nach einem durchaus längeren Shooting als am Morgen kehren wir um zur Campsite.

Manchmal spielt mir das Leben einen Streich :-)
Um nicht wie ein Depp dazustehen: Das Bild ist gestellt!

Anita beginnt sofort mit dem Grillen. Sie mag es überhaupt nicht im Dunkeln zu essen, denn draußen in der Natur weiß man ja nie so genau, was zwischenzeitlich auf dem Essen gelandet ist.
Heute gibt es wieder mal Hamburger mit Spargel und den üblichen Salaten und ich merke, es muss mir besser gehen, denn es schmeckt mir wieder.



 
Wir sitzen anschließend wieder einmal gemütlich draußen am Lagerfeuer und trinken unseren üblichen Abendkaffee. Ein merkwürdiger und etwas unangenehmer Geruch zieht sich durch unseren Camper und wir identifizieren die Quelle innerhalb der Toilette.
Anita meint, nur die Chemie zu riechen, ich rieche drüber hinaus.
Kurzerhand beschließe ich, jetzt noch schnell zur Dumping-Station zu fahren und das Blackwater zu entsorgen. Anita vertritt eher die Meinung, noch bis morgen früh zu warten, aber -im wahrsten Sinn des Wortes- "mir stinkt es".
Da unser Lagerfeuer gem. der Camping-Rules aus Sicherheitsgründen nicht unbeaufsichtigt sein darf, fahre ich allein. Eigentlich machen wir das nicht, allein mit diesem riesigen Schiff zu fahren, denn es gibt immer wieder Situationen, in denen es wichtig ist, dass man jemanden hat, der einweist. Aber der Weg ist frei und einsam und die notwendigen Kurven genug ausgebaut und schon bin ich nach wenigen Minuten wieder zurück.
Anita, die die sogenannte Feuerwache gehalten hat, muss leider zugeben, dass das Feuer zwischenzeitlich ausgegangen ist.
Dann ist das ja der richtige Zeitpunkt, um in den Camper reinzugehen und schon bald zu schlafen.

 
08.06.2022: Cathedral State Park: Juniper Draw Loop
Nach der morgendlichen Routine einschließlich dem üblichen kleinen Frühstück draußen auf unserem Tisch rüsten wir uns für den Juniper Draw Loop auf, die wir bereits aus den Vorjahren kennen und sie schon zu Fuß und mit dem Rad erkundet haben.
Doch unser Campsite-Nachbar kommt auf uns zu und bittet uns, ihm zu helfen. Er fährt eins der Gespanne, die bei den hiesigen Campern sehr beliebt sind und die ich bei uns in der Heimat noch nie gesehen habe.
Hinter seinem Wohnmobil zieht er einen "normalen" PKW hinter sich her und ich frage mich schon seit Jahren, was an dem PKW modifiziert werden muss, damit das ganze funktioniert.
Der Nachbar möchte kontrollieren, ob die Bremsleuchten des PKW funktionieren und das kann man eben nicht, wenn man allein ist.

Sofort erkläre ich mich bereit, ihm zu helfen und nutze die Situation schamlos aus, indem ich ihn diesbezüglich ausfrage. Er kann sich gar nicht vorstellen, dass es solche Gespanne bei uns nicht gibt und scheint eine Freude daran zu haben, meine Fragen zu beantworten. Ich fasse in Stichworten mal zusammen:
Bremsen:
Das Wohnmobil hat eine Druckluftbremsanlage und im PKW ist eine Box verbaut, die darauf aufbaut. Bremst die Zugmaschine, dann wird das Bremspedal des PKW über Druckluft betätigt. Gleichzeitig hat das Gespann auch eine Auflaufbremse, die im Prinzip genauso arbeitet.
Reißt der PKW ab, so wird es auch einen Druckluftschlauch zerreißen, der wiederum ein Bremsen im PKW aktiviert.
Außerdem gibt es noch eine elektrische Verbindung, die ebenfalls abreißen würde, und dem Fahrer sofort eine Warnmeldung gibt. Daran kann ich mich noch ganz vage erinnern, als ich damals den LKW-Führerschein gemacht habe.
Getriebe:
Hier habe ich an seinen Ausführungen leider etwas nicht ganz verstanden. Das Automatikgetriebe des PKW muss auf "N" gestellt werden, was mir einleuchtet. Allerdings hieß es früher, dass Automatikfahrzeuge nur über kurze Distanzen geschleppt werden dürfen, weil der Ölkreislauf im Getriebe stoppt.
Und dann soll die Automatik auf "P" gestellt werden, was ich nun noch weniger verstehen kann, da "P" meines Erachtens den ganzen Antriebsstrang sperrt. Also hier fische ich noch im Trüben.
Lenkung:
Und das hat mich besonders überrascht: Ich bin immer davon ausgegangen, dass das Zugfahrzeug -wie auch immer- mechanisch auf die Lenkung eingreift aber hier gibt es gar keine Verbindung. Der Schlüssel muss eingesteckt sein, so dass die Lenkradsperre nicht greift und der PKW läuft aufgrund des Vorlaufs der Vorderachse ganz brav hinterher.
Also für mich hat sich diese kleine Lehrstunde wirklich gelohnt und (fast) alle Fragen geklärt.

Aber jetzt zurück zu unserem Trail:
In unseren Erinnerungen und auch auf dem Parkplan startet die Juniper Draw Loop und Hawk Ridge Trail gemeinsam und irgendwann geht der zweitgenannte dann vom erstgenannten Trail ab. Wir sind guter Dinge, den Abzweiger morgen zu finden, zumal wir uns erinnern, dass man den Hawk Ridge Trail in der Ferne ganz gut identifizieren kann. Aber heute geht es ja um die Juniper Draw Loop.
Und die Länge des Trails? Die einen sagen so, die anderen so.
An der einen Stelle ist von 3 Meilen die Rede, an anderer von vier. Aber egal, die Differenz stellt kein Problem dar.




Das Schild am Trailhead ist (für uns) neu, denn damals war nur auf der grobgezeichneten Karte zu entnehmen, dass beide Trails das erste Stück gemeinsam laufen.

Der Trail ist in keinster Weise anspruchsvoll, denn er hat so gut wie keine Steigung und ist hervorragend ausgeschildert, in dem alle paar Meter kleine Pfosten der Weg eindeutig markieren.
Die Landschaft ist karg, skurril und unwirklich und ich denke mir, hier hätte man in den 60ern mit Sicherheit sehr gut eine Folge von Raumschiff Enterprise drehen können: Kirk auf dem Planeten "Kathe-Dral".




Und er ist bis zu einem bestimmten Abschnitt sehr einsam, damals wie heute. Im ersten Abschnitt begleitet uns kurz eine Wanderin, die dann aber an einem Schild abzweigt und das ist besonders interessant.



Denn damals gab es dieses Schild noch nicht und auch den mittlerweile angelegten Trail suchten wir zunächst vergebens, bis wir in der Ferne dann den Trail zum Hawk´s Ridge Trail doch noch entdeckten. Übrigens waren wir damals nicht die einzigen, die etwas verwirrt waren und dn Trail suchten.

Auf dem Trail passieren wir eine Vielzahl von skurrilen Felsformationen aus sehr weichen Sandstein. Er zerbröckelt leicht in der Hand und lässt erahnen, dass sich die Landschaft spätestens beim nächsten starken Regen schon wieder etwas verändern wird. Viele Regen weiter, so vermuten wir, und das Tal, das wir gerade durchqueren, wird nur noch flach sein.



Obwohl der Trail fast völlig eben verläuft und somit kaum anspruchsvoll ist, ist es die Sonne, die den Hike doch etwas anstrengend macht. Etwa 33Grad sollen es heute sein, aber die Sonne kennt kein Erbarmen mit uns. Anita ist gesundheitlich immer noch nicht 100% in Ordnung und leidet ziemlich, lässt es sich aber nicht ausreden, den Abzweiger zu Miller Point zu nehmen. Mir ist wohlbewusst, dass sie den Weg wegen mir einschlägt, weil ich gerne ein paar Fotos machen möchte. Meine  Argumente, sie abzuhalten, verdunsten bei ihr wie ein Tropfen Wasser in der sengenden Hitze.

Ein kurzes Stück durch einen kleinen Canyon und wir sehen nicht nur ein paar Touristen, die uns entgegenkommen, sondern auch das, was vor bzw. über uns liegt.




Wir klettern stetig die steilen Leitern hoch und tauschen unsere Rollen. Anita, die eben noch ziemlich nach Luft schnappte, läuft nun ohne nennenswerte Unterbrechung wir eine Geis die Stufen hoch und ich hingegen, der eben noch locker über den Trail schlenderte, japse jetzt nach Luft und nutze jede Möglichkeit Pause zu machen, ich meine natürlich Fotos zu machen.





Oben am Miller Point angekommen hängen wir aber beide in den Seilen und nach wenigen Minuten weckt uns ein ziemlich lautes Schnaufen aus der Rekonvaleszenz. Ein Hiker-Pärchen, geschätzt etwas jünger als wir, kommt hinauf und die roten Köpfe zeigen uns: Muss wohl anstrengend sein.



 



Der Blick von hier oben hinunter auf die Ebene entschädigt uns für den etwas anstrendenen Aufstieg. Nachdem wir wieder zu Atem gekommen sind und der Schatten von Miller Point uns etwas hat abkühlen lassen, machen wir uns wieder auf den Weg nach unten, der von der Anstrengung nicht mit dem Aufstieg zu vergleichen ist.

Der Rest des Trails fällt unter die Rubrik "easy" und kurze Zeit später erreichen wir die Oase: Klimaanlage und kalte Getränke. Unsere App "Komoot" gibt die Strecke mit knapp 6 km an, also weniger als wenn wir unsere typische Runde in der Wahner Heide laufen, aber bei diese Brutzeln der Sonne ungleich härter.

Die Dusche ruft, wobei wir wieder auf die des Campgrounds zurückgreifen. Sie ist nicht so elegant wie die im Kodachrome State Park, dafür etwas weniger rustikal als die im Snow Canyon (hier musste man wie auf einer alten Toilette an einer Kette ziehen) aber egal wie, sie verrichtet ihre Arbeit und erfrischt uns.

Anschließend gehen wir in unsere Charging-Area, wie wir unsere Technik-Ecke im Caper spaßeshalber nennen:



Fleißig überspielen und sichern wie die Bilder und spielen die Clips aus. Diese Elektronikecke ist eigentlich das obere Bett des Etagenbettes und eignet sich für diese Zwecke hervorragend.




Nach dem Grillen (Paprika, Champignons, kleine Steaks) gibt es das letzte Lagerfeuer, weil es unser letztes Holz ist. Das mit dem Holz ist übrigens so eine Sache, die Preise unterscheiden sich gewaltig.
Wir verbrennen gerade die Luxusversion: Dieses Paket haben wir ja im Kodachrome State Park für $10 erworben, unterwegs haben wir Pakete für etwa $8 gesehen und hier im Cathedral State Park kann man so viel Holz, wie man mit zwei Armen tragen kann, gegen eine Spende von $5 nehmen. Wenn welches da wäre....

Wir nehmen die Tradition wieder auf und lassen den Abend bei der fast schon obligatorischen Tasse Kaffee ausklingen, wobei im Moment nur ich derjenige bin, der den Kaffee trinkt.
Wir wünschen eine gute Nacht.


 
09.06.2022: Cathedral State Park, Hawk`s Ridge Trail
Selber Statepark, selbe Campsite, selbe morgendliche Prozedur, selber Trailhead.
Aber dann scheiden sich nach einem kurzen Stück die Geister, vielmehr der Trail. Heute werden es 35 Grad werden und wieder ist keine Wolke zu sehen, aber das alles hält uns nicht von dem kurzen Trail ab. Laut Parkplan sind es 4 Meilen, wenn man am Ende des Tarils den Rückweg über die Straße nimmt, 6 Meilen hingegen, wenn man den Trail einfach wieder zurück geht.

Übigens gibt es hier im State Park eine Vielzahl verschiedenster Echsen und wir haben tatsächlich selten so viele gesehen, wie hier.




An der Junction biegen wir, wie gestern die Hikerin, links ab. Der Weg führt noch ein kurzes Stück in der Ebene und dann geht es schon kontinuierlich nach oben, aber durchaus gemäßigt. Wie auch schon der gestrige Trail ist es auch heute trotz des Anstiegs keine wirkliche Herausforderung, nur die brennende Sonne.....aber das erzähle ich ja bereits wiederholt.
Wir erinnern uns an zwei oder evtl. sogar drei Bänke, die den Trail säumen und darauf freuen wir uns schon......verfrüht.
Es sind zwei Bänke und beide in der prallen Sonne,



so dass wir es vorziehen, uns gelegentlich unter einem kleinen Baum kurz in den Schatten zu stellen.





Blick vom Hawk`s Trail runter auf den Campground




Nach einiger Zeit führt der Trail dann wieder zurück ins Tal und auf die Straße.
Zu meiner Überraschung biegt Anita dann aber statt nach links nach rechts in Richtung Visitor Center ab, was unseren heutigen Trail nochmal um etwa eine Meile verlängert.
Aber heute baut sie den Abstecher weniger wegen mir sondern vielmehr aus Eigeninteresse ein, denn gerne würde sie dort eine längere erfrischende Pause machen.
Das Visitor Center ist immer noch so, wie wir es in Erinnerung haben: Angenehm kühl, recht übersichtlich und der typische Verkaufsraum kleiner als so manches Wohnzimmer. Der Empfang ist ebenfalls so, wie in unserer Erinnerung: Sehr, sehr freundlich.
Wir sind allein hier und bleiben es auch und sind immer wieder erstaunt und erfreut, dass auch solche kleinen Stateparks, die recht wenige Besucher haben, so viel Geld in die Hand nehmen, um sieben Tage in der Woche ein Visitor Center zu betreiben. Auch der Park und insbesondere der Campground sind in einem sehr gepflegten Zustand. Immer wieder begegnen uns Ranger, die damit beschäftigt sind, Park und sämtliche sanitären Anlagen in Schuss zu halten.
Nach paar Minuten des Abkühlens gehe ich über zum Shoppe und zwar kaltes Wasser und die essbaren Insekten stehen auf meinem nicht existenten Einkaufszettel. Dienmal entscheide ich mich für "Salt N´Vinegar" und "Bacon & Cheese".

Jetzt verdrehen einige von euch die Augen (oder die Mägen) aber lasst euch sagen: Probiert es und ihr werdet staunen. Uns hat es damals auch zunächst viel Überwindung gekostet und 50% von uns beiden sind mittelrweile richtig begeistert: nämlich ich!
Während ich noch ein bisschen in den Regalen stöbere und mir die Ausstellung ansehe weist mich die freundliche Mitarbeiterin darauf hin, dass es eine Tür weiter Videofilme über die State Parks gibt und das ist uns neu.
Tatsächlich befindet sich eine Tür weiter ein Vorführrraum und mittels Bluray-Player und Fernbedienung kann man die gewünschten Parks selbst auswählen. Lustig ist, dass Drohnen in den Parks verboten sind, eine Vielzahl von Aufnahmen jedoch genau mit diesen Geräten gedreht wurden.



Auf jeden Fall haben mich einige Aufnahmen aus dem Film über Cathedral State Park so inspiriert, dass ich auf dem Rückweg zum Campground einen Umweg mache. Während Anita direkt den Campground ansteuert, gehe ich zu den Canyon Slots und mache noch einige Aufnahmen. Einige Slots sind sehr tief und mehrere Meter begehbar, bis man je nach Körperfülle und insbesondere -breite nicht weiter kommt.



Dafür sind sie besonders hoch, doch leider lassen sie sich schlecht einschätzen.



Besonders clever ist es nicht, hier allein reinzugehen, denn wenn man hier durch herabstürzende Steine, Klapperschlangen oder bösen Menschen außer Gefecht gesetzt wird, kann es schon etwas dauern, bis man gefunden wird.
Aber alles ist gut und bald schon kehre auch ich zurück zum Campground, wo wir im Laufe des Nachmittages mit unserem letzten Grillen beginnen. Heute gibt es noch einmal Hamburger.



Statt anschließend gleich zum gemütlichen Kaffeetrinken überzugehen beschäftigen wir uns schon mal mit dem Sortieren unserer Ausstattung, also, was kommt in den Storage, was geht weiter auf unsere Reise, was kommt ab morgen mit ins Hotel, was muss im Hotel gewaschen werden usw.?
Viele Fragen und manchmal müssen wir wirklich genau nachdenken, wo was hinkommt. Denn sonst war das relativ einfach. Wir haben meist die letzten zwei oder drei Tage in Vegas verbracht, dann alles in den Storage gepackt und sind anschließend heimgeflogen. Jetzt aber haben wir noch ein paar Tage vor uns und da muss schon genau geplant werden, was wir mitnehmen (dürfen), denn wir möchten wieder nur mit Handgepäck heimfliegen.

Aber dann sind wir doch irgendwann fertig und kommen zur abendlichen Zeremonie: Zum Kaffee :-)
 
10.06.2022: Cathedral State Park - Las Vegas KOA
Heute endet also das Leben in der Natur, wobei "Leben in der Natur" etwas übertrieben ist.
In den Zeiten als wir noch mit Auto und Zelt unterwegs waren oder auf unseren Trekkingtouren, wo wir alles, was wir glaubten fürs Überleben haben zu müssen, im Rucksack hatten, das kann man als ein Leben in der Natur bezeichnen. Die letzten zwei Wochen hatten wir ein Haus in der Natur mit Wasser, Heizung, Klimaanlage und Badezimmer.
Gegen 7:00 Uhr stehen wir auf und kurz nach 8 Uhr starten wir in Richtung Las Vegas. Knapp 170 Meilen liegen vor uns


[So sind die echten Trucker eben]

und je näher wir dem Ziel kommen desto mehr weicht das felsige Grau dem des Betons.


Unser erster Stopp gilt dem Storage, wo wir schon viel vorsortiertes Equipment abladen.



Nächste Station: Kurzer Stopp im Walmart für Getränke und heutigem Abendessen.
Anschließend geht es zu einem der schönsten Campgrounds überhaupt (Sarkasmus), den KOA-Campground.
Obwohl uns diese Campgrounds, wie jeder weiß, überhaupt nicht gefallen sind sie für die letzte Nacht doch recht praktisch aufgrund der guten Infrastruktur: Strom, Wasser, Propan, Waschmaschine usw.


Wir haben uns für den kleineren der beiden KOA in Las Vegas entschieden, obwohl wir hier schon mal böse auf die Nase gefallen sind.
Das Büro schließt um 16 Uhr, was wir damals nicht wussten, und exakt um 16 Uhr kamen wir an und wollten Einchecken. Die Dame an der Rezeption hat einfach die Tür abgeschlossen und ist gegangen und wir mussten nun rätseln, wie wir so an die Codes usw. kommen und so blieb uns nichts anderes übrig, als zu Fuß zum anderen Campground zu laufen. Ein Satz von ihr hätte gereicht.
Das war uns eine Lehre, weshalb wir heute deutlich früher hier sind, was uns aber nichts nutzt, da das Büro trotz der angeschlagenen Öffnungszeiten nicht besetzt ist.

Nach einer Viertel Stunde geben wir auf und fahren zum großen KOA, wo man uns zugleich einen Platz anbietet. Wir erfahren, dass die Laundary mit den Waschmaschinen gerade renoviert wird und falls wir waschen möchten, so mögen wir doch zum kleinen KOA rüber fahren.
Wir fühlen uns schon ein bisschen auf den Arm genommen.

Nach einiger Zeit fahren wir nochmals kurz zum Storage, da eine Kamera verlustig ist und wir die Hoffnung haben, dass sie versehentlich dort geblieben ist. Sie ist unauffindbar, zumindest im Storage.
Sie findet sich im Laufe des Abends im Wohnmobil wieder an. Sie hatte sich in einer der unzähligen Klappen und Fächern des Campers vor uns versteckt.



Nachdem alles bestens vorbereitet ist genießen wir unser Walmart-Essen und lassen den Abend dann wieder, wie gewohnt, bei einer gemütlichen Tasse Kaffee ausklingen.
 
11.06.2022: Las Vegas, KOA - Las Vegas, Platinum
Heute werden wir also tränenreich Abschied von unserem Camper nehmen müssen, der uns trotz seiner Einschränkungen ans Herz gewachsen ist. Keinen Camper hatten wir je so lange.
Von innen schaut er aus wie geleckt, alles geputzt und sämtliche Taschen sind bereits im Untergrund, also in den Staufächern unter dem Wohn- und Schlafbereich.



Alle Taschen, Kartons, Schlafsäcke, Eletrokram, Carries usw. deponieren wir im Storage zwischen und fahren noch zum Tanken.
Bei $200 schaltet die Säule ab und der Wagen ist voll.






[Loch im Tank?]

Über $500 haben wir in Sprit umgesetzt. Lange ist es her, als man bei Tankrechnungen von mehr als $10 eine Autowäsche hinzubekam. (Unser erster USA-Urlaub in Florida 1991)

Nicht weit vom Storage entfernt ist unser Vermieter, den wir gegen 9:00 Uhr erreichen. Wir sind im Moment die einzigen, die einen Wagen zurückgeben und es gibt auch keine Mieter, die einen Wagen übernehmen. In früheren Jahren war um diese Zeit immer mehr los.
Die Rückgabe erfolgt zügig, allerdings quatschen wir uns mit Dieter, einem Mitarbeiter fest, der in Trier geboren wurde.
Dass wir zwei Wochen den Wasserboiler weder über Strom noch Gas betreiben konnten, führt er auf einen Bedienungsfehler zurück, glaubt aber dann selbst nicht daran und markiert den Wagen, dass er kontrolliert werden soll.
Wir bitten Dieter, uns ein Taxi zu bestellen. Bis vor zwei Jahren konnte man mit dem "Early Bird" auch einen Hol- und Bringservice buchen, d.h. ein Fahrer hat uns am Hotel abgeholt und nach der Rückgabe des Fahrzeugs auch wieder hingebracht. Diese Service gibt es leider nicht mehr: 1 Personalstelle somit eingespart.

Auch im Office sind heute außer Dieter nur noch seine Kollegin, die wir von früher her kennen.
Dieter empfiehlt uns statt eines Taxis lieber einen Uber zu bestellen und verweist auf das W-LAN, über das wir ja die App downloaden können.
Aber das W-LAN funktioniert nicht, weshalb wir ihn abermals bitten, uns ein Taxi zu rufen. Er bemüht sich redlich, erreicht aber niemanden.
Seine Kollegin informiert ihn, dass jemand gestern über 2 Stunden warten musste, bis er jemanden erreicht hat.
also beiße ich in den sauren Apfel und schalte zur Freude von O2 mein Datenroaming frei und lade die App runter.
Zumindest versuche ich es, denn bei 84% stockt der Download, weil die maximale Kapazität bzw. die Preisbremse von 59,90€ greift.
Knapp 60€ in den Sand gesetzt ohne Ergebnis.

Wir probieren es weiter über das W-LAN und überlegen, wie wir aus dieser Nummer nun rauskommen. Zum Glück habe ich Google Maps offline und so planen wir, bis zum nächsten Hotel zu gehen in der Hoffnung, dass es dort Taxen gibt. Knapp 1km liegen zwischen Vermieter und dem Boulder Station Hotel. Die Sonne brennt energisch, 43 Grad sind es heute in Las Vegas. Wir stellen uns vor, wir hätten jetzt auch noch Gepäck.
An der Rezeption vom Boulder Station bitten wir einen Mitarbeiter, uns ein Taxi zu bestellen, das wohl ca. 10 Minuten benötigt.
Zum Glück haben wir hier etwas Schatten.
Tatsächlich kommt zur unserer Freude bereits nach 10 Minuten ein Taxi, das einen Fahrgast bringt. Dieses Taxi können wir jedoch nicht nehmen, da es auf den Gast wartet soll, den es gerade gebracht hat. Die Fahrerin verspricht jedoch, uns ein Taxi zu bestellen, das aber nicht kommt.

Nach ziemlich langer Zeit erscheint der eben erwähnte Fahrgast und ist erstaunt, dass wir immer noch vergebens warten und bietet uns an, wir sollen mit ihm fahren und von dort aus kann uns das Taxi ja dann zu unserem Ziel bringen.
Wir sind erleichtert und fragen uns, wie lange wir wohl sonst noch auf ein Taxi wartend dort verbracht hätten.
Am Car Rental Station werden wir ordnungsgemäß ausgeladen und übernehmen nur wenige Minuten später bei Alamo einen blauen Ford Mustang.



Die Auswahlmöglichkeit bei den Cabrios besteht aus einem blauen oder einem braunen.
Unser ausgefallenes Frühstück holen wir beim Denny´s nach bevor es dann zum Beltz Outlet geht, wo ich für mich Schuhe und für eine Kollegin einen Magneten von Las Vegas erwerbe.
Anschließend holen wir im Storage einige der dort deponierten Taschen und Koffer und fahren zu unserem Stamm-Hotel, dem Platinum.

Abgeschafft wurde zwischenzeitlich das sog. Valet-Parking, dem wir anfänglich skeptisch und später begeistert gegenüberstanden. Jetzt müssen wir unser Pferdchen selbst parken und damit sind schon wieder geschätzt vier bis fünf Arbeitsplätze weggefallen.

Wir sind eine halbe Stunde vor der offiziellen Check-In-Zeit dort und unser Zimmer ist noch nicht frei ,weshalb man uns alternativ ein Zimmer mit zwei Queen-Size Betten statt eines King-Size Bettes anbietet, was wir aber freundlich ablehnen.
Eine nette Geste wäre es gewesen, wenn die Mitarbeiterin zwischendurch mal recherchiert hätte, ob unser Zimmer nun frei ist, aber auf die Idee scheint sie nicht zu kommen.
Exakt um 16 Uhr stellen wir uns wieder an und auf unsere Nachfrage hin ist das Zimmer nun frei. Früher hat uns ein Mitarbeiter das ganze Gepäck mittels meines Trolleys und gegen ein Trinkgeld hochgefahren, jetzt quälen wir uns selbst damit ab.
Anita dreht sich beim Betreten des Zimmers gleich wieder um, denn die Suite hat zwei Queen-Size-Betten, also genau das, was wir vor einer halben Stunde abgelehnt hatten.
Während ich auf der 10.Etage beim Gepäck bleibe, fährt Anita runter zur Rezeption und kommt wenige Minuten später zurück.

Jetzt haben wir ein Zimmer auf der fünften Etage, was mich stutzig macht, denn wir haben als zusätzliche und gebührenpflichtige Option "Strip-Blick" mitgebucht und der beginnt, soweit wir uns erinnern, ab der siebten Etage.
Wir betreten das Zimmer und drehen sofort wieder um, denn das Zimmer liegt entgegen unserer Buchung genau auf der gegenüberliegenden Seite.
Während ich wieder, nunmehr in der fünften Etage, beim Trolley und Gepäck bleibe, fährt Anita wieder runter um sich erneut zu beschweren. Da alle Buchungen über sie laufen, ist sie auch unsere Beschwerdeführerin.

Sie kommt zurück und berichtet, dass es trotz unserer Buchung keine Suite mit Stripview und King-Size-Bett gibt, dafür aber ist sie in der 17.Etage.



Vom fehlenden King-Size-Bett einmal abgesehen sind wir rundherum zufrieden mit dem Zimmer, allerdings hat uns der schlechte Service und die Inkompetenz der Mitarbeiterin doch sehr befremdet.
Wir sortieren und waschen die Klamotten, überprüfen, ob wir mit dem geplanten Handgepäck zurecht kommen, probieren im menschenleereren Pool ein neues Kamerasystem aus und fahren dann zum Outback zum Abendessen.

Outback haben wir vor Jahren durch Susanne und Daniel kennengelernt, die wir hier in Vegas getroffen haben. Sie kannten Outback recht gut und haben als Vorspeise Blooming Onion bestellt, eine große frittierte und als Blume aufgeschnittene Riesenzwiebel, die einfach hervorragend schmeckt.



Seither haben wir uns vorgenommen, irgendwann noch einmal hier herzukommen.
Leider sind unsere Augen deutlich größer als der Magen, denn Zwiebel als gemeinsame Vorspeise und dann noch jeweils eine Hauptspeise ist zuviel, und so lassen wir uns die Reste mitgeben. Was bei uns in Deutschland gelegentlich noch verpönt ist, gehört hier in den USA zur Normalität und ich habe erst kürzlich gelesen, dass ein europäisches Land es per Gesetz vorschreiben möchte, dass Gästen diese Möglichkeit angeboten werden muss.

Zurück im Hotel sitzen wir abends auf dem Balkon bei einem Glas Wein. Tatsächlich haben wir uns nach 31 Jahren USA erstmalig im Urlaub ein Glas Wein bzw. überhaupt Alkohol gegönnt. Eigentlich war das für ein schönes Lagerfeuer gedacht, doch da haben wir es schlichtweg vergessen.
 
12.06.2022: Las Vegas
Heute gibt es ein eher ungewöhnliches Frühstück; Rösti, die wir auf unserem Balkon zu uns nehmen.




Schließlich müssen die Reste noch weg und Croissants von Back und Knack konnten wir wegen der Hitze nicht kaufen. Wie wir vor Jahren leidvoll erfahren mussten, gehen die in der Verpackung auf, wenn man sie hier bei der Hitze nicht schnell genug aus dem Auto ins Hotel bringt. Wir werden das heute Nachmittag nochmal probieren.
Nach dem Frühstück geht es wegen der erwähnten Filmaufnahmen nochmal in den Pool und das Ergebnis wird entscheiden, ob wir die Kamera wieder mit zurücknehmen oder hier im Storage lassen.

Der Pool ist wieder erwartungsgemäß sehr leer, dafür stürmt es gewaltig und die schattenspendenden Rollos über unseren Liegen werden dermaßen hin- und hergerissen, dass wir schon befürchten, die Gestänge irgendwann auf dem Kopf zu haben.
Gegen Mittag machen wir uns mal wieder auf den Weg zum Storage und räumen etwas hin und her, denn in zwei Wochen wird er von der Verwandtschaft genutzt.
Weiter geht es über den Strip nach Downtown, denn nach langem Zögern wollen wir heute nun doch mal etwas wagen und beim Heart Attack essen gehen.
Wir zögern vor dem Lokal stehend noch einige Zeit und dann entscheiden wir uns endgültig für das Abenteuer.
Heart Attack ist ein Restaurant, bei dem der Name Programm ist: Herzinfarkt.

Es ist für ungesundes Essen berühmt und berüchtigt und weiß sich bis jetzt immer wieder gegen die Angriffe von gesundheitsbewussten Initiativen zu wehren. In seiner Geschichte soll es schon zwei Menschen gegeben haben, die hier während des Essens einem Herzinfarkt erlagen und was für andere Lokale ein "Aus" wäre ist hier fast schon Reklame. Doch der Reihe nach:

Zunächst werden wir hier gefragt, ob wir das Lokal und die Regeln bereits kennen, dann werden wir beide von sündig aussehenden Krankenschwestern in OP-Hemdchen gepackt.
Die Regel lautet: Wer seinen Burger nicht schafft aufzuessen, dem wird anschließend öffentlich an einem Pranger der Hintern versohlt. Man versteht das als eine notwendige Therapie, damit man ihn beim nächsten Mal auch schafft.
Wir beobachten Gäste, denen das widerfährt und der Klatsch auf den Hintern ist ebenso laut wie der Aufschrei des sündigen Gastes.



Vorsorglich bestellen wir beide den kleinsten Burger, den Single-Burger, und auch der hat schon eine gute Größe. Man kann den Burger toppen über den Double und Triple-Bürgere bin hin zum 8fach-Burger. Leider haben heute alle Gäste einen eher kleineren Burgr auf dem Teller. Gerne hätten wir den 8fach-Burger einmal live gesehen.
Heart Attack steht wohl auch im Guinness-Buch der Rekorde mit dem kalorienreichsten Burger, der 1,44kg Fleisch und knapp 10.000 Kalorien hat.



Was uns aber gut gefällt ist, dass man bei der Bestellung ein Bild bekommt, was alles auf dem Burger drauf kommt und man gefragt wird, ob es etwas gibt, was man nicht verträgt oder nicht mag.



Wir gehen mal nicht davon aus, dass die Verweigerung einer Zutat gleich zu Schlägen auf den Po führt.
Getränke gibt es natürlich auch: In einer 0,5Liter-Dose und Light-Getränke sieht die Karte natürlich nicht vor.
Unser Burger kommt recht schnell und er schmeckt wirklich richtig gut. Auch die Fritten als Beilage sind schön knusprig und angenehm scharf gewürzt.

Rundherum ein guten Essen, eine ausgefallene Ambiente, ein attraktives Pflegepersonal und übliche Preise.
Da stört es nur etwas, dass wir uns ein Bild für $30 Dollar haben andrehen lassen.
Wir schlendern noch einmal über die Fremontstreet und fahren dann zurück zum Hotel. Am späten Nachmittag geht es dann für 'letzte Aufnahmen an den Pool, was sich aber als etwas schwierig darstellt, da Kinder im Pool sind. Vor zwanzig Jahren hätte sich niemand etwas dabei gedacht zu fotografieren/filmen, wenn zufällig Kinder im Pool sind, aber heute bin ich sehr sensibel und verzichte lieber auf Aufnahmen.

Irgendwann finden wir dann eine kinderfreie Ecke und können hier nochmal paar Probeaufnahmen machen, die wir anschließend im Zimmer ausspielen,. Wir werden die Kamera weiter auf Reisen mitnehmen, denn in Death Valley und in Los Angeles gibt es noch Gelegenheit für weitere Aufnahmen.
Außer der frisch gewaschenen Wäsche gibt es nichts mehr umzupacken und so genießen wir den Abend wieder auf dem Balkon mit dem Blick auf die Millionen Lichter des Strips.

Was uns heute auf der Fahrt aufgefallen ist lässt uns nachdenklich machen: Kann es sein, dass sich Las Vegas noch nicht von den Folgen von Corona erholt hat?
Gestern war Samstag und der Strip hatte das übliche Leben und Treiben, wie wir es von früher kennen. Aber heute am Sonntag war es ruhig und leer, wie wir es noch nie erlebt haben und wir waren schon an vielen Sonntagen hier. Wenn ich jetzt sage, es war wie ausgestorben, dann ist das völlig übertrieben aber es lässt sich  nicht mit dem quirligem Leben von früher vergleichen.

13.06.2022: Las Vegas, Platinum - Death Valley, Stovepipe Wells
Wir haben (fast) alle Zeit der Welt und so lassen wir es gemütlich angehen. Endlich, nach drei Wochen, gibt es zum Frühstück Knack und Back- Croissants, die wir gestern von unterwegs vom Walmart mitgebracht und so schnell ins Hotel gebracht haben, dass sie noch nicht vorzeitig aufgegangen sind.



Während Anita ausscheckt belade ich den Wagen und bin erstaunt, wie viele Taschen mittlerweile in ein Cabrio reinpassen.



Zwei Trolleys, zwei Rucksäcke und zwei weitere Taschen passen hinein.

Ich erinnere mich an unseren ersten Mustang 1993, bei dem wir die Koffer auf der Rücksitzbank deponieren mussten. Gut, da waren unsere Koffer auch noch etwas größer und wir hatten nicht nur Handgepäck.
Im Storage verstauen wir die letzten Sachen und suchen und suchen....nach meinem kleinen Leatherman. Den dürfen wir ja nicht mitnehmen, weil er bei der Gepäckkontrolle gleich aussortiert werden würde. Wir finden ihn, in der Ecke einer Tasche versteckt und schon sagen wir "Servus" zu Vegas und fahren raus.

Beim "Strippen", also beim Cruisen über den Strip, sehen wir nun Resort World, einen großen Hotelkomplex, dessen Baustelle über Jahre hinweg brach lag und genau bei unserem letzten Besuch vor mehr als 2 Jahren konnten wir feststellen, dass die Bauarbeiten wieder aufgenommen wurden. Wir sind ziemlich enttäuscht, hatte uns die Baustelle doch mehr erwarten lassen als "nur" einen neuen Hotelkasten.



Beeindruckend ist allenfalls, dass der vordere Teil des Fassade ein riesiger Bildschirm ist.



Auch am Fountain Blue, einem gigantischen blauem Koloss, der seit Jahren unvollendet am Strip steht, wird wieder gearbeitet. Wir sind gespannt, was uns beim nächsten Besuch erwartet.

Fernziel ist heute Death Valley aber wir machen einen kleinen Umweg zu Seven Magic Mountain, auf die Anita im Internet zufällig gestoßen ist und die südlich von Vegas liegen. Dazu fährt man einfach den Las Vegas Boulevard in Richtung Süden und irgendwann tauchen sie am Horizont unübersehbar auf.

Doch vorher taucht etwas Rekordverdächtiges auf: Ein langer Zug. Seit vielen Jahren sind wir von der Länge mancher Güterzüge in den USA fasziniert und soweit es möglich ist, zählen wir die Wagons. Nachdem wir vor paar Tagen einen Zug mit 130 Wagons zählen durften wird dieser persönliche Rekord nun mit 131 Wagons übertroffen.
Gezogen (oder geschoben?) wird er von 6 hintereinander gekoppelten Zugmaschinen sowie einer weiteren am anderen Ende.



Doch dann nähern wir uns dem anderen beeindruckenden und fotogenen Höhepunkt. Offensichtlich sind wir wohl nicht die einzigen, die auf diese Idee gekommen sind und gerade die jüngere (Tiktoc-)Generation nutzt diesen fotogenen Hintergrund.







Das Wetter spielt uns so richtig in die Karten und der knackig blaue Himmel stellt einen hervorragenden Kontrast zu den bunten Skulpturen dar.



Bald schon geht es weiter. In Pahrump halten wir mal wieder am Walmart für Getränke und Mitbringsel und dann geht es schon bald in die Wüste in Richtung Death Valley.

Die Reihenfolge der Stopps ist wie immer:

Eingangsschild,....




Tankstelle....

[aber nur, um uns die aktuellen Preise anzusehen]


Visitor Center...


und letztlich Stovepipe Wells Motel...


Das Check-In erfolgt seitens des Mitarbeiters genauso sklavisch wie immer. Er weist uns Raum 223 zu, den wir gut kennen aber unsere zum Ausdruck gebrachte Freude darüber ignoriert er völlig emotionslos und erzählt einfach weiter. Anita meint anschließend, ich solle mir die Mühe sparen, ein Gespräch anzufangen, wenn die Mitarbeiter ihren Vortrag halten.

Enttäuscht sind wir, dass der Pool geschlossen ist, weil es gestern einen Sandsturm gab. Die Logik erschließt sich mir nicht ganz, da der Pool doch eine Filteranlage hat und der Sand somit nach einiger Zeit aus dem Wasser isoliert sein sollte.
Aber das Zimmer entschädigt tatsächlich. Es liegt ganz am Ende unseres Lieblingsblockes, nämlich dem Roadrunner-Block.

Das Internet ist so wie erwartet: Nicht existent. Vor vielen Jahren hat es bei den Roadrunnern mal einen Zugang gegeben, der wohl gestohlen wurde und seither wurde an dem Zustand nichts mehr verändert. Na ja, wir sind halt auch in der Wüste.
Nach einiger Zeit machen wir uns auf den Weg zu Panamint. Früher gab es dort "meinen" Bluecheese-Burger und für Anita Patty Melk oder Mushroom Avocad Swiss Burger, doch alle drei Burger waren bereits bei unserem letzten Besuch zusammengestrichen. Und auch jetzt gibt es laut Internet nur eine eingeschränkte Karte zu eingeschränkten Öffnungszeiten, genau wie im Saloon von Stovepipe Wells. Corona muss hier einiges bewirkt haben und das nicht im Positiven.




Nach einigen Meilen erreichen wir kurz vor18 Uhr Pan amint, das trotz der eingeschränkten Öffnungszeiten schon geöffnet hat und wir setzen uns an einen unserer Lieblingstische, nämlich draußen auf der Terrasse.
Der Wirt bringt uns freundlich die Karte und wir glauben im Burger-Himmel zurück zu sein, denn all unsere Favoriten sind zurück auf der Karte. Unsere Begeisterung bringen wir dem Wirt gegenüber zum Ausdruck und er versteht sofort, dass wir offensichtlich alte Gäste sind und schmeißt uns ein "Welcome back" um die Ohren.

Wir schöpfen aus dem Vollen, machen aber erstmalig einen Fehler, denn wir bestellen eine Vorspeise (10 Flügel), die wir uns zwar teilen, was aber insgesamt doch zu viel ist.







[Anita hat sich einen neuen Freund zugelegt]

Gut gesättigt und kulinarisch befriedigt geht es zurück nach Stovepipe Wells. Die Rückfahrt ist immer wieder schön: Heute gibt es kein Wölkchen am Himmel, die Temperaturen beim Fahren reichen aufgrund der Berg- und Talfahrt von höllisch heiß bis angenehm kühl, die untergehende Sonne lässt die Schatten von uns und unserem Mustang in die Länge ziehen und Anitas Haare glänzen im Gegenlicht.

Kurz nach der Ankunft wird es schon schnell dunkel und das wäre eigentlich für uns der richtige Zeitpunkt, in den Pool zu gehen, wenn er denn nicht geschlossen wäre.
Und wäre er geöffnet würden wir jetzt auch nicht hingehen, denn wir wollen draußen noch einen kleinen Schlummertrunk zu uns nehmen aber ein erneuter Sandsturm bläst uns dermaßen viel Sand in die Augen und in die Getränke, dass wir lieber darauf verzichten.
Dann trinken wir eben im Zimmer und hoffen auf morgen.
Gute Nacht.
 
14.06.2022: Stovepipe Wells
Der heutige Tag ist recht schnell erzählt.
Vorweg: Swimming Pool ist immer noch geschlossen, was schon recht ärgerlich ist. Ironie der Gechichte  ist, dass der Pool mit ausschlaggebend war, dasss wir hier zwei Nächte geplant haben.
Anita ist immer so begeistert,  wenn sie nachts aus dem Pool kommt und es dann draußen immer noch an die 30 Grad  Lufttemperaratur hat und man nicht bibbert.
Aber es sieht nicht danach aus, als würde hier und heute viel passieren.
Wir fahren zunächt zu unserem Kiosk, den jeder kennt, der schon mal einen Bericht von uns gelesen oder gesehen hat. Wir machen ein paar Aufnahmen, die wir in unsere spätere Show einbauen werden.

Anhschließend geht es nach Beatty um etwas zu trinken zu kaufen, aber hier werden wir nicht fündig. Aber das ist auch nicht der hauptsächliche Grund für unseren Ausflug in diesen Teil des Parks, vornehmlich wollen wir wieder mal nach Rhyolite, wo wir, von einem Ehepaar einmal abgesehen, wieder völlig allein sind.



Wir freuen uns immer wieder auf diesen Besuch, denn hier herrscht eine ungewöhnliche, fast schon gespenstische aber auch spannende Atmosphäre und alle paar Jahre entdecken wir auch das eine oder andere neue Kunstobjekt.
Und genau so ist es auch heute.



Und ein altes Objekt ist renoviert.
Das mit Mosaiksteinchen versehene Sofa war vor einigen Jahren ziemlich ramponiert und wurde zwischenzeitlich restauriert. Drauf Sitzen ist gestattet, jedoch mit Vorsicht und schon gar nicht in Gruppen.

Wir fahren zurück und an Stovepipe Wells vorbei bis nach Firnace Creek, um etwas für einen Sundowner zu kaufen.

Am Abend bin ich dann aufgrund Anitas Idee unverschämt und schleppe die zwei Schaukelstühle vom Anfang des Roadrunner-Gebäude zu uns nach hinten. Eigentlich dürfte das auch gar kein Problem darstellen, den seit gestern bemerken wir etwas, was uns ebenso freut wie beunruhigt. Im hinteren Gebäude ist die Seite zu den Dünen (Rooms with Sand Dunes Views) außer unserem Zimmer nur noch ein weiteres belegt; zur anderen Seite sind es evtl. drei oder vier Zimmer, die belegt sind. Der Gebäudekomplex "49ers" ist überhaupt nicht bewirtschaftet und die anderen, klassischen Räume sind auch nur zu einem Bruchteil belegt.
In all den letzten Jahren haben wir Stovepipe Wells fast immer komplett ausgebucht erlebt, insbsondere im Frühjahr und Frühsommer.
So sehr wie die Ruhe genießen, besorgt sie uns auch.



Doch jetzt zu uns: Wir schaukeln so vor uns hin und mit einem Sundowner im Pappbecher (derzeit gibt es in den Räumen keine Gläser) lassen wir den letzten Tag in der Natur langsam ausklingen.
 
15.06.2022: Stovepipe Wells - Vasquez Rocks - Rondondo Beach (Los Angeles)
Heute steht eine letzte und recht lange Fahrt vor uns, wir schätzen mal um die 300 Meilen. Für unseren Mustang hatten wir von Alamo ein Navi mitgebucht, das wir bis jetzt überhaupt nicht brauchten. Das liegt einerseits daran, dass ich bisher mein Navi namens Anita neben mir habe, andererseits wir heute nach Google Maps fahren werden und damit sind wir bisher, im wahrsten Sinne des Wortes, "gut gefahren".
Wir starten schon gegen 7:00 Uhr. Jetzt endlich scheint mit den Reinigungstätigkeiten am Pool begonnen zu werden.
Wir verlassen das Death Valley in südwestliche Richtung, was für uns eher selten ist. Meist fahren wir über Bad Water nach Las Vegas.
Mit ein paar Bildern beenden wir nun den Teil "Leben in der Natur".





Für unsere Route haben wir uns bewusst für eine längere bzw. auch langsamere Variante entschieden, denn wir haben Zeit, wollen das Chaos rund um Los Angeles meiden und möchten den Wechsel von geliebter Einsamkeit zum unvermeidbaren Städtestress sukzessiv vornehmen. Was wir nicht erwartet haben: Der erste Teil der Strecke ist noch deutlich einsamer als erwartet und die ersehnte Tankstelle lässt ganz lange auf sich warten.


Nach fast 100 Meilen der ausgeprägten Einsamkeit erreichen wir Mojave und hier fasziniert uns wieder der "Flugzeugfriedhof", der mittlerweile eher ein Parkplatz geworden ist. Die Flugzeuge, die hier end- oder zwischengelagert werden, stehen deutlich näher am Zaun als früher, was bedeutet, es stehen hier wesentlich mehr Fluggeräte als noch vor ein paar Jahren.



Die Luft hier in Mojave ist besonders trocken, so dass Airlines ihre Flugzeuge hier (end-)lagern. Entweder, weil sie ausgeflottet sind und nur noch als Ersatzteilträger dienen oder weil sie momentan nicht gebraucht werden oder weil unklar ist, was mit ihnen geschehen soll. Unsere Vermutung ist, dass die zweijährige Corona-Phase mit dazu beigetragen hat, dass sich die Anzahl der Maschinen deutlich erhöht hat. Übrigens, die von uns so geschätzten und geliebten A380 der Lufthansa stehen hier nicht, die wurden in Spanien abgestellt.
Leider fehlt uns heute die Zeit, diesen interessanten Spot länger und intensiver anzusehen.

Unsere heutige Zwischenstation nach etwa 200 Meilen und fast fünf Stunden Fahrt ist Vasquez Rocks, ein kleiner aber feiner Park mit Natursteinen, der schon in unzähligen Filmen eine eindrucksvolle Kulisse darstellte.



Um einige zu nennen: Raumschiff Enterprise, Star Trek, Flintstones, Austin Powers usw. Über 100 Filme sollen es wohl sein und wer die einzigartige Felsformation sieht, erinnert sich bestimmt an den einen oder anderen Film:



Bereits vor ein paar Jahren hatten wir dieses Ziel auf unserem Plan, mussten dann aber wegen einer Reifenpanne darauf verzichten.

Weiter geht es in Richtung Küste, die wir bei Malibu erreichen und von hier aus den Highway No.1 entlangcruisen werden.


Über Malibu trohnend: Wer mag hier wohl wohnen? Ein Star? Ein erfolgreicher Geschäftsmann? Der Weg zum Strand ist vermutlich recht weit und anstrengend aber der Blick sicherlich außergewöhnlich.


Es ist die richtige Entscheidung, statt der Interstate quer durch Los Angeles ein gutes Stück auf dem Highway No.1, einem der schönsten Highways der Welt zu nehmen. Der Blick aufs Meer macht Lust auf mehr.




Das Cabrio bewährt sich, bietet es doch viele Möglichkeiten, langsam in Stau fahrend viel zu entdecken und zu fotografieren:



Erstaunt sind wir, dass sogar eine Straße nach unserem Freund Marco benannt ist...


In einer Hinsicht muss ich eine lange von mir aufgestellte Behauptung revidieren. Bei uns in Köln gibt es eine große Straße, die gepflastert ist mit Halte- und Parkverbotsschildern, was recht verwirrend sind. Und regelmäßig werden dort Fahrzeuge abgeschleppt, weil die Beschilderung nicht verstanden wurde. Ich habe immer behauptet, das gibt es auch nur bei uns in Deutschland. Und jetzt weiß ich, dass es das auch in den USA gibt:






Wir erreichen allmählich unser "Best Western plus Redondo Beach Inn", das wir bereits kennen. Vor ein paar Jahren sind wir ja auch von Los Angeles aus gestartet und Anita hat damals ein Motel gesucht, von dem aus man gut den Autovermieter erreichen kann und so sind wir zufällig hier gelandet. Und da das Motel wirklich sauber und nett ist und außerdem nur einen Katzensprung vom Strand entfernt liegt, war es auch bei den weiteren Flügen von Los Angeles aus unsere erste Wahl.




Mittlerweile ist es Abend und Hunger kommt auf. Unsere Tüte mit den Lebensmittelresten gibt nichts mehr her, was wir als richtigen Ersatz verwenden können und so steht auf unserer Entscheidungsliste "Denny´s mit dem Auto" oder "Zu Fuß zum Reviera Village", einem kleinen Viertel mit vielen Lokalen und Einkaufsmöglichkeiten. In Anbetracht der vielen heute "gesessenen Meilen" entscheiden wir uns für die Möglichkeit, die Füße zu vertreten und finden auch einen gut sortierten Lebensmittelladen. Wir staunen nicht schlecht, dass er sogar mehrere deutsche Weine führt.
Gegessen wird aber im Rock & Brews, einem originellen Burger-Laden.



Überall hängen Plakate von Stars unserer Generation und es gibt sogar einen Alice Cooper-Burger. Erstmalig bestellen wir in einem amerikanischen Restaurant sogar ein Glas Wein, schließlich sind wir ja zu Fuß unterwegs. Anita entscheidet sich für einen "Oklahoma Smash-Burger" und auf meinem Burger liegt sogar ein Spiegelei drauf. Bei beiden Burgern kommen wir zu dem Schluss, dass uns die Wahl geglückt ist.
Gut gesättigt geht es die Meile zurück zum Hotel. Obwohl es hier nicht die schlechteste Gegend zu sein scheint sieht man immer wieder die Verlierer dieser Zeit: Ein "House of Pancakes", das wir zunächst ansteuern wollten, scheint seit längerer Zeit schon geschlossen sein und in so mancher Ecke liegt jemand, dem das Leben weniger gut mitspielt.
Im Hotel gehen wir noch schnell an den Pool, aber nicht um reinzusteigen, denn dafür ist es nun doch schon zu kühl. Wir sitzen einfach nur paar Minuten rum und dann geht es aufs Zimmer und bald ins Bett.
Denn morgen machen wir das, was wir schon seit zig Jahren nicht mehr gemacht haben: Einen Strandtag!
 
16.06.2022: Los Angeles, Redondo Beach
Der heutige Tag bildet ein Novum für uns, na ja, nicht ganz, aber zumindest wird er sich so gestalten, wie schon seit 20 Jahren nicht mehr: Wir machen einen Strandtag.
Ich prophezeie schon mal, dass es kein Strandtag werden wird, weil es sich eher um ein paar Strandstunden handeln wird. Wir sind nun mal nicht die großen Strandgänger, obwohl so ein oder zwei Stunden am und insbesondere im Meer schon ihren Reiz haben.
Zunächst gibt es das Frühstück im Motel, das für ein amerikanisches Motel wirklich nicht schlecht ist. In den Best Western-Motels haben wir bisher fast immer Frühstücke erhalten, die sich von vielen anderen Motels im positiven Sinne unterscheiden und dies hier ist noch besonders. Neben Rühreiern mit Zubehör (Hashbrowns und Ham) gibt es auch noch Waffeln, Bagels, Obst, Haferflocken usw. Und selbstverständlich Kaffee, Tee und Orangensaft, der zwar aus einem Automaten kommt aber besser schmeckt als der vor drei Wochen im Sheraton. Das muss einfach mal gesagt werden.



Das heutige Best Western ist ja ein Best Western Plus und ist von der Kategorie noch etwas besser als ein herkömmliches Best Western, wobei wir aber noch nicht dahinter gekommen sind, was die Kriterien für die unterschiedlichen Kategorien sind. Vielleicht das Frühstück?

Kommen wir zurück auf unser Projekt "Strandtag", das im Moment noch in den Sternen steht, da es sehr bewölkt ist. Die Wetter-App stimmt uns für 11:00 Uhr optimistisch, da soll die Wolkendecke der Sonne weichen. Hoffentlich weiß sie das.
Es wäre ja schon eine Ironie der Geschichte, wenn wir extra eine Nacht mehr in L.A. einplanen, nur um einen Strandtag zu haben und dann fällt der wegen des Wetters wohlmöglich aus.
So verbringen wir die frühen Stunden des Tages im Zimmer und zeigen der Wolkendecke unsere Wetter-App und tatsächlich entdecken wir erste Löcher in der Wolkendecke.

Gegen 11:00 Uhr machen wir uns dann auf den Weg, wobei wir uns für einen Spaziergang zum Strand und gegen das Autofahren entscheiden.
Wir haben uns "voll" auf Strandbesucher verkleidet, also Sonnenbrille, Mützen und die obligatorische Strandtasche. Fehlerhaft sind unsere Crocs, den hier gehören eigentlich Flipflops oder alternativ Sandalen mit weißen Socken hin. (P.S. Habe kürzlich im TV gesehen, dass weiße Socken im kommenden Sommer zum Leidwesen vieler wieder ein Hit werden sollen :-)

Wir erreichen den Strand und es stellt kein Problem dar, einen Platz zu finden. Für unsere spätere Show drehen wir noch eine Szene und dann geht es schon ins Wasser. Anita, die nach wie vor etwas kränkelt, zieht es vor, eher am Rand zu bleiben aber mich hält es spätestens nach der zweiten Welle, die mich überfällt, nicht mehr. Die verschiedenen 3D bzw. Unterwasserkameras sind Alibi, mich gut 50 Jahre zurückzuversetzen und mich wie ein Kind in den Wellen auszutoben. Erschien mir das Wasser anfänglich noch etwas frisch, wenn nicht gar kalt,  dann ist das schnell vergessen.

Nach einer angemessenen Trockenphase auf dem Sand packt es mich erneut und wieder springe ich (ja, das geht auch in meinem Alter noch:-) wieder ins Wasser.
 
In der Ferne entdeckt Anita mit scharfem Auge eine Schule mit Delfinen* (Das ist von der Orthographie her richtig, auch wenn es mir immer noch schwer fällt, mich an manche Formen der neuen Rechtschreibung zu gewöhnen)
Ich sehe nur weit entfernt eine Flosse und tippe eher auf einen Hai aber Anita besteht auf Delfin. Wir einigen uns: Wir zählen jetzt die Menschen am Strand und nachher nochmal. Fehlt einer, dann war es ein Hai, sind sie alle noch vollständig, dann ist es ein Delfin. (Ich weiß, wir haben einen tollen Humor)



Sie sehen einige hundert Meter vom Strand entfernt erst nach Süden und später wieder umgekehrt. Außer uns reagiert niemand darauf. Entweder hat es außer Anita -und jetzt auch mir- niemand wahrgenommen oder das ist hier so gewöhnlich, als wenn bei uns ein Goldfisch im Teich umherkreist.
Ich mache jetzt mal was, was ein NoGo für eine Diashow ist: Ich zeige ein Bild und kommentiere es mit: "Und das, was man jetzt nicht sieht....."



Die Weitwinkel-Objektive der 3D Kameras machen es unmöglich, das zu zeigen, was wir sehen.

Irgendwann haben wir die Nase voll und gehen zurück zum Hotel. Gerne würde ich auch im Pool nochmal ein Objektiv ausprobieren aber wieder sind einfach Kinder im Pool und dieses Thema habe ich ja schon erläutert.

Wir entscheiden uns, heute Abend nochmals zum "Rock & Brew"-Restaurant zu gehen.  Selten sind wir in einer amerikanischen Stadt so viel gelaufen wie diesmal.
Wieder gibt es einen sehr freundlichen Service und meinen Plan, dem Burger einen Salat vorzuziehen, ändere ich dann noch kurzfristig, genau wie Anita.
Sie bestellt einen "Ultimate Burger" und ich komme nicht umhin den "Alice Cooper" Burger zu bestellen, wo er auf der Karte doch so in den Vordergrund gestellt wird. Er soll scharf sein, was meinem aktuellen Geschmackssinn entgegen kommt. Auf unerklärliche Weise mag ich seit paar Wochen scharfe Speisen, bzw. sehr scharfe Speisen, obwohl ich die ansonsten seit zig Jahren eher meide.
Von daher sollte er mir schon schmecken. Der ist aber sogar für meine momentanen Verhältnisse scharf. Anita bestätigt dies mit den Worten: "Der macht aber alles frei".

Auf dem Rückweg ist der Pool nun menschenleer, aber wir verzichten auf einen Poolgang und verbringen den Abend dann auf dem Zimmer, packen unser Handgepäck, trinken noch den letzten Schluck Wein und sortieren alles aus, was wir entsorgen müssen.
Und da ist erschreckend viel angefallen: Sonnencreme, Gesichtscreme, Mundwasser, Kokuswasser, Sprite, Crocs, T-Shirts usw. Von der Bekleidung mal abgesehen alles Flüssigkeiten, die nicht in unsere Beutel passen und wir sie im Handgepäck nicht mitführen dürfen.
Soweit die Sachen noch verschlossen sind stellen wir sie für die Maid auf den Tisch, in der Hoffnung, dass sie sie brauchen kann.



Bald schon legen wir uns ins Bett und cremen uns richtig dick ein, denn wir haben uns am letzten Tag doch tatsächlich einen Sonnenbrand geholt. Jeden Tag in den drei Wochen haben wir uns dick mit 50er Sonnencreme eingecremt, doch heute morgen lag sie noch im Auto und haben sie auf dem Weg zum Strand auch mitgenommen. Leider haben wir uns erst dort eingecremt und die kurze Zeit vorher hat schon gereicht, uns jetzt ziemlich rot werden zu lassen.
Das war und ein ist ein ziemlicher Anfängerfehler, der uns nicht hätte passieren dürfen.
Es schmerzt an der einen oder anderen Stelle aber statt zu klagen lachen wir eher über uns selbst und fragen uns, wie blöde kann man sein.

Jetzt ist also Abschied angesagt. Der Urlaub neigt sich dem Ende entgegen und im Gegensatz zu unserer Freundin Gisela, die am Ende des Urlaubs immer sagt, dass sie sich auf daheim freut, könnten wir noch paar Tage dranhängen.
Was uns aber etwas tröstet, morgen erwartet uns noch etwas, auf das wir uns schon lange freuen, und zwar...


Ach lassen wir das jetzt, wir sind beide müde und legen uns jetzt schlafen.....

17.06.2022/18.06.2022: Los Angeles - Frankfurt
Der Wecker des Handys klingelt bereits mehrmals. Während ich Anita mit den Worten "Alles Gute zum Hochzeitstag" begrüße, höre ich von ihr nur: "Eigentlich wären wir ja schon gestern geflogen".
Das ist richtig, denn dass wir erst heute fliegen ist der Tatsache geschuldet, dass gestern das Fluggerät ausgetauscht wurde und es unsere Buchungsklasse dort nicht gibt.

Doch der Reihe nach:
Wir haben uns einen langersehnten Wunsch erfüllt, wenn auch nur teilweise.
Vor Jahren sind wir mit dem Airbus A380 der Lufthansa geflogen und der Wunsch keimte, einmal im Leben mit dem A380 in der First Class bei der Lufthansa zu fliegen. Anita, pragmatisch veranlagt, meinte nur: "Okay, dann lass uns fleißig Meilen sammeln", was wir auch getan haben. Endlich genügend Punkte beisammen erhielten wir zweimal hintereinander keine Plätze in der First Class, so dass wir es vorzogen, stattdessen mehrmals auf Punkte in der Business-Class zu fliegen, was wir damals auch nicht bereut haben.

Nachdem wir nun wegen der pandemischen Lage und dem damit verbundenen Travel-Bans zwei Jahre lang nicht fliegen konnten, sahen wir uns im Herbst letzten Jahres nach Flügen für 2022 um. Wieder sollte es die Lufthansa sein, möglichst  die 747-8, nachdem der A380 derzeit ausgeflottet ist und als Buchungsklasse schwebte uns schon Economy-Plus vor. Anita entdeckte dann Flüge zu einem eher ungewöhnlichen Preis und wir buchten die jetzigen Flüge in der  Business-Class hin und zurück. Und dann ergab sich auch noch die Möglichkeit, den Rückflug zu einem akzeptablen Preis upzugraden und so stand zunächst fest, dass wir zurück in der First Class fliegen werden. Bis wir dann im Januar einen Anruf erhielten, dass das Fluggerät ausgetauscht wird und es dort die First Class nicht gibt.

Eine Umbuchung auf den selben Tag, nur etwas früher, wäre möglich gewesen, doch da waren "unsere" Sitze nicht frei. Unsere Sitze? Dazu kommen wir noch.
Also hat Anita recherchiert und festgestellt, dass auf dem heutigen Flug die gewünschten Plätze frei sind und deswegen fliegen wir erst heute.

Doch jetzt chronologisch:



Zunächst wird gefrühstückt, aber recht wenig. Denn gerne würden wir in der Lounge am Flughafen noch etwas essen. Übrigens gibt es heute statt der Hash Browns Egg Rolls, also offensichtlich gibt es hier auch Abwechslung.
Danach checken wir im Hotel aus und fahren einige Meilen zum Vermieter, um unseren Wagen abzugeben.



Von hieraus geht es mit dem Shuttle zum Flughafen.

Der heutige Status bringt uns bei der Gepäckkontrolle nichts, denn es gibt zwar eine Fast Lane, die ist aber geschlossen. Sie ist aber auch nicht notwendig, denn es sind so viele Schalter geöffnet, dass es sehr schnell geht.

Erstmalig werde ich in der Röntgenanlage auf einen verdächtigen Punkt am Oberkörper angesprochen und sogleich untersucht. Ich zeige ihm, dass es sich um den unter der Haut implantierten Port handelt.
Ich bin insofern erstaunt, da ich vor vielen Jahren bei der Kontrolle darauf hingewiesen habe, dass ich einen Port habe, was überhaupt nicht von Interesse war.
Seither habe ich das ignoriert und bin niemals drauf angesprochen worden. Warum heute? Keine Ahnung: Am Display ist gut zu erkennen, dass dort an einer Stelle "irgendwas" ist. Vielleicht wird hier ein neuartiges Gerät eingesetzt.
Unser nächstes Ziel ist die Lounge, die wie ja von unseren damaligen Flügen über Los Angeles schon kennen.
Der Empfang ist freundlich und nachdem wir die Bordkarten zeigen, werden wir statt zu "unserer"  Lounge in eine weitere Lounge geführt, die wohl der First Class vorbehalten ist.



Wir sind mutterseelenallein und werden durch verschiedene Mitarbeitende hervorragend verköstigt. Das Angebot der Business-Lounge ist größer, weshalb man uns anbietet, jederzeit von drüben etwas zu holen. Wir bestellen aus dem dennoch reichlichen Angebot dieser Lounge lediglich eine Tomatensuppe und für mich einen Shrimps-Cocktail.



Anita lässt es sich nicht nehmen und greift zum Champagner, ich bleibe lieber beim Rotwein, dessen Preis lt. Internet unverschämt ist.
Wir verweilen einige Stunden bis wir dann doch mal Richtung Gate gehen. Um 14:20 Uhr soll das Boarding beginnen, wie so oft beginnt es erst deutlich später.


[rot markiert: 1K, Anitas Platz]

Es gibt acht Plätze in der First Class und alle acht Passagiere, einschließlich uns, dürfen sich als erste anstellen, wobei mir der Zutritt zur Maschine aber dann zunächst verwehrt bleibt und ich zum Counter muss, während Anita schon fast beim Einsteigen ist.

Ich hole Anita zwecks Übersetzung dazu, denn der Mitarbeiter erzählt mir, dass mit meinem Sitz etwas nicht stimmt. Es stellt sich heraus, dass einer "unserer" Sitze defekt zu sein scheint. Uns ist schleierhaft, was die Konsequenz sein könnte. Auf jeden Fall bestätigen wir, dass wir trotzdem fliegen möchten und dann darf auch ich rein. Wir acht Passagiere stehen aber dann doch noch am Gate, denn irgendwas ist in der Klasse noch nicht vorbereitet und nach paar Minuten dürfen wir dann doch ein.

Wir acht werden auf dem Flug von zwei Flugbegleiterinnen betreut und verwöhnt und sofort gibt es eine sehr freundliche Begrüßung. Beeindruckend ist, dass wir stets mit Namen angesprochen werden. Wir kennen ja die Wirkung dieser Ansprache aus der Psychologie: Jeder hört am liebsten seinen eigenen Namen.

Die Begrüßung ist ähnlich der Business-Klasse, d.h. sogleich wird uns ein Getränk angeboten, klassisch sind ein Glas Champagner und dazu ein paar Nüsse und Mandeln.



Kaum auf Flughöhe beginnt der Service, wobei es vorweg eine raffinierte Kleinigkeit gibt. Eine winzige Kartoffel, die mit Ziegenkäse gefüllt ist und ebenso gut schmeckt wie sie pfiffig aussieht.



Jetzt wird es etwas dekadent: Aus dem breitgefächerten Angebot wählen wir als Vorspeise Kaviar bzw. Anita Perlgraupensalat mit Rinderfilet, als Hauptspeise jeweils Rinderfilet mit Hummer und als Dessert eine Käseplatte.
Da wohl noch etwas übriggeblieben ist, bietet man mir eine zweite Portion Kaviar an, was ich gerne annehme.



Das Essen wird, wie schon in der Business-Class, nicht mit einem Trolley angekarrt sondern es wird am Tisch eingedeckt. Das ganze Essen zieht sich zeitlich und ich denke, es sind schon etwa zwei Stunden vergangen bis wir damit fertig sind.
Zum Schluss gibt es noch eine kleine Schachtel Pralinen, eingepackt in einer kleinen Holzkiste, die allein schon ein Hingucker ist.
Die Ausstattung in der Klasse ist schon "klasse". Die Bestuhlung lässt sich vielfach bis zum Bett elektrisch positionieren, die Kopfhörer sind von Bose, Fenstervorhänge schließen elektrisch, ein elektrisch verstellbarer Ottomane bietet Platz für einige Utensilien, ein Amenity-Kit von Rimowa, bequeme Hausschuhe und ein noch angenehmerer Schlafanzug.
Nach dem Essen begrüßt uns der Purser, erkundigt sich, ob alles in Ordnung ist oder er und seine Crew noch etwas für uns tun können.
Und dann passiert das, was uns schon fast unangenehm ist: Wir gehen auf die Toiletten um uns den Schlafanzug anzuziehen und kommen zurück und die Bestuhlung ist zu einem Bett umgerüstet, einschließlich Bettzeug. Alles vorbereitet.



Jetzt aber zu "unseren" Plätzen, die uns so wichtig waren.
Es gibt, wie erwähnt, in der First Class des A380 und der 747-8 acht Plätze, in der letztgenannten Maschine mit einer 1-1 Konfiguration haben, also jeweils am Fenster sind. Lediglich die Reihe 3 besteht aus zwei Plätzen direkt nebeneinander, also ideal für Paare, jedoch ist keiner dieser Plätze am Fenster.
Die Sitze in der ersten Reihe sind am nahesten beieinander, geschätzt mit etwa 1 Meter Abstand. Und da wir uns während des Fluges gerne auch unterhalten sind das die Plätze unserer ersten Wahl. Und man kann sich tatsächlich unterhalten, denn die 747-8 ist hier vorne so leise, wie wir es außer beim A380 noch nie erlebt haben. Lufthansa hat die First Class absichtlich direkt hinter die Nase de Flugzeugs verortet, weil das die ruhigste Stelle der 747 ist. Obwohl wir eigentlich am liebsten im Oberdeck sitzen sind von der Geräuschen Welten zwischen diesen Plätzen.

Und es gibt noch einen Vorteil der ersten Reihe, der mir erst jetzt bewusst wird. Außer den beiden Flugbegleiterinnen kommt hier vorne niemand vorbei und sie ermöglicht wirklich eine gewisse Intimität.
Wenn wir hingegen zu den Toiletten oder zu den Schränken mit unserem Gepäck gehen, kommen wir zwangsläufig an den anderen Passagieren vorbei und haben besten Blick auf sie, ungewollt!

Obwohl wir wie im Bettchen daheim liegen schlafen wir beide recht wenig. Anita arbeitet viel am PC und ich filme und fotografiere, was das Zeug hält.



Ebenso schnell wie unsere Betten am Abend hergerichtet wurden, werden sie jetzt wieder weggeräumt. Die Frühstücksauswahl ist wieder sehr groß und wir lassen es uns beide nicht nehmen, Rühreier zu bestellen.
Diese werden frisch gemacht und die Flugbegleiter haben hierfür, so wie wir gelesen haben, extra einen Kurs belegen müssen.
Alles ist ein optischer und kulinarischer Leckerbissen und pünktlich setzen wir zur Landung an, nicht jedoch, ohne dass der Purser noch einmal vorbeischaut und sich erkundigt, ob alles in Ordnung war.
Beeindruckend ist, dass er sich an unser gestriges Gespräch erinnert und weiß, dass wir erst morgen nach Köln weiterreisen und dass es unser Hochzeitstag war. Egal, ob er sich nun gestern Notizen gemacht hat oder es aus dem Gedächtnis weiß: Es ist beeindruckend.

Wir verlassen als erstes die Maschine, nicht ohne uns herzlich für die freundliche und aufmerksame Betreuung an Bord zu bedanken.


Wer unseren Rückflug auf YouTube sehen möchte, folge bitte dem Link.




Da wir nur mit Handgepäck reisen ersparen wir uns den Weg zur Gepäckausgabe, gehen durch die Imigration und dann schnell zur Welcome-Lounge der Lufthansa, die etwas ernüchternd ist. Im Vergleich zu den bisherigen Lounges hat die Freundlichkeit noch Luft nach oben, das Personal ist ziemlich mit sich selbst beschäftigt und das Angebot zeigt Lücken.
Aber wer einfach nur eine temporäre Aufenthaltsmöglichkeit sucht bis sein Zug kommt, ist hier trotzdem gut aufgehoben.

Weiter geht es zum Marriott, wo wir heute nächtigen werden.
Drei Fragen gilt es zu beantworten:
Warum übernachten wir überhaupt noch in Frankfurt?
Auf die Idee kam Anita, weil sie glaubte, über diesen Weg kommen wir einfacher in den neuen Zeitrhythmus, was bei unserem letzten Trip gut funktioniert hat.

Warum nur ein Zimmer und diesmal keine Suite?
Für die eine Nacht sparen wir uns das, dafür haben wir aber wieder ein Clubzimmer.

Warum Marriott und nicht "unser" Sheraton?
Weil wir es mal ausprobieren wollen. Das Marriott hat vor zwei Jahren einen Teil des Sheraton-Hotels übernommen und die alte Clublounge des Sheratons ist nun im Marriott-Teil. Und weil uns diese Lounge mit Blick auf "Mainhattan" so gut gefällt, wollen wir dort hin. 

Der Empfang ist sehr freundlich und das Zimmer modern eingerichtet. Letztlich sind es die alten Sheraton-Zimmer, allerdings pfiffig und geschmackvoll renoviert.





Anita probiert den mobilen Schlüssel aus. Per Handy kann sie Zimmer und alle für uns zugängliche Ressourcen öffnen. Zunächst hakt der digitale Schlüssel etwas aber dann klappt es doch noch.

Abends geht es dann in die Lounge. Nein, leider nicht die von uns favorisierte in der 9. Etage mit dem Blick auf Mainhattan sondern genau die, die wir vom Sheraton kennen. Zwar existiert die alte Lounge in neuem und sehr geschmackvollem Kleid, wird aber im Moment nicht betrieben.





Es gibt die Boxen, die wir vom Beginn des Urlaubs her schon kennen und das Problem bleibt dasselbe: Entscheidet man sich gegen den süßen Nachtisch so muss er entsorgt werden.


Wir genießen noch etwas die Atmosphäre und plaudern über die letzten drei Wochen, aber viel zu schnell überkommt uns die Müdigkeit und so verschwinden wir schon bald in den Betten.
 
19.06.2022: Frankfurt - Köln
Die Nacht bringt nicht das erhoffte Ergebnis: Wir haben beide eher schlecht als recht geschlafen. Liegt das am Jetlag oder an der Zimmertemperatur? Beide probieren wir uns am Bedien-Panel, vergebens. Irgeendwie wird es kaum kühler und das Fenster, das sich auf Kipp öffnen lässt, bescherte uns nur bedingt etwas Kühle, dafür aber viel Lärm. Schließlich liegt das Hotel direkt neben dem Flughafen, weshalb wir es ja auch favorisieren und erst jetzt wird uns bewusst, welche Wirkung die Fenster hier doch haben: sie halten den Lärm des Flughafens sehr effektiv ab.
Wir frühstücken, wieder im unteren Restaurant und nicht wie erhofft, in der Lounge in der 9.Etage. Also letztlich hat uns der höhere Preis des Marriott lediglich einen digitalen Schlüssel und ein etwas moderneres Zimmer beschert.
Aber das Frühstück befriedigt uns heute deutlich mehr als vor gut drei Wochen: Es gibt nun Bohnen zu den Eiern, der Orangenhaft ist schmackhaft und dadurch, dass der zweite Raum geöffnet ist, wirkt alles etwas ruhiger. Wir revidieren daher unsere Aussage von vor drei Wochen.

Das Ausschecken erfolgt beim selben Mitarbeiter wie gestern. Vielleicht liegt es daran, dass ich ihm gestern sagte, dass wir ganz gespannt sind, was uns im Marriott erwartet, denn trotz überzeugter Sheraton-Gast wollten wir auch diesem Hotel eine Chance geben. Auf jeden Fall spricht er uns an, wie es denn diese Nacht mit der Klimaanlage aussah, denn die sei leider, wie er eben erfahren hat, ausgefallen.

Es beruhigt uns, dass wir nicht "zu deppert" waren, sie zu bedienen sondern dass sie defekt war.
Als Entschuldigung und kleine Entschädigung bietet er uns von sich heraus einen Nachlass von 25% an und lädt uns noch auf einen Kaffee im Starbuck ein. Wir sind beeindruckt und empfinden das als einen bemerkenswerten Zug des Hauses. Wir wären nicht auf die Idee gekommen, nur wegen der defekten Klimaanlage auf einen Preisnachlass zu bestehen.
Beim Starbuck sitzend ist Anita über eine aufploppende Meldung der DB erstaunt und ich albere noch rum: "Pass auf, unser Zug fällt aus". Ich bin ganz schön verdaddert, als Anita mir genau dies bestätigt.
Das passiert uns leider nicht das erste Mal und jetzt heißt es, schnell eine Alternative zu finden. Es gibt wohl einen ICE, der eine Stunde Verspätung hat und der bald einfahren wird. Wir gehen also zügig zum Bahnhof und beim Runtergehen entdecken wir einen wartenden Zug, der uns tatsächlich nach Köln bringt, wenn auch nicht zum Hauptbahnhof aber zumindest nach Deutz.

Die knapp 50 Minuten Fahrtzeit nutzen wir dazu, die drei Wochen noch einmal Revue passieren zu lassen und ein Fazit zu ziehen.

Fazit:
Und trotz kleiner Pannen (siehe Bericht) sind wir rundherum zufrieden mit diesem, für unsere Verhältnisse, sehr langen Urlaub.
Da ist unser Camper, der uns trotz einiger Schwächen ans Herz gewachsen war.
Die Wanderungen, die aufgrund Anitas Gesundheitszustand, kürzer als geplant ausgefallen sind und uns trotzdem sehr gefallen haben.
Dass das Wetter mitgespielt hat und wir fast jeden Tag grillen konnten und so einige Lagerfeuer hatten.
Wir erinnern uns, dass wir Heart Attack ohne Konsequenzen für unsere Popos überstanden haben.
Und natürlich, dass unser langgehegter Wunsch, einmal in der besten Klasse fliegen zu können, in Erfüllung gegangen ist und alle damit verbundene Annehmlichkeiten genießen konnten.
Und nicht zu vergessen, dass unsere Corona-Tests negativ waren.
Und last aber auf keinen Fall least: Wieder haben wir zwei eine tolle, aufregende und vor allem harmonische Zeit miteinander teilen können und das 24 Stunden am Tag.

Bezüglicch unserer Flüge wurden wir schon gefragt, ob sich der (finanzielle) Aufwand für uns gelohnt hat und können für uns nur sagen: Ja!
Das liegt sicherlich daran, dass für uns der Urlaub nicht erst am Urlaubsort beginnt sondern bereits mit der Anreise. Sogar vorher schon: Wenn die beruflichen Aufgaben erledigt sind und der Bürosschlüssel aufgehängt wird. Das war schon immer so. Oder mit den Worten von Goethe, die sich zufällig an der Wand unseres Zimmers prangten:



"Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen"

Juni 2022