THE 

RIM2RIM2RIM-TOUR

 
oder

Unsere 40. USA-Tour im August 2012

(fast) live

(Die Bilder werden zum späteren Zeitpunkt sukzessiv eingebaut)

letztes Update: 15.09.2012, 20:00 (MEZ)

Stand: Freitag, 14.9.2012, 12:00Uhr

Unsere Tour:

Las Vegas – Grand Canyon (RIM2RIM2RIM) –

 Zion – Death Valley – Las Vegas


TIEPFELER“ sind nicht gewollt aber vorprogrammiert. Wer einen findet, darf ihn vorläufig behalten! Wir tippen hier unter schwierigen Bedingungen: Neben dem Essen, im Zelt, im Dunkeln und möglicherweise sogar, während wir uns gegen Moskitos verteidigen müssen. Es ist auch nicht immer leicht, die kleinen Tasten des Netbooks treffsicher zu finden, während Anita den Wagen von Schlagloch zu Schlagloch dirigiert. Mittlerweile arbeite ich zeitweise auf der Trekking-Tour mit einem Tablet, was die Treffsicherheit der virtuellen Tasten nicht unbedingt verbessert.

Von daher wird erst am Ende der Tour nochmals in Ruhe Korrektur gelesen.


24.08.2012

Wieder einmal sitzen wir am Frankfurter Flughafen und warten darauf, geboardet zu werden.

Heute beginnt also unser 40. Trip in die USA. Während wir hier sitzen geht uns der gestrige Tag noch einmal durch den Kopf:


Nachdem sich die Abreise in Koeln leider verzögerte verzichteten wir zwangsläufig auf unsere Reservierungen der Sitzplätze im Zug. Stattdessen aßen wir im Speisewagen gemütlich zu Abend. Unsere ursprüngliche Planung, uns abends vielleicht mit Gunther am Flughafen treffen zu können, haben wir aufgrund unserer Reiseplanung schon vorher abgehakt. Später als sonst kamen wir in Frankfurt an, checkten kurz im Sheraton ein und gingen dann mit etwas innerlichem Widerstand zum Vorabend Checkin. Denn seit 1.Juli nimmt Condor für den Vorabend Checkin 5 Euro pro Person. Was seither für Passagier und Airline eine Win-Win-Situation war, muss nun bezahlt werden. Eigentlich hatten wir uns daher gegen den Vorabend-Checkin entschieden. Nicht aus Geiz oder Sparsamkeit sondern aus innerem Protest heraus.

Weil die Maschine aber früh geht, oder wie es im Moment aussieht, gehen sollte, haben wir uns trotz inneren Widerstandes spontan doch noch dafür entschieden.

Das Einchecken erfolgt in einer ungewöhnlich sachlichen, fast schon unfreundlichen Atmosphäre. Dass wir kein Gepäck aufgeben und nur mit Handgepäck reisen, ließ die reservierte Dame noch düsterer schauen. Etwas verärgert gehen wir noch kurz zum Starbucks und dann über die Sauna im Wellnessbereich ins Bett.

Heute morgen haben wir uns schon früh wecken lassen, waren aber noch früher als der Weckdienst wach ..Nach dem gewohnt guten Frühstück des Sheratons in der unvergleichlich freundlichen und zuvorkommenden Atmosphäre ging es zügig in Richtung der Gates.

Nach der routinemäßigen Durchleuchtung gewannen mein Gepäck und ich noch eine intensive Ganzkörpermassage: Der Zufallsgenerator pickte mich als Objekt einer genaueren Inspektion heraus, die selbstverständlich ohne Befund endete. Mit etwas Verspätung wird nun gerade unser Flugzeug zum Boarding aufgerufen. Na denn, die nächsten Zeilen werden daher aller Voraussicht nach schon aus Vegas kommen. Also dann, bis nachher. . .


Wir sitzen in unserem Best Western McCarran Inn und tippen diese Zeilen.

Aber der Reihe nach: Der Flug verlief ohne irgend welche Komplikationen.








Trotz der 10minütigen Verspätung landeten wir pünktlich in Vegas und dockten alsbald am Terminal 3 an, das erst im Juni in den Betrieb gegangen ist.

An der Imigration verbrachten wir knapp eine Stunde obwohl wir sehr weit vorne in der Schlange standen, weil vor uns eine südamerikanische Maschine abgefertigt werden musste.

Vorbei am Gepäckband, das wir ignorieren dürfen, ging es direkt zum Shuttle, der uns zu unserem Vermieter brachte. Erstmalig hatten wir bei „National“ einen Wagen reserviert und alles ist bombig gelaufen. Wir waren zwar an zweiter Stelle in der Schlange aber eine nette Mitarbeiterin sprach uns an, ob wir denn nicht online einchecken wollen. Das haben wir dann mit ihrer Hilfe auch geschafft. Ich betone das, weil es beim Ausfüllen zu Problemen kam.Da wurde beispielsweise nach dem zweistelligen Ländercode gefragt, den wir bisher immer mit „GE“ für Germany angegeben hatten. Wir wurden verbessert, ihn mit DE für Deutschland anzugeben.

Außerdem fragte uns das System nach einem Ablaufdatum unseres Führerscheins, das es ja bei uns (noch) nicht gibt. Hier mussten wir unsern Geburtstag in 2013 angeben.

Also ohne die Assistenz der netten Dame hätten wir vermutlich den Nachmittag vor dem Gerät verbringen müssen.

So aber haben wir die Prozedur nach wenigen Minuten hinter uns gebracht und konnten in der Halle einen Wagen aufnehmen. In der von uns gewählten Kategorie „Convertible“ war die Auswahl besser als gedacht. Sechs Cabrios standen zu Verfügung, bestehend aus drei verschied Modellen:

Mitsubishi Eclipse, Mustang, Chrysler Sebring. Aus Platzgründen entschieden wir uns zunächst für den Sebring, der aus unserer Erfahrung heraus den größten Kofferraum zu haben schien. Doch beim Beladen und im direkten Vergleich konnten wir feststellen, dass der Mustang den größeren Kofferraum besaß, zumindest bei geöffnetem Verdeck. Zumindest war es aber besser zu beladen. Also wurde alles wieder umgepackt, was mit unserem überschaubaren Handgepäck aber kein großes Projekt war.





Unser erster Weg führte uns zum Mc.Donald`s. Nicht wegen des Essens sondern wegen der Getränke, die für unsere kleine Packaktion, die im Storage anstehen sollte, fast lebensnotwendig sein könnte. Bei 115 Grad Fahrenheit (zumindest zeigte uns das unser Thermometer im Auto an) ging es zum Storage. Da wir im Frühjahr alles bereits vorbereitet hatten, waren wir nach weniger als einer dreiviertel Stunden mit allem fertig und konnten in unser übliches Best Western McCarran Inn fahren. Im Zimmer wurde dann noch kurz fertig gepackt und schon ging es wieder los zum Storage. Hier verstauten wir alles, was wir nicht mehr benötigen werden, und dann ging es los zum Walmart. Die wichtigsten Utensilien für die kommende Tour wurden schnell eingepackt: Getränke, Freezed Dry- Nahrung für die Tour und Batterien.

Über Mc. Donald`s (diesmal wirklich für das Essen) fuhren wir wieder zum Hotel.

Jetzt bereiten wir uns auf die Nacht vor. Und da wir morgen nicht mehr in den Storage müssen und sofort losfahren könnten, ist es auch nicht auszuschließen, dass wir auf unser Frühstück, das „beste Frühstück der Welt“, verzichten werden, je nachdem, wann uns der Jetlag erwischt.


Und dann denken wir an das, was uns in den nächsten Tagen erwarten wird. Denn bereits vor längerer Zeit haben wir für uns eine neue Herausforderung entdeckt.

Den Grand Canyon vom Südrim aus zum Nordrim zu passieren und dann das ganze wieder zurück. Zweimal schon sind wir vom Nordrim zum Südrim gegangen. Dabei gilt die erste Passage, vom Nordrim runter zum Cottonwood Campground als die schwierigste. Und das schon bergab. Jetzt werden wir versuchen, diese Passage nach oben zu gehen. Das Wetter verspricht derzeit beste Voraussetzungen, um die Tour knallhart zu gestalten: Über 30 Grad am Südrim. Im Inner-Canyon kann man gut 10 Grad dazu rechnen. Auf dicke Jacken werden wir wohl verzichten...


Doch jetzt geht es ins Bett, damit wir morgen in der Frühe zum Canyon fahren können.


Also dann, gute Nacht !




25.08.2012:

Ja, der Jetlag hat uns voll erwischt: Kurz nach zwei Uhr in der Nacht sind wir putzmunter und um 4Uhr bereits ausgecheckt auf dem Weg in Richtung Grand Canyon. Es ist sogar um diese Zeit noch oder schon richtig warm (32Grad), weshalb es sehr angenehm ist, mit offenem Verdeck zu fahren. Das „beste Frühstück der Welt“ fällt aus zugunsten eines kurzen Fastfood-Frühstücks beim Mc. Donald`s in Kingman.






Die Tankstelle in Hackberry hat so früh noch zu und so bleibt sie von uns diesmal (fast) unfotografiert. Auch in Seligman, eigentlich einer unserer „Must Stop“, verlieren wir kaum etwas an freier Speicherkapazität unserer Kameras.




Je näher wir in Richtung Grand Canyon kommen, desto voller wird es. Nicht nur dass das Luftfahrtmuseum etwa 30 Meilen vor dem Park eine Großveranstaltung hat, auch das Grand Canyon Musik Festival beginnt genau an diesem Wochenende.




Unser erster Halt ist am Backcountry Office, um uns dort nach den Wetterbedingungen zu erkundigen - und noch wichtiger - wie die Wasserversorgung auf unserem Trail ist. Das Wetter verspricht überwiegend sonnig zu bleiben, derzeit geht man von Regenwahrscheinlichkeiten von etwa 20 – 30 Prozent in den nächsten vier Tagen aus. Die Temperaturen werden mit etwa 24 Grad angenehm sein. Am Nordrim in fünf Tagen! Bis dahin aber werden wir mit Temperaturen von 25 bis 40 Grad konfrontiert werden.

Aber die Wasserversorgung ist wenigstens überall in Ordnung, zumindest im Moment. Die Rangerin gratuliert uns zu unserem Vorhaben und erklärt uns mit Begeisterung, auf was wir zu achten haben.

Danach geht es in den General Store, wo noch einige Lebensmittel einzukaufen sind, die wir im Walmart nicht gefunden haben. Außerdem gibt es zwei Funktions-Shirts mit den verheißungsvollen Aufschriften „RIM2RIM2RIM“.

Nach einem kleinen Snack im Canyon Cafe geht es weiter zum Rim, wo wir einige Aufnahmen für unsere spätere Diashow aufnehmen. Die 30prozentige Regenwahrscheinlichkeit für heute trifft uns genau auf dem Weg zum Rim. Doch der Regen ist nur on ganz kurzer Dauer und eigentlich nicht der Rede Wert.

Dann geht es zurück ins Cafe und dort warten wir auf 16Uhr, damit wir endlich unser Zimmer beziehen können, auf das wir uns ganz besonders freuen.




Wieder haben wir eine Cabin mit Rimview, eine der raren und heißbegehrten, meist viele Monate im Voraus ausgebuchten Cabins am Canyonrim. Beim Check in kommt uns die Cabinnummer bekannt vor und tatsächlich , es ist die selbe Cabin wie beim letzten Mal. Unsere erste Aufgabe ist es, die Rucksäcke zu packen und zu kontrollieren, ob noch etwas fehlt. Gut eine Stunde benötigen wir, weil wir trotzt unserer Routine, die wir mittlerweile erworben haben, uns dennoch noch einmal jedes Teil betrachten und neu überlegen, ob wir es wirklich im Canyon brauchen. Und obwohl wir uns eine feste Pack-Systematik zugelegt haben, werden wir stets verführt, sie möglichst zu optimieren.





Der Knüller ist, dass ich diesmal sogar zwei Ladegeräte mitnehmen wollte. Aufgrund Anitas skeptischem Lächeln habe ich mein Equipment dann auf einen Lader reduziert. Ob das ganze Sinn macht werden wir in den nächsten Tagen sehen. Jetzt geht es noch schnell zum Abendessen ins Cafe, wo es neben Cola und einem Navajo-Burger noch etwas Internet gibt, bevor es dann noch vor acht Uhr ins Bett geht, im flackernden Licht unseres offenen Kamins...Gute Nacht!








26.08.2012

Um 5Uhr geht der Wecker und um 6Uhr wir.

Am Bright Angel Trailhead, der nur etwa 5 Meter von unserer Cabin entfernt ist, machen wir ein letztes Foto und sehen runter in den Canyon und damit auf das, was uns jetzt erwarten soll.







Hier in Kurzform:


Tag 1:

Vom Bright Angel Trailhead über den Bright Angel Trail runter bis Indian Garden.

4,6Meilen und 933 Tiefenmeter.


Tag 2:

Von Indian Garden weiter über den Bright Angel Trail bis zur Phantom Ranch, also Bright Angel Campground

4,7 Meilen, 404 Tiefenmeter


Tag 3:

Vom Bright Angel Campground über den North Kaibab Trail hoch bis zum Cottonwood Campground.

7,2 Meilen, 510 Höhenmeter


Tag 4:

Vom Cottonwood Campground weiter über den North Kaibab Trail hoch zum North Rim.

6,8 Meilen , 1277 Höhenmeter


Tag 5:

Zeit zum Proviantkauf, Füße verarzten, Relaxen.


Tag 6 - 9:

Der Rückweg, wie der Hinweg, nur umgekehrt.



Vor uns liegt vermutlich einer der härtesten Touren, die wir je in Angriff genommen haben, aber wir haben es ja nicht anders gewollt.


Genau um 6:00 Uhr starten wir. Die kurzfristige Entscheidung, Jacken auszulassen und die Hosenbeine abzunehmen, macht sich bezahlt. Obwohl es am Trailhead noch windig und frisch war, wird es bereits nach wenigen Metern „below Rim“ deutlich wärmer Die langsam sich über den Canyon erhebende Sonne bremst uns aus, denn wir werden immer wieder zu Fotos genötigt





































Dennoch sind wir nach knapp einer Stunde am 1,5 Mile Resthouse, an dem wir jedoch rastlos vorüberziehen





Erst am 3 Mile Resthouse, das wir exakt um 8:00Uhr erreichen, pausieren wir für gut 20 Minuten,





genau wie der ganze Rest von Amerika. Aber im Ernst: Waren wir bis vor einer halben Stunde fast völlig allein, versammeln sich hier an dieser Stelle außer uns noch etwa 20 andere Hiker. Sie kommen teilweise von unten, teilweise von oben, ziehen Wasser oder lassen es, erfrischen sich usw.








Wir machen uns weiter auf den Weg nach unten und erreichen schneller als gedacht um 9,15 Uhr Indian Garden.





Um diese Zeit hat man noch eine fast uneingeschränkte Auswahl an Campsites und so entscheiden wir uns für die Site 14, die etwas höher gelegen ist und von der man aus einen guten Überblick über das Geschehen hat.







Wir sind ja nun sehr früh am Tage hier. Gerne hätten wir unsere Tour anders geplant, so dass wir an einem Tag von oben über Bright Angel Trail oder South Kaibab Trail bis zur Phantom Ranch runter wären Doch leider haben wir für die gewünschten Daten keine entsprechenden Permits erhalten. Denn die Vorplanungen für diese Tour waren komplizierter als man zunächst vermuten könnte So darf man z.B. nur eine bestimmte Anzahl von Nächten an einem Stück below Rim verbringen, also im Innercanyon. Dann musste der Hinweg mit dem Rückweg koordiniert werden und letztlich mussten wir zeitlich genau passend ja auch noch zwei Nächte auf dem North Rim reservieren. Die Vorbereitungen für diese Tour erforderten einen regen Mailverkehr zwischen uns und den Rangern.



Aber jetzt sind wir schon mal bis hier gekommen.

Allerdings können wir nicht leugnen, dass die frühe Ankunft mit etwas Langeweile einhergeht. Also gestalten wir den Tag wie folgt: Zelt auf- und ausbauen, Kaffee kochen, Essen zubereiten und zweimal zur Plaza gehen.






So nennen wir die kleine Kreuzung am unteren Ende von Indian Garden, wo der Trail zum Plateau Point vom Bright Angel Trail abgeht und wo sich das Leben von Indian Garden abspielt. Hier pausieren fast alle Hiker, egal von wo sie kommen und wohin sie gehen. Außerdem ist dieser Marktplatz mit den für uns wichtigsten weil lebensnotwendigen Infos ausgestattet:





Funktionieren alle Wasserquellen ? Ja!

Wie wird das Wetter ? Die nächsten vier Tage sollen überwiegend sonnig werde mit einer Regenwahrscheinlichkeit von 20 - 30 Prozent

Wie warm ist es im Moment ? 34 Grad

Ach ja, Regenwahrscheinlichkeit: Die heutigen 20 Prozent ergießen sich am Nachmittag über uns, bzw. über unser Zelt.







Zum Glück gibt es auf Indian Garden Dächer über den Campingtischen, die vor Sonne ebenso schützen wie vor Regen. Außerdem war der Begriff ERGIESSEN nicht korrekt, weil es eher getröpfelt als wirklich geregnet hat.



(Die Squirrels haben sich hier und weiter unten im Canyon zu einer Plage entwickelt, weshalb das Füttern strengstens verboten ist. Dennoch lassen Hiker häufig Lebensmittel (absichtlich/versehentlich?) liegen und locken sie damit an)




Bemerkenswert sind übrigens unsere Nachbarn. Eine Großfamilie mit mehreren Kindern im Teenie-Alter, die mit uns auf Indian Garden angekommen ist, nach dem Zeltaufbau aber wieder losmarschiert ist zur Phantom Ranch um dann gegen 18:00Uhr wieder zurückzukommen Ich gestehe:

Diese Tour an einem Tag würden wir uns nicht antun wollen und auch nicht zutrauen. Und nebenbei: In dem Alter der Teenies hätten mich keine 10 Pferde zum Hiken gebracht, geschweige denn eine solche Tour zu machen. Von daher zolle ich dieser Familie meinen höchsten Respekt.

So, es ist bald 20 Uhr, wir sind müde und morgen erwartet uns wieder eine anstrengende Tour. Auch wenn sie von der Schwierigkeit nicht mit der Tour unserer Nachbarn zu vergleichen ist und auch nicht mit der, die uns in den darauffolgenden Tagen erwartet, wollen wir uns gut vorbereiten und so geht es zügig ins Zelt.

Gute Nacht.

27.08.2012

Eine angenehme Nacht liegt hinter uns. Das Thermometer ist auf 20Grad gefallen und so haben wir die Nacht überwiegend auf statt in den Schlafsäcken verbracht. Der nächtliche Ausflug auf die Restrooms wurde mit einem traumhaft schönen Sternenhimmel belohnt. Die Luft war so klar, dass der Blick auf den Südrim, von dem wir gestern abgestiegen sind, uns weissmachte, er sei ganz nah.

Nicht nur die wenigen Laternen am Südrim sind kristallklar zu erkennen, unterhalb des Rims blinzeln uns gelegentlich Kopfleuchten von Hikern zu. Wir rätseln, ob es Up- oder Downhillhiker sein mögen

Um 4:45Uhr sind wir vor dem Wecker wach und beginnen mit dem Abbau unseres Nachtlagers. Und damit sind wir nicht allein. Um uns herum funkeln überall Stirnleuchten, klappern die zusammengelegten Zeltgestänge oder klicken die Schnellverschlüsse der Rucksäcke . Nach einer knappen Stunde sind wir aufgerüstet auf der Piste. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen, das Firmament aber schon so hell, dass sich der rechte Weg auch ohne Lampen gut abzeichnet. Wir laufen recht zügig um möglichst lange die Kühle des Morgen auszunutzen, soweit man bei 20 Grad mit zunehmendem Abstieg in die Tiefe und den damit steigenden Temperaturen überhaupt von Kühle sprechen kann. Wie kennen den Weg von mehreren Touren in den letzten Jahren recht gut, jedoch stets in die andere Richtung . Umso spannender ist es am Devils Corkscrew, also des Teufels Korkenzieher , anzukommen und ihn nunmehr unter sich statt über sich zu haben. Devils Corkscrew ist eine markante und sehr steile Passage auf dem Trail, bestehend aus einer Vielzahl von Serpentinen, über die man schnell an Höhe gewinnt - oder jetzt in unserem Falle - verliert.

Nach dieser Sektion gelangt man sehr schnell zum River Resthouse, das in unmittelbarer Nähe des Colorados liegt. Zumindest hatten wir in Erinnerung, dass man schnell dort ist. Der Weg zieht sich doch länger als gedacht. Aber irgendwann kommen wir doch dort an. Meine Uhr sagt mir, dass wir jetzt exakt zwei Stunden, von kurzen Fotostopps abgesehen, ununterbrochen gelaufen sind. Mein Körper signalisiert mir parallel dazu, dass dies ein hervorragender Ort ist um Pause zu machen um sich zu erholen.

Meine Frau hingegen sagt zu meiner großen Überraschung , dass sie keine Pause benötigt Der Hintergrund ist allerdings, dass wir auf dem nächsten Abschnitt fest damit rechnen, dass uns bald die Sonne frontal erwischt und so versuchen wir lieber, den jetzigen Schatten noch möglichst lange auszunutzen.

So gehen wir also zügig weiter und biegen kurz hinter dem Resthouse rechts ab um parallel zum Colorado in Richtung Phantom Ranch zu gelangen. Aber schon nach wenigen Kurven, die sich am Colorado entlang ziehen , begrüßt uns die Sonne, die hier um diese Jahreszeit auch um diese Tageszeit schon sehr kräftig ist. Sie brennt kräftig auf der Haut, die wir heute morgen bereits intensiv mit einer stark schützenden amerikanischen Sonnencreme behandelt haben. Allerdings schwitzen wir zwei heute ungewöhnlich viel. Wir sind uns unsicher , ob die Luft heute besonders feucht ist oder die Sonnencreme sämtliche Poren verschließt

Ein nettes Anekdötchen zwischendurch: Ein entgegenkommendes amerikanisches Pärchen erkundigt sich nach unseren Plänen Kaum berichten wir davon, verbeugt sich der Mann wild gestikulierend ehrfürchtig vor uns. Wir bremsen ihn herzhaft lachend mit dem Hinweis dass wir dafür auch neun Tage veranschlagt haben und noch wichtiger, noch haben wir es nicht geschafft.

Irgendwann kommen dann die beiden Brücken über den Colorado in Sicht. Wir nehmen die erste Brücke, die Silver Suspension Bridge. Gerade geht mir noch durch den Kopf, dass uns auf diesen Brücken noch nie jemand entgegen gekommen ist und dass es mit den großen Backpacks sehr eng werden würde, da passiert es auch schon. Etwa ein Dutzend Hiker betreten die Brücke am anderen Ende. Mit etwas Drücken und gut Will kommen wir mehr oder weniger gut aneinander vorbei. Was ich aber viel dramatischer finde ist, dass die Hängebrücke stark zu schwanken anfängt. Uns macht das nichts aus, ich bin aber überzeugt, dass der eine oder andere recht schnell in Panik geraten könnte.

Nach gut drei Stunden erreichen wir mit knallroten Köpfen ziemlich aufgeheizt den Bright Angel Campground in der Nähe der Phantom Ranch. Es sind gerade mal zwei oder drei Campsites belegt, sodass wir das Glück haben, uns die schönste aussuchen zu können..

Selbstverständlich nehmen wir uns eine Site zum Bright Angel Creek. Nach dem Zeltaufbau geht es zur Phantom Ranch in die Canteen, wo wir uns zwei Becher eiskalte Lemonade reinschütten. Ich habe es in einem anderen Bericht bereits erwähnt. Wir würden diese süsse Limonade vermutlich nirgends trinken wollen, aber hier unten auf dem Boden des Grand Canyon ist das wie Champagner. Und der Beagle gehört natürlich traditionsgemäß dazu.Der Rest des Tages ist schnell erzählt.

Zurück auf der Campsite geht es schnell in den Creek um sich von den mittlerweile 38 Grad im Schatten abzukühlen.Erst trauen wir uns gar nicht, denn es ist kein einziger im Wasser. Kaum haben wir uns überwunden, ziehen andere nach und halten auch ihre Füße ins Wasser. Nachdem ich mich dann komplett gewässert habe, entdecken wir das auch bei anderen. Nach der Abkühlung trocknen wir uns an der Sonne, essen zu Mittag, gehen wieder ins Wasser und auch wieder in die Canteen und dann ins Bett.

Zwischendurch kommt noch die Rangerin vorbei um unsere Permit zu kontrollieren und äußert sich positiv, wie ordnungsgemäß unsere Site ist (alle Lebensmittel in den Foodstores, Backpacks auf den Toles...) Anders sieht es bei unseren deutschen Nachbarn aus, deren verwaisten Campsite die Rangerin erst mal aufräumt.

Nach einiger Zeit kommen die Nachbarn zurück und sind ziemlich verwundert. Ich erkläre ihnen, dass die Rangerin die Sachen weggeräumt hat. Der Nachbar sagt nur, dass das schon o.k. ist. Ich glaube im Nachhinein, dass er gar nicht verstanden hat, dass die Rangerin nur das gemacht hat, was er versäumt hat, nämlich alle Lebensmittel so einzuschließen, damit die Tiere, und insbesondere die sich zur Plage entwickelten Squirrles nicht angelockt werden.


Soweit es geht ist für morgen alles vorbereitet. Wir sind ziemlich nervös, denn jetzt folgen zwei Tage, die uns richtig fordern, mehr als alle Hikes bisher. . .

28.08.2012

Um 3:00Uhr soll unser Wecker los schnarren aber da sind wir schon paar Minuten wach. Draußen ist es stockdüster, nur auf der anderen Creekseite gehen zwei Stirnleuchten in Richtung Bright Angel Trail. Sonst rührt sich noch nichts auf dem Campground. Mit gewonnener Routine bauen wir das Zelt ab und verstauen alles. Nach weniger als eine Stunde sind wir abmarschbereit. Ein kurzer Blick auf das Thermometer am Ende des Campgrounds zeigt uns 24 Grad an. Wir verlassen den Bright Angel Campground. Obwohl wir heute morgen unsere Poren nicht mit der Sonnencreme verputzt haben, schwitzen wir dennoch fürchterlich. Also ist es doch die Luftfeuchtigkeit, die uns schwitzen lässt und das erklärt auch, weshalb sich beim Zusammenbau des Zelts alles ein wenig klamm angefühlt hatte.

.Anita ist heute die Leaderin und legt ein gutes Tempo vor. Lediglich am Ende der Phantom Ranch bremst sie ungewollt ab, weil sich der rechte Weg auch im Schein unserer Stirnleuchten nicht sofort finden lässt. Aber nach einer kurzen Irritation nimmt sie sofort wieder Fahrt auf. Nach etwa einer halben Stunde werden wir jedoch nochmals ausgebremst. Aus Anitas Rucksack ergießt sich das Wertvollste, was es auf einer solchen Tour gibt: Wasser. Der Schlauch an der Trinkblase hat sich gelöst und in Windeseile versuchen wir zu retten, was zu retten geht. Von den ursprünglich drei Litern können wir noch 1,2 Liter auffangen. Damit verknappt sich unser Vorrat deutlich und wir rechnen schnell, ob uns der verbliebene Rest reichen wird.

Wir gehen mal davon aus, dass wir den größten Teil des Hikes im Schatten der Canyonwände absolvieren werden und dadurch erfahrungsgemäß deutlich weniger Wasser verbrauchen werden. Denn das Problem ist, dass es auf diesem Trail erst wieder am heutigen Etappenziel Cottonwood Campground Wasser geben wird.

Wir gehen also nach der kurzen Unterbrechung flott weiter. Gegen 5:30Uhr spendet der Himmel allmählich so viel Licht, dass sich der Weg gut erkennen lässt und wir auf das Licht der Stirnleuchten verzichten können.

Der Blick auf unsere Instrumente verwirrt uns und wir versuchen durch Mittlung unserer Daten herauszukriegen, welche Strecke wir schon hinter uns gebracht haben. Der Kilometerzähler auf meinem GPS-Gerät zeigt viel zu viel an. Zwar sind normalerweise die Angaben über zurückgelegte Wegstrecken bei einem GPS-Gerät erstaunlich genau, nicht jedoch wenn der Weg durch Canyons führt. Die Satellitensignale werden an den Felswänden mehrmals reflektiert, so dass das Gerät Standortwechsel vermutet und daraus die Wegstrecke errechnet.

Aber auch Anitas Pedometer, das in ihrer Uhr eingebaut ist, gibt erhöhte Werte an. Allmählich wird uns bewusst, dass wir schon wesentlich weiter als erwartet sind und die Tour sich deutlich weniger anstrengend anfühlt als von uns befürchtet. Auf Pausen verzichten wir und so erreichen wir nach genau drei Stunden die Abzweigung zu Ribbon Fall, etwa 1 bis 2 Stunden früher als erwartet.

Ribbon Fall ist ein idyllisch gelegener Wasserfall etwa eine Viertel Stunde vom Hauptweg entfernt. Marco und ich haben uns vor einigen Jahren auf unserer ersten Rim2Rim Tour auf den Weg dorthin gemacht. Aus der Ferne haben wir ihn als nicht bemerkenswert klassifiziert und sind enttäuscht umgekehrt. Im Internet jedoch haben wir ihn immer wieder als lohnenswert vorgefunden.

Jetzt hat uns die Rangerin auf ihrer gestrigen Visite auch auf Ribbon Fall angesprochen und dass es dort einen Pool gibt, in dem man sich herrlich erfrischen kann.

Und vor wenigen Minuten sind uns die beiden ersten Hiker für heute entgegen gekommen. Die beiden Amerikanerinnen schwärmten ebenfalls und mahnten uns, ihn auf keinen Fall links liegen zu lassen.

Nachdem wir so gut in der Zeit liegen und auch die Wasservorrate genügend Spiel lassen, machen wir uns auf den Weg. Es wird in Tourenbeschreibungen empfohlen, den Weg mit leichtem Gepäck zu gehen und die großen Backpacks an der Gabelung stehen zu lassen. Das ist uns nun doch zu gefährlich wegen der Papiere und so gehen wir das erste Stück doch voll aufgerüstet Hinter der Brücke, also etwas abseits des Hauptverkehrsweges lässt Anita dann doch ihren Rucksack stehen, hundert Meter weiter ich meinen. Die letzten 100Meter muss man etwas klettern und sich durch das Dickicht schlagen. Doch dann erblickt man den Wasserfall und noch dichter dran auch den Pool. Und uns beiden geht der selbe Gedanke durch den Kopf: Gott sei Dank, dass wir diesen Abstecher gemacht haben. Weder das Internet noch die Rangerin und auch die beiden Amerikanerinnen haben gelogen. Ein beeindruckender Wasserfall in einer traumhaften Idylle steht uns gegenüber Auf ein Bad im Pool verzichten wir, zumal nach kurzer Rast weitere Hiker kommen, die vermutlich mit der selben Rangerin gesprochen oder den selben Reisebericht im Internet gelesen haben...

Nach genau einer Stunde sind wir wieder an der Gabelung Unsere abgestellten Rucksäcke sind nicht verdunstet. Ganz im Gegenteil, es sind noch zwei weitere hinzugekommen.

Um 8:00Uhr geht es weiter in Richtung Cottonwood Campground. Das GPS-Gerät verspricht, dass es nur noch 1,6km bis zum Ziel sind. Selbstverständlich Luftlinie, was je nach Trail auch ein Vielfaches sein kann. Doch der Trail ist relativ gerade, wenn auch nicht immer eben. Um 8:30Uhr strahlt uns dann erstmalig die Sonne ins Gesicht und tut das, was sie am besten kann : Brennen!

Doch langsam zeichnet sich unser Tagesziel in der Ferne ab und lässt uns die Sonne fast vergessen.

Um 9:00Uhr erreichen wir den völlig verwaisten Campground. Und erstmalig kommen wir hier an, ohne vor Erschöpfung nach Luft zu japsen wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Wasser.

Wir haben sogar die Kraft, uns die verschiedenen Campsites anzusehen bevor wir eine wählen Sonst haben wir immer die genommen, die als erste frei war um jeglichen Meter Weg einzusparen..Unsere erste Aufgabe ist es heute nicht das Zelt aufzubauen. Stattdessen kühlen wir uns im Creek ab. Abkühlung ist allerdings der falsche Ausdruck. Schockforsten wäre fast angemessener. Das Wasser ist eisig kalt, so dass wir wenigen Sekunden bereits das Eiswasser wieder verlassen. Dabei ist es der selbe Creek, in dem wir gestern noch ausgiebig gebadet haben, nur eben etwa 7 Meilen weiter aufwärts

Danach trocknen wir uns und unsere Kleidung in der Sonne, bauen nun endlich das Zelt auf und lassen es uns gut gehen..Wir sind stolz und glücklich, die heutige Etappe so gut gemeistert zu haben und so sehen wir mit etwas Hoffnung auf den morgigen Tag, obwohl der bei gleicher Wegstrecke mehr als doppelt so viele Höhenmeter mit sich bringt.Bevor es früh ins Bett geht gehen wir nochmal zur Beach, wie wir den Zugang zum Creek nennen..

Als Anita dann in unmittelbarer Nähe zu unserer Campsite Wasser holt rasselt es neben ihr im Gebüsch Diesmal hat sie eine Klapperschlange wachgerüttelt, was doch sonst immer meine Spezialität ist. Ich versuche möglichst nah aber immer mit dem gebührenden Sicherheitsabstand ran zukommen um Fotos zu machen. Mein auffälliges Verhalten führt bei anderen Campern zu Neugierde und schnell ist die Neuigkeit rum, dass neben unserer Campsite eine Rattlesnake ist.

Irgendwann habe ich sie komplett aus fotografiert.

Gegen 6Uhr verziehen wir uns dann in das Zelt und schlafen erstmals topless also oben ohne. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wir schlafen ohne Oberzelt bzw. Regenschutz um eine bessere Durchlüftung zu erzielen, denn es ist mollig warm. Noch deutlich wärmer als unten im Canyon aber zum Glück ist die Luft sehr trocken..Und bald schon schlafen wir tief und fest.

Noch eine kleine Ergänzung: Gegen 10 Uhr wache ich auf, weil der Vollmond in unser Zelt scheint. Das lasse ich mir nicht entgehen und fotografiere ihn. Dabei sehe ich auch kurz nach unserer Schlange, doch die liegt nicht mehr auf ihrem Stein. Da zwischen Stein und unserem Zelt gerade mal 50Meter Luftlinie liegen, achte ich besonders, wo ich langgehe.

29.08.2012

Um 2Uhr rasselt der Wecker aber da sind wir schon wach. Heute geht alles in Rekordgeschwindigkeit, so dass wir diesmal nach 30 Minuten fertig sind. Das kann doch nicht nur an der Regenplane liegen. Oder ist es die Aufregung vor dem heutigen Hike?

Mit Restrooms und letztes Foto wird es dann doch 2:45Uhr bis wir starten.

Es ist immer noch mollig warm, Anitas Uhr sagt 26 Grad..Außer uns ist noch niemand wach bzw. es ist keine einzige Lampe zu sehen. Der Campground ist ziemlich zugewachsen und so würde man auch gar nicht sehen, ob schon jemand auf ist.

Der Weg zeigt von Beginn an, wo er hin will: nach oben!!Hoch oben begleitet uns ein sagenhafter Sternenhimmel. Millionen von Sterne sehen uns blinzelnd zu, wie uns unter der Schweiß läuft

Anita und ich haben unterschiedliche Laufgeschwindigkeiten, und so bin ich einige Minuten vor ihr am Pumphouse. Im Lichte meiner Stirnleuchte kann ich erkennen, dass dieser Platz vor dem Pumphouse neu uns nett gestaltet wurde. Es gibt Gartenmöbel und Aufkleber geben den Rat, auszuruhen und die Beine hochzulegen.

Einige Minuten später erreicht Anita das Pumphouse und ich begrüße sie beim Anblick der Gartenmöbel: Ich habe schon mal zwei Kännchen Kaffee und einen Obstkuchen bestellt.

Verärgert sind wir, dass wir feststellen, dass die Angabe von 0,7Meilen zwischen Campground nicht stimmen kann. Mein Gefühl sagt mir, dass es mindestens doppelt so weit sein muss und unser GPS-Gerät bestätigt definitiv mein Gefühl.Und tatsächlich stimmt die Angabe 0,7Meilen nicht. Denn auf unserem Kartenmaterial steht ganz eindeutig 1,4Meilen. Die 0,7 Meilen fleuchten fälschlicherweise nur in unseren Köpfen umher. Wir sind da ganz zweckoptimistisch und freuen uns, bereits fast 1 Meile mehr hinter uns gebracht zu haben als gedacht.

Wir finden es auf den unendlich lang empfundenen Hikes immer hilfreich, markante Punkte als kurze Zwischenstopps festzulegen Davon wird die Wanderung zwar keinen Zentimeter kürzer, aber im Kopf hat man dann immer wieder das Erfolgserlebnis, eine weitere Teilstrecke abgearbeitet zu haben. Und so ist unser nächster Punkt in 0,7 Meilen (diesmal wirklich) der Abzweiger zu Roaring Springs, eine ergiebige Wasserquelle.

Was ich jetzt erzähle hat lange gedauert bis ich das verstanden habe, weil ich es nicht glauben konnte:

Das Wasser von Roaring Springs auf etwa halber Höhe der Nordwand des Grand Canyons wird zunächst nach unten zum Boden des Canyons geleitet und versorgt die Phantom Ranch.

Das ist ja noch nachvollziehbar. Aber hier wir es auf die andere Seite des Colorados geleitet und dort wieder nach Indian Garden geführt

Hier gibt es ein großes - und vermutlich sehr starkes - Pumphouse, das das Wasser 500 Meter nach oben zum Southrim pumpt. Die komplette Wasserversorgung vom Village erfolgt durch diese Pipeline.

Das nächste Etappenziel ist die Redwall Bridge in 2,1 Meilen. Auch hier wird der Abstand zwischen uns recht schnell wieder größer und größer und irgendwann wird mir bewusst, dass das nicht geht:

Auf anderen Wanderungen halten wir stets Sichtkontakt um uns in einem Notfall gegenseitig zu helfen. Aber der Abstand wird mittlerweile so groß und die vielen Kurven verhindern einem Sichtkontakt. Sogar die Lichtkegel der Stirnleuchten sind nicht mehr zu erkennen. Und wenn jetzt etwas passiert?

Erste Hilfe Set? Habe ich!!

Leatherman ? Habe ich!

Notruf setzen mit Walkie Talkie oder mit meiner Uhr ?

Habe auch ich !

Mir wird gerade bewusst, dass ich gut ausgestattet bin. Anita hat nur alle Vorräte und die Ersatzkleidung.

Also warte ich auf sie und wir gehen wieder ein gutes Stück gemeinsam.

Auf dem Stück zur Redwall Bridge wird es sukzessiv heller und macht die Lampen überflüssig Auf dem Stück zur Redwall Bridge wird es sukzessiv heller und macht die Lampen überflüssig

Bis hierher war der Weg sicherlich anstrengend aber noch weit von den Reserven entfernt.

Das ändert sich schlagartig auf dem nächsten Teilstück zum Supai Tunnel. Auf 0,6 Meilen geht es über 200 Meter nach oben und hier werden wir allmählich wirklich gefordert.

Die Temperaturen auf dieser Höhe sind angenehm aber deutlich kühler als auf Cottonwood. Der starke Wind, der sich vermutlich durch sogenannte Schluchtenwinde nährt, schafft eine erfrischende Abkühlung, aber das Schwitzen wird nur wenig geringer.

Am Supai Tunnel ankommend schnaufen wir ziemlich. Der Name dieses kleinen Tunnels rührt unseres Wissens nicht von dem gleichnamigen Indianerstamm sondern von der Gesteinsschicht, die hier grenzt. Ob es aber einen Zusammenhang zwischen dem Stamm und der Gesteinsschicht gibt, wissen wir nicht, wäre aber nachvollziehbar.

Am Supai Tunnel, der nicht nur Wasser und Restrooms bietet, ist auch ein beliebtes Ziel für die Muli-Trails. In Achtergruppen werden die Touristen auf den Mulis auf eine deutlich angenehmere und schnellere Art als wir sie bevorzugen in den Innercanyon geführt

Anita hat mich am Bryce Canyon mal zu einer solchen Tour überredet aber mir ist es doch lieber, die Canyons auf eigenen Beinen zu erforschen als auf vier behaarten.

Wir rasten ziemlich lange und begeben uns nach etwa einer halben Stunde auf die nächste Sektion unserer Tour in Richtung Coconino Overlook. Nur eine Meile steht uns bevor aber wieder etwa 200 Höhenmeter

Mittlerweile strahlt uns die Sonne von Herzen in unsere puterroten Gesichter. Step bei Step erreiche ich nach knapp einer Stunde den erwähnten Aussichtspunkt, der in der Tat einen unvergleichlich schönen Blick auf das zulässt, was wir gerade hinter uns bringen. Der in Felswände geschlagene Trail schlängelt sich teils elegant teils halsbrecherisch Kurve für Kurve in den Schlund des Canyons.

Aber dafür habe ich jetzt keine Muße Ein Ranger begrüßt mich herzlich und sieht mir wohl an, dass Kopf und Körper fast Siedetemperatur erreicht haben, und so kühlt er mich mit einem Wasservernebler auf normale Betriebstemperatur ab. Ich bin ihm zutiefst dankbar.

Er erkundigt sich nach meinem Vorhaben und bestätigt noch einmal, dass unser heutiger Abschnitt vom Cottonwood Campground hoch zum Northrim der mit Abstand härteste Teil unserer Tour ist.

Außer dem Ranger sind nur ganz wenige Touristen hier aber alle erkundigen sich jetzt interessiert nach Einzelheiten der Tour. Trotz Erschöpfung beantworte ich die Fragen gerne und ganz ohne Stolz..Der Ranger und ein Ehepaar verabschieden sich nach unten und ich rufe ihnen noch nach, sie mögen meine Frau doch grüßen, wenn sie sie sehen.

Nach einiger Zeit erkenne ich Anita und gehe ihr ein Stück entgegen um sie anzufeuern und ihr ein kleines Stück ihren Rucksack zu tragen. Sie berichtet, meine Grüße ordnungsgemäß erhalten zu haben und auch sie wurde vom Ranger abgekühlt

Wir pausieren eine halbe Stunde und es wirklich erstaunlich, wie viele sich für unsere Tour interessieren, insbesondere natürlich, dass wir in zwei Tagen die ganze Strecke noch einmal in Gegenrichtung gehen wollen Zwischenzeitlich hatten wir auf unserem heutigen Trail schon mal überlegt, dem Rückweg zum South Rim bequem mit dem Shuttle anzutreten, statt die Qualen auch noch in der Gegenrichtung auf uns zu nehmen . Aber nun, nachdem wir so vielen von unserem Plan erzählen, können wir ja eigentlich nicht mehr anders . . .

Nun also geht es auf die letzte Etappe zum Trailhead. Weitere 245 Höhenmeter auf eine Strecke von 0,7 Meile erwarten uns. Zum Glück ist diese Passage etwas waldreicher und spendet somit etwas Schatten.

Den Zieleinlauf teilen wir uns mit zwei sehr freundlichen Japanerinnen, mit denen wir uns am Coconino Overlook sehr lange und nett unterhalten haben..Mit gering Zeitversatz erreichen Anita und ich nach 7,5 Stunden den Trailhead und lassen damit 6,8 Meilen und 1277 Höhenmeter hinter uns. Sicherlich gibt es weit bessere Zeiten aber mehr war für uns mit dem Gepäck und den Temperaturen drin.

Wir klatschen uns traditionsgemäß mit unserem Yesss, we dit it ! ab und sind erst Mal glücklich es geschafft zu haben.

Nach kurzer Rekonvaleszenz machen wir uns auf den Weg zum Campground , natürlich wieder 0,7 Meilen und wie könnte es anders sein, zunächst mal mach oben.

Wir checken kurz ein und beziehen unsere vorreservierte Campsite, die unmittelbar am Canyonrand liegt. Merke, wer einmal am Grand Canyon geschnuppert hat kommt kaum wieder davon weg.

Wir bauen das Zelt auf und unser erster Weg geht am Store vorbei (eiskalte Coke) und dann zum zweitschönsten auf der Welt mach einer Trekking-Tour: Die Duschen.

Und außerdem waschen wir unsere Kleidung. Um Gewicht zu sparen haben wir Kleidung und Ersatzkleidung nur für vier Tage mitgenommen in weiser Voraussicht, dass es am Northrim einen Waschsalon gibt.

Nun geht es wieder zum Store um nach vier Tagen etwas zu essen, was nicht aus der Tüte kommt. Zu unserer Freude gibt es sogar einen Hotspot, damit wir den Daheimgebliebenen mitteilen können , dass wir dem Canyon gesund und vollständig entstiegen sind. Ich rufe die Mails auf und stelle fest, das mir mein Bruder einen Artikel über die USA zugmailt hat, der in der Bild.de veröffentlicht wurde. Beim Öffnen erhalte ich doch tatsächlich folgenden Hinweis: „Sorry, but this Domain is blocked“. Das zum Thema unendliche Freiheit des Internets in den USA !!!

Der Rest des Tages ist recht schnell erzählt. Von unserer Campsite aus genießen wir das letzte Sonnenlicht, dass sich über den geliebten Canyon ergießt, noch ein paar Zeilen in das Tablet tippen, die Füße versorgen und schlafen . Das genießen wir heute ganz besonders , denn morgen haben wir einen freien Tag.

30.08.2012

Es ist 7:00Uhr und wir liegen noch im Zelt. Man könnte fast meinen wir hätten Urlaub. Wach sind wir aber schon eine ganze Zeit, denn obwohl der Campground weitläufig ist hört man von der einen oder anderen Site Geräusche Hier schreien Kinder, dort wird ein Zelt zur Endreinigung verkloppt und vom Campground der Wohnmobile schmeißt jemand für den Morgenkaffee den Generator an. Dafür war die Nacht absolut still, bis auf das leichte Tröpfeln auf unser Zelt als es angefangen hat zu regnen. Wir haben schnell die Rucksäcke dichter unter die Apside verstaut und schnell weitergeschlafen.

Das ist leider der Nachteil unsere jetzigen Trekking-Zeltes. Es ist geringfügig leichter als unser altes, leider defektes Vaude, bietet jedoch nur für uns zwei und sonst für nix anderes Platz. Im Vaude konnten wir bei Bedarf sogar die Trekking-Rucksäcke mit rein nehmen. Schade, unser Vaude wird nicht mehr gebaut. Aber das nur so nebenher.

Wir entschlüpfen (netter Ausdruck, oder?) unserem Zelt und erfreuen uns einem Luxus, der uns die letzten Tage vorenthalten wurde: Eine ordentliche Morgenhygiene.

Wir wollen heute zum Zentrum des Lebens am North Rim, zur North Rim Lodge. Neben dem Visitor Center für unsere obligatorischen Stempel gibt es dort eine Frühstücksmöglichkeit und wir erhoffen uns einen Store, in dem wir die Lebensmittel für unsere Rücktour erstehen können Viel werden wir wohl nicht brauchen, denn wieder einmal haben wir wieder viel zu viel mitgenommen oder aber wieder weniger gegessen als berechnet. Das passiert uns immer auf den Touren und jedesmal reduzieren wir die Vorräte, haben dann aber doch noch zu viel dabei. Das gleiche gilt für unser Equipment. Auch hier schleppen wir immer wieder zu viel mit, ohne es zu brauchen. Allerdings muss man uns zugute halten, dass wir uns auch auf Eventualitäten vorbereiten.

So kann es immer zu einer Verwerfung also Felsrutsch kommen und man sitzt mehrere Tage fest oder eine Verletzung und der Partner muss über Stunden oder Tage Hilfe holen. An diesen Szenarien sind wir bisher zum Glück immer vorbei gerutscht und legen trotz Abenteuersinn keinen Wert darauf, sie zu erleben.

Aber zurück zu unserem heutigen Abenteuer. Wir entscheiden uns für den etwas längeren Trancept Trail, der auf etwa 1,5 Meilen direkt am Rim vorbeiführt und nur 10 Meter von unserer Campsite startet..Er windet sich durch den Wald, immer wieder hoch und runter und bietet in regelmäßigen Abständen traumhafte Blicke in unseren Freund namens Grand Canyon. Zum Glück haben wir uns heute morgen doch noch für die Wanderschuhe und gegen die Crocs entschieden. Der Weg zieht sich, weil wir durch die Spots immer wieder zu Fotos verführt werden, was nicht ohne Folgen bleibt: Der erste Akku ist leergelutscht. Im Gegensatz zu unserer letzten Tour habe ich diesmal akribisch darauf geachtet, die Ersatzakkus nirgends liegen zu lassen.

Doch irgendwann erreichen wir doch noch die North Rim Lodge. Inneneinrichtung und ganz besonders die Lage und der Ausblick lassen sich weder beschreiben noch toppen. Der Hauptraum bietet auf bequemen Sesseln genügend Platz, um den Grand Canyon durch die riesigen Panoramascheiben auf sich wirken zu lassen Erst wollte ich schreiben genießen oder bestaunen, aber das wäre dem Anblick nicht gerecht geworden.

Danach geht es zum Frühstück ins Deli. Die Preise werden wohl langsam dem grand view angepasst. Wir überprüfen kurz, ob auf der Rechnung versehentlich das Datum addiert wurde, denn Wir staunen nicht schlecht, als wir für einen Salat, einen Burrito und einen Joghurt plus Kaffee 40 Dollar zahlen.

Allerdings muss ich sagen, dass der Salat ebenso frisch war wie er gut geschmeckt hat.

Im Visitor-Center holen wir unsere Stempel ab und gehen dann noch zum Bright Angel Point, der einen atemberaubenden Blick in den Canyon bietet und somit stark am zweiten Akku der Batterie nagt.

Übrigens habe ich festgestellt, dass die zweithäufigste gesprochene Sprache in den Vereinigtem Staaten nicht, wie ich glaubte, spanisch ist sondern offensichtlich deutsch. Das ist uns schon am Südrim aufgefallen und nun nochmal am Northrim. Ich muss mal Zuhause anrufen und fragen, ob es derzeit überhaupt noch Leute auf der Straße gibt.

Ergänzen muss ich auch noch, und jetzt ganz ernst, dass der North Rim wirklich faszinierend und bei weitem noch so touristisch erschlossen ist wie der Südrim.

Traumhaft sind auch die Cabins, die es hier zu mieten gibt. Wenn man das Glück hat, eine zu ergattern. Unsere Versuche, für unseren jetzigen Aufenthalt eine zu mieten, waren vergebens. Amerikaner, mit denen wir uns heute unterhalten haben, empfahlen uns, mindestens 11-12 Monate in Voraus zu buchen, da kann man noch eine Chance haben.

Ergebnislos ist auch unser Versuch, hier Lebensmittel zu erstehen. Es gibt nur einen Giftshop und es wird auf den Store Campground verwiesen. Na egal, dass sparen wir uns das Tragen zum Campground.

Unser Vorhaben, zurück zum Campground den anderen Weg zu nehmen, werfen wir über den Haufen als wir feststellen, das Anitas Uhr abgegangen ist. Wir erkundigen uns in der Lodge, wo man uns zusagt, die Uhr uns zuzuschicken, wenn sie gefunden wird. Und dann gehen wir dem Hinweg wieder zurück und finden die Uhr zu unserer großen Freude tatsächlich wieder: Im Zelt. Nicht, dass wir sie dort vergessen hätten, Anita ist aber kurz vor dem Abmarsch nochmal ins Zelt geklettert um noch was aus den Rucksäcken rauszuholen und dabei scheint sie wohl vom Hosenbund abgegangen zu sein, trotz Karabiners.

Nach diesem freudigen Ereignis geht es zum Waschsalon. Hier setzen wir uns in den Schatten, laden das Tablet auf, tippen ein wenig und trinken etwas, Anita eine Cola und ich Diet Dr. Pepper. Es schmeckte mir bisher einfach nur grausam, aber gestern haben wir am Automaten eine gezogen, wohlgemerkt unfreiwillig. Der Automat ist falsch bestückt uns statt einer normalen Coke kam dann eine Dr.Pepper und siehe da: eisgekühlt und mit riesigem Durst schmeckt mir das sogar ein wenig .

Nachdem wir ausgetrunken und ausgetippt haben geht es zum Store, wo wir für unsere Rücktour , aber gaaaaanz wenig. Ein paar salzige Nüsse, Kekse und zwei Gerichte aus der Tüte Wir haben uns überlegt, nur morgen Tütenfutter zu kochen und uns sonst auf den Phantom Ranch zu versorgen.

Nach einem kleinen Snack geht es zurück zur Campsite , wo wir schon wieder anfangen, unsere Rucksäcke zu packen.

Und vor 8 Uhr ist dann auch schon Zapfenstreich, denn heute Nacht geht es ja schon wieder los.

31.08.2012

Heute beginnt also unsere Rückreise Um zwei Uhr stehen wir auf und kurz vor drei verlassen wir unsere Campsite komplett aufgerüstet Wir haben uns sehr bemüht, möglichst leise abzubauen um die anderen Camper nicht zu wecken. Denn der North Rim Campground wird zwar auch von Trekkern als Ausgangspunkt oder Endpunkt einer Trekkingtour benutzt, es gibt aber viele normale Camper, die weniger Verständnis haben, wenn bereits nachts abgebaut und aufgebrochen wird.

Aber ich glaube, wir haben nicht allzu viele geweckt.

Beim Check in schmeißen wir noch ordnungsgemäß unseren Tag von der Campsite ein und marschieren dann in Richtung Trailhead . Es war beim Aufstehen angenehm warm und so haben wir uns verführen lassen , die Hosenbeine und Jacken auszulassen, doch je mehr wir den Wald verlassen, desto frischer wird es. Also ziehen wir die Jacken doch wieder an. Am Trailhead angekommen bestätigen wir uns gegenseitig , dass das eine gute Entscheidung war, denn hier ist es nicht nur frisch sondern auch windig. Es geht sofort in die Tiefe und im Lichte unserer Stirnleuchten erkunden wir den Trail. Es ist nicht immer ganz leicht den Weg genau zu beobachten und so mancher übersehene Fels stellt uns ein Bein. Zum Glück ohne Folgen, aber die Batterien meiner Lampe werden schwach und so nehme ich mir vor, sie heute Abend für die morgige Tour auszuwechseln. Zwischen Coconino Overlook und Supai Tunnel kommt uns eine Stirnleuchte entgegen, die sich als ein älterer Amerikaner entpuppt. Beim üblichen Small Talk antwortet er auf meine Frage hin, dass er vom Cottonwood Campground kommt und seit gestern unterwegs ist.

Irgendwie macht er einen sehr erschöpften Eindruck und so gehe ich ihm noch ein Stück nach und frage ihn, ob wie ihm irgendwie helfen können, ob er genügend Wasser hat oder sonst etwas benötigt Er lehnt ab und meint nur , dass alles bestens ist und er eben nur langsam sei. Ganz wohl ist uns aber doch nicht dabei.

Mittlerweile wird es deutlich wärmer , so dass die Jacken schnell in den Deckelfächern der Rucksäcke verschwinden und am Supai Tunnel erhält meine Lampe neue Power. Wie bereits erwähnt sind wir ja gut ausgestattet .

Wasser tanken wir keins. Wir sind heute morgen mit jeweils 1,5 Litern gestartet und keiner von uns hat auch nur ein einziges Mal am Wasser genuggelt. Wir begnügen uns daher damit, ein paar kräftige Schlucke am Hahn zu nehmen.

Weiter geht es in Richtung der 0,6 Meilen entfernten Redwall Bridge. Der Mond leuchtet kräftig und erhellt den Canyon mystisch. Auf diesem Abschnitt kommt uns ein weiterer Hiker entgegen, bei dem es uns erneut die Sprache verschlägt Er ist gestern Abend um 10 Uhr auf der Phantom Ranch gestartet, also nun nach 6,5 Stunden schon so weit oben. Der spielt ganz klar in einer anderen Liga, ist aber auch deutlich jünger und sportlicher als wir. Der nächste Abschnitt geht von der Redwall Bridge runter zur Abzweigung zu Roaring Springs und zieht sich über 2,1 Meilen . Allmählich wird es heller und macht die Lampen wieder überflüssig Ich bin froh, vorhin die Batterien gewechselt zu haben, denn ein helles Licht leuchtet den ganzen Weg aus und ich stolpere seither nicht mehr. Anita Füße fangen erwartungsgemäß am starken Abstieg wieder an zu schmerzen aber sie beißt sich wacker durch. Von der Abzweigung zu Roaring Springs sind es nur noch 0.7 Meilen bis zum nächsten Stopp.

Am Pumphouse pausieren wir in dem vorgestern bereits erwähnten u.d beschrieben Biergarten, aber auch heute warten wir vergebens auf unsere Kännchen Kaffee. Während wir so dasitzen kommen zwei athletisch gebaute junge Männer an uns vorbei, und zwar fast schon rennend im besten Marathontempo. Sie schmettern uns ein HI zu und laufen ohne Unterbrechung weiter nach unten. Hier auf dem North Kaibab Trail versammelt sich die Elite verrückter Hiker, uns nicht ausgenommen.

Die restlichen 1,4 Meilen bis zum Campground sind heute leicht zu meistern Zwar ist die Sonne bereits aufgegangen und würde auch schon in den Canyon scheinen, doch ein paar Wolken sind gnädig uns begleiten uns. Es tröpfelt sogar ein wenig, was nicht stört Im Gegenteil, Anita meint sogar, als würde uns der Ranger nachlaufen und abkühlen

Um 8:45Uhr erreichen wir den Campground und sichern uns gleich wieder die schattenspendende Site 10. Man merkt, dass heute Freitag ist und das Wochenende vor der Tür steht. Allmählich kommen immer mehr Hiker, die sich hier niederlassen oder nur pausieren..Wir gehen den üblichen Dingen nach: An die Beach zum abkühlen, trocknen, unsere letzte Tütenmahlzeit zubereiten usw. Gegen 14:00Uhr sehen wir die zwei joggenden Athleten wieder, die zwischenzeitlich mal eben auf der Phantom Ranch waren.

Mittlerweile hat Anita an dem Infostand sogar ein Thermometer entdeckt, das 36 Grad anzeigt. Unsere Regenplane vom Zelt haben wir aufgrund der zu erwartenden Nachttemperaturen wieder weggelassen.

Und so zieht sich der Nachmittag bis etwa 16:00 ohne nennenswerte Ereignisse.Doch dann nähert sich die 40prozentige Regenwahrscheinlichkeit in Form von dunklen Wolken, die sich schlagartig mit lautem Donner über uns ergießen. Nun ist Hektik angesagt: Regenplane aufziehen, alles im Zelt oder den Essensboxen verstauen und die Rucksäcke mit den Ponchos sichern. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und die Wolken lösen sich auf. Leider verschwindet die Sonne hinter der Canyonwand und hat so keine Möglichkeit mehr, unser Zelt zu trocknen.

Der Ranger schaut vorbei um unsere Permit zu kontrollieren und lobt uns, dass unsere Campsite so ordentlich ist. Das ist jetzt schon das zweite Mal und ich finde, wie sollten hierfür eine Auszeichnung erhalten, zumindest aber einen Vermerk, dass unsere zukünftigen Permit-Ersuche vorrangig bearbeitet werden.

Er gibt uns noch den Rat, morgen früh aufzubrechen, da es ein heißer Tag sein wird.

Wie legen uns ins Zelt und entscheiden uns spontan, morgen trotz des Hinweises erst um 4:00Uhr statt 3:00Uhr zu starten.

01.09.2012

Noch vor 3:00Uhr beginnen wir mit den vorbereitenden Tätigkeiten und um 3:45Uhr brechen wir auf. Den Weg kennen wir gut und so geht es im Lichte unserer Stirnleuchten Meile für Meile in Richtung Bright Angel Campground . Zwar sind wir schon nach 45 Minuten an der Abzweigung zu Ribbon Fall , und der hell strahlende Mond leuchtet uns den Weg aus, auch die Sterne funkeln, wie es besser nicht sein könnte, aber irgendwie läuft es nicht so rund wie gedacht . Vielleicht haben wir den Lager- oder Hike-Koller. Es zwickt hier, es juckt da, es drückt dort. Und außerdem ist die Luft mit 24 Grad nicht nur sehr warm sondern leider auch wieder feucht, was sicherlich an dem gestrigen Gewitter liegt. So kämpfen wir uns also unter subtropischen Bedingungen durch den Dschungel des Grand Canyon .

Vielleicht liegt es aber einfach auch nur daran, dass dieser Abschnitt unsere Tour auf dem Hinweg so unerwartet gut gelaufen ist, und wir insgeheim dachten, das ganze downhill noch zu toppen.

Was uns wundert ist, dass uns keine Hiker entgegen kommen. Will etwa heute niemand den North Kaibab Trail hoch ? geht es uns durch den Kopf .

Doch, nur wenige hundert Meter von unserem Tagesziel entfernt, kommen uns nun in regelmäßigen Abständen Hiker entgegen.

Um 7:45Uhr erreichen wir den Bright Angel Campground und sind damit nur unwesentlich schneller als auf dem Hinweg , der schließlich uphill war. Allerdings habe ich heute wesentlich öfters zum Fotografieren gestoppt, was nicht folgenlos geblieben ist: Auch der zweite Akku schwächelt . Jetzt müsste man ein Ladegerät haben :-)

(Diese zynische Bemerkung gilt ausschließlich für Anita, da ich ja aufgrund ihrer kritischen Nachfrage das Ladegerät wieder aus dem Rucksack genommen habe)



Wir sichern uns wieder unsere Campsite 8 und sind doch erstaunt, wie viele Campsite doch schon besetzt sind. Das Rätsel löst sich jedoch während wir noch das Zelt aufbauen: Die Sites sind nicht SCHON besetzt sondern NOCH. Eine ganze Reihe von Lagern werden sukzessiv abgebaut und die Hiker machen sich auf den Weg nach oben. Egal wohin sie wollen und wie weit sie heute noch gehen werden, auf jeden Fall werden sie durch die brütende Hitze gehen müssen Das wäre definitiv nichts für uns.

Unser nächstes Ziel ist die Canteen und hier werden wir jetzt endlich unsere weit getragene und mittlerweile schon in Mitleidenschaft gezogene Urlaubspost los. Außerdem gibt es zum Abkühlen die bereits erwähnte Frozen Lemonade und als weitere psychische Abkühlung den Wetterbericht. Für heute wird mit 60prozentiger Wahrscheinlichkeit starker Regen prognostiziert. Auf dem Rückweg zur Campsite treffen wir einen Ranger, den wir von früher noch kennen und er berichtet einige interessante Infos. So mahnt es uns die Wolken in nordwestlicher Richtung über der Canyonwand zu beobachten. Sollten sich hier dunkle Wolken für eine halbe Stunde oder mehr zeigen, dann besteht im Creek die Gefahr einer Flashflood. Es gab dieses Jahr schon mehrere, die aber bisher zum Glück harmlos waren. Sie kann aber durchaus zwei Meter betragen, so wie im letzten Jahr am 11.September.

Auf jeden Fall sollen wir den Himmel beobachten und uns ggf. darauf einrichten, uns in Sicherheit zu bringen.

Dann wollen wir den Creek mal genießen solange er noch ruhig ist und so plätschern wir ein wenig in ihm rum.

Der Versuch, im Zelt ein wenig Siesta zu halten, scheitert an den Temperaturen. Draußen sind es im Moment 36 Grad im Schatten, was unser Zelt in Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit zu einer finnischen Sauna werden lässt Also geht es wieder in Richtung Lemonade .

Anita leiht sich in der Canteen ein amerikanisches Buch über die Geheimnisse des Grand Canyons und ich tippe in die virtuelle Tasten. Zwischendurch laden wir das Tablet an den wenigen Steckdosen der Phantom Ranch , nämlich auf der Toilette. Von daher hätte es auch wenig Sinn gehabt, das zweite Ladegerät mitzunehmen.

Zurück auf der Campsite kommt ein heftiger Wind auf, der uns alles verstauen und verzurren lässt. Das Zelt steht gut im Wind und über unsere Rucksäcke hängen wir unsere Ponchos um sie vor dem erwartenden Regen zu schützen Doch der Regen fällt aus.

Bald schon kommt unser Ranger , der uns wieder einiges zu erzählen hat. Er erklärt uns, weshalb es nicht geregnet hat, zeichnet uns sogar die Wetterlage auf, einschließliches des Hurrikans de zur zeit über die Bahia California zieht. Er gratuliert uns zu unserer tollen Tour und warnt uns davor, morgen bei aufziehendem Unwetter auf zum Plateau Point zu gehen, wegen der möglichen Gefahr eines Blitzeinschlages. Dann erzählt es uns die Geschichte eines Blitzeinschlages, die wir aber schon von ihm kennen weil er uns die auf unserer letzten Rim2Rim Tour auch schon erzählt hat. Man beachte: wir merken uns die Ranger-Stories.

Er berichtet noch viel Interessantes, über Condore, über das Wetter und über die am Nachmittag bereits einmal erwähnte Flashflood. Außerdem erkundige ich mich, weshalb die Flagge heute Morgen auf Halbmast hing. Er erklärt dass das wegen des Todestages von Louis Amstrong war, der viel für die National Parcs gemacht hat, ergänzt aber kleinlaut, dass der eigentlich schon gestern war und man nur vergessen hatte, die Flagge wieder aufzuziehen :-)

Für uns zwei ist das alles ebenso interessant wie kurzweilig.


Der starke Wind hat etwas sehr Angenehmes vollbracht: Die feuchte Luft ist einer sehr warmen, aber Trocknen gewichen, was das Schlafen sicherlich angenehm machen wird. Wir werden sehen und sind bereits wieder zwischen 7:00Uhr und 8:00Uhr in, ich korrigiere: auf den Schlafsäcken .

02.09.2012:

Dass mit der trockenen Luft war ebenso richtig wie die Sache mit der warmen Luft . Es war zwischenzeitlich so warm, dass wir uns schon überlegt hatten, wie man ein Zelt mit Aircondition ausstatten kann.

Um 3:00Uhr beginnen wir mit dem Abbau. Außer uns herrscht keinerlei Leben auf dem Campground . Das ändert sich schlagartig als es gegen 3:30Uhr anfängt zu tröpfeln So etwas haben wir noch nicht erlebt. Auf gut einem Dutzend Campsites taucht plötzlich ein Heer von Stirnleuchten auf, um ganz hektisch die Utensilien ins Trockene zu retten. Um 3:45Uhr starten wir zwischen einer Vielzahl von Lampen, die dem Lichtergewitter einer Disko ähneln.

Die ersten Meilen fordern uns ein wenig. Der Weg ist zwar wenig beschwerlich, die Luft ist aber so warm, dass uns der Schweiß nur so läuft Der Himmel, so kann man erkennen, ist stark bewölkt, weshalb sich die gestrige sehr warme Luft in der Nacht kaum abkühlen konnte. Auch das erste Stück vom Colorado weg am River Resthouse vorbei bringt keine merkliche Abkühlung Auf dem Devils Corkscrew gewinnt man mit jedem Schritt an Höhe und allmählich verspüren wir einen leichten kühlen und angenehmen Wind. Dass es sogar wieder anfängt zu tröpfeln stört uns überhaupt nicht, ganz im Gegenteil.

Anita geht seit heute Morgen wieder voran und legt wieder ein gutes Tempo vor. War ich auf unseren vorangegangenen Touren an dieser Stelle immer weit voraus, fällt es mir heute eher schwer, ihr überhaupt zu folgen Aber irgendwann überholen ich sie doch und laufe ca. 100 Meter vor ihr.

Ich glaube, dass es der liebe Gott oft sehr gut mit uns meint, so wie hier:

Ich gehe also, wie eben erwähnt, ca. 100 Meter vor Anita, als plötzlich im oberen Viertel des Devils Corkscrew rechts von mir das mir mittlerweile gut bekannte Rasseln einer Klapperschlange zu hören ist. Ich bleibe sofort stehen und leuchte mit der Stirnleuchte in die Richtung , aus der ich das Rasseln zu hören glaubte. Aber leider ist nichts zu sehen und auch nicht mehr zu hören, obwohl ich das ganze Terrain mit der Lampe abscanne. Meinen sofort in den Anschlag gebrachten Fotoapparat kann ich leider ergebnislos wieder in den Halfter stecken.

Ich möchte Anita vor der Gefahr warnen und bleibe daher besser stehen. Nach etwa ein oder zwei Minuten erreicht sie die Gefahrenstelle und ich frage sie ganz stolz und aufgeregt, ob sie das Rasseln gehört hat. Sie verneint das zu meiner Enttäuschung und ergänzt dann zu meiner Überraschung: Ach ja, da ist sie ja!

Im Lichte ihrer Lampe sehe ich die Schlange plötzlich, wie sie sich in einer Entfernung von 1,50Meter vor mir schlängelt . (Anita meint später, dass es sogar deutlich weniger als 1,50Meter waren, wir bleiben aber offiziell zunächst bei dieser Angabe)

Das hätte mal wieder bös werden kommen können, aber da hatte ich wohl wirklich einen Schutzengel.

Nun haben wir aber leider das Problem , dass unsere Freundin beabsichtigt, sich auf dem Trail weiter fortzubewegen, weshalb sich Anita noch schnell vordrängelt. Denn wenn sich die Schlange tatsächlich auf dem engen Weg niedergelegt hätte , dann weiß ich nicht, wie man schadlos an ihr vorbeigekommen wäre

Während wir weiter gehen sehen wir, dass sich die Schlange wieder in den Hang zurück zieht. Was ich leider nicht weiß ist, weshalb ich die Schlange nicht rechtzeitig gesehen habe. Entweder habe ich ihr Rasseln völlig falsch lokalisiert und sie war schon näher, als ich glaubte, oder sie näherte sich mir langsam während ich auf Anita wartete.

Der Rest des Trails ist deutlich weniger spektakulär: Oben auf dem Devils Corkscrew angekommen wissen wir, dass wir das Schlimmste für heute hinter uns haben. Seit dem River Resthaus liefern wir uns ein Rennen mit einer Gruppe von etwa 10 jungen Leuten. Kaum werden wir hier oben von zwei von ihnen überholt, da rasten sie auch schon wieder und wir ziehen an ihnen vorbei. Was uns jedoch wundert ist, dass uns bis jetzt niemand entgegen gekommen ist, was auch für die restliche Strecke so bleiben wird

Langsam wird es heller aber die Sonne versteckt sich gut hinter einer recht dicken Wolkendecke, aus der es etwa einen Kilometer vor Indian Garden zu regnen beginnt.

Um 6:45Uhr erreichen wir Indian Garden und was für uns die Sensation ist: Wir sind bergauf schneller gewesen als vor einigen Tagen bergabwärts. Wir rechnen mehrmals nach weil wir es einfach nicht glauben können Aber es ist wirklich so.

Heute sind wir wohl wirklich vom Glück begleitet : Kaum zwei Minuten nach unserer Ankunft wird aus dem angenehmen Tröpfeln ein heftigerer Regen, der uns auf dem Hike sicherlich nicht gefallen hätte Unser Zelt, in das wir uns verkriechen könnten, ist zwar noch nicht aufgebaut. Das macht aber nichts, weil wir ja hier auf Indian Garden schattenspendende und zugleich vor Regen schützende Dächer haben. Und beim Nachdenken stellen wir fest, dass Indian Garden de einzige Campground auf unserer Tour ist, der diesen Luxus bietet. Es passt also alles.

Wir nutzen die Zeit und essen bei einer leckeren Tasse Kakao unseren Bagel von der Phantom Ranch.

Irgendwann auf der Bank liegend, macht mich Anita auf ein schönes Motiv aufmerksam: Die hohen Felswände beginnen langsam an zu leuchten und so gehe ich mit der Kamera in Richtung der Rangerstation. Dort höre ich plötzlich eine Stimme, die mir sagt, ich solle noch weiter nach oben gehen, am nächsten Gebäude vorbei und dort hätte ich einen besonders tollen „Spot“ für eine Panoramaaufnahme Zunächst finde ich nicht die Person, die zu der Stimme gehört, doch dann entdecke ich sie: Es ist der Ranger von gestern vom Bright Angel Campground, der mittlerweile hier oben auf Indian Garden angekommen ist und eigentlich schon frei hat. Nach einigen Aufnahmen ruft er sich zu mir und erzählt wieder ausgiebig mit mir, teilweise Stories, die er gestern schon erzählt hat, teilweise auch neue. Er ist besonders gut gelaunt, denn heute beginnt sein dreiwöchiger Urlaub, den er in Canyonlands verbringen wird. Wir verabschieden uns per Handschlag und wünschen uns gegenseitig noch einen schönen Urlaub.

Zurück auf der Campsite erzähle ich Anita von meiner Geschichte, bevor es dann wieder früh ins Zelt geht. Eine kleine Überraschung erleben wir aber doch noch. Es regnet zwar nicht mehr, es kommt jedoch ein sehr starker Wind auf, der langsam aber kräftig über Indian Garden rauscht. Aber unser Zelt steht „gut im Wind“, wie man sagt.

Voller Freude auf unseren morgigen „Hike out“ wird dann bald geschlafen. Gute Nacht.

03.09.2012:

Um 3:00Uhr geht der Wecker und um 3:40Uhr sind wir fertig zum Abmarsch. Wir verabschieden uns sehr bewusst von Indian Garden, so wie wir es gestern auch von der Phantom Ranch getan haben, denn wir gehen davon aus, dass wir die Hikes im Grand Canyon nun für uns abgeschlossen haben und diese traumhaften Punkte nicht mehr sehen werden.
Na ja, ich erinnere mich, dass wir das bereits mehrmals gemacht haben und wir dennoch zurückgekehrt sind. Also lassen wir das mal offen.
Wir gehen mutterseelenallein los. Keine Taschenlampe ist zu sehen, kein Zeltstangengeklappere, nur ein lautes Schnarchen hört man von einer der Sites. Wir rechnen nach, dass wir diese Teilstrecke bereits zum achten Male gehen und daher den Trail recht gut kennen. Es geht flott voran. Anita geht über weite Strecken vorne weg und ich erkenne ihr Lauftempo kaum wieder. Sie selbst gibt zu, dass es derzeit im wahrsten Sinne „gut läuft“. Anders als bei unseren letzten Touren, bei denen wir am ersten Tag immer mit einer sehr langen Strecke begonnen haben, war unsere diesjährige erste Strecke eher gemäßigt. Das wirkte sich wohl positiv auf die Füße aus.

Was uns zum ersten Mal auffällt ist, dass wir von hier aus bis rüber zum North Rim sehen und dort die Lichter gut erkennen können.

Der erste Hiker kommt uns erst kurz vor dem 3 Mile Resthouse entgegen. Ab dem 1,5 Mile Resthouse wird es dann ziemlich quirlig und viele Hiker kommen uns entgegen. An dieser Stelle muss ich doch noch mal erwähnen, und das bitte ich nicht als Arroganz zu verstehen, das sich die Hiker vom North Rim zum South Rim bzw. die Hiker im oberen Bereich des Rims zu denen ganz unten tendenziell unterscheiden.
Unter den eingefleischten Hikern gibt es einige Grundregeln, die wir auch schon mal erwähnt haben: Man grüßt sich, erkundigt sich nach dem Wohlbefinden des anderen, Uphill-Hiker haben stets Vorfahrt usw. Je höher wir kommen desto weniger sind diese Regeln anzutreffen.
Fairerweise muss ich aber auch gestehen, dass wir selber auch mal hier mit unseren Touren begonnen haben und soweit wir uns erinnern, haben wir auch einig dieser Regeln nicht beachtet: Nicht aus Unfreundlichkeit sondern aus Unwissenheit !

Nach drei Stunden und dreißig Minuten, in unserer neuen Bestzeit, erreichen wir den Trailhead. Da gerade die Mulis losmarschieren interessiert sich zum Glück niemand dafür, dass wir unsere typischen „Yesss – we did it!“-Fotos machen und unsere „Strunz-Shirts“ anziehen.
Was „Strunz-Shirts“ sind? Nun, wir haben uns im Gift-Shop T-Shirts mit dem Aufdruck „RIM2RIM2RIM“ und genauer Wegbeschreibung zugelegt. Am Nordrim haben wir sie schon mal angezogen, während unsere andere Bekleidung in der Waschmaschine war.- Und weil wir mehrmals auf diese Shirts angesprochen wurden und wir jedesmal zugeben mussten, genau diese Tour gerade durchzuführen, wurden das unsere „Strunz-Shirts“.

Davon abgesehen sind aber genau diese Shirts Auslöser unserer Tour gewesen. Im Frühjahr sahen wir diese Shirts im Gift Shop und ich sagte damals zu Anita, dass das ja auch noch eine wichtige Herausforderung für uns darstellen könnte. Und kaum aus dem Urlaub zurück begannen schon die Planungen.

Aber jetzt stehen wir erstmal glücklich hier oben. Die Endorphine werden nur so reingehauen ins Blut und lasen die Strapazen der letzten neun Tage augenblicklich vergessen.

Der nächste Höhepunkt ist allerdings, dass unser Auto auch noch unversehrt dasteht. Mit gewisser Naivität hatten wir nämlich das Navi-Gerät auf dem Armaturenbrett gelassen. Aber weder ist das Gerät weg, noch die Scheiben eingeschlagen und eine Parkkralle haben wir auch nicht. Alles optimal. Auf einem abgelegeneren Parkplatz ziehen wir uns erst mal um um uns zumindest etwas salonfähig zu machen, bevor es zum Frühstück ins Canyon Cafe geht. Während Anita die Wäsche macht tippe ich hier diese Zeilen, die uns die Tour noch einmal kurz beleuchten lassen:

FAZIT UNSERER TOUR:

Die war die mit Abstand längste Trekking-Tour, die wir je gemacht haben. Alle Teilstücke unserer Tour kannten wir bereits von unseren anderen Touren. Fangen wir mit dem Negativen an:

1. Die neun Tage, die mir Wandern, Zelt aufbauen, Wasser aufsuchen usw. ausgefüllt waren, sind dermaßen schnell vergangen, dass wir sie kaum gemerkt haben.

2. Durch die Permits waren unsere einzelnen Stationen schon fest vorgegeben, so dass keine Flexibilität möglich war. So hätten wir z.B. aufgrund des bewölkten Himmels den Abschnitt vom Bright Angel Campground zum Südrim auch an einem Tag schaffen können. Ebenso wären wir vielleicht den umgekehrten Weg zu Beginn auch an einem Tag runter gegangen.

3. Ein Teil der Hikes erfolgte aufgrund der zu erwartenden Temperaturen im Dunkeln.

4. Durch unsere frühen Tourenstarts waren wir immer sehr früh am Etappenziel und konnten oft nicht viel vor Ort machen.

5. Und letztlich sind wir beide ziemlich zerstochen worden. Vermutlich hat es uns auf dem Campground bei der Phantom Ranch erwischt. Genau dort, wo uns ein Ranger vor Jahren erzählte, es gäbe hier keine Moskitos, weil diese nur an stehenden Gewässern vorkommen. Auf jeden Fall hat es Anita dreimal erwischt und mich 31 Mal. Wirklich, das ist kein Witz, wir haben nachgezählt.



Aber jetzt zu dem Positiven, was einfach überwiegt:

Es war ein einmaliges Erlebnis. Ein simples T-Shirt im Gift Shop hat uns im Frühjahr auf die Idee gebracht, diesen Hike anzugehen.
Wir wussten, dass es eine neue und sehr große Herausforderung sein wird, die wir uns zu stellen haben. Die Ironie an der ganzen Geschichte ist, dass wir den North Kaibab Trail ja bereits zwei Mal hinuntergelaufen sind und wir uns damals schworen, diesen steilen und steinigen Trail NIEMALS im Leben hoch zulaufen. So kann man sich irren !
Die Hikergemeinschaft tief im Backcountry ist sehr angenehm und schön. Man kümmert sich ein wenig umeinander, erkundigt sich nach dem Wohlergehen, ob man genügend Wasser hat und ob es einem gut geht. Und mit „tiefem Backcountry“ zähle ich insbesondere den ganzen „Below North Rim“ aber weitgehend auch den „Below South Rim“ ab Indian Garden und tiefer.

Wir waren beide nach den Wanderungen angenehm erschöpft, aber keinesfalls so „platt“ wie auf unseren RIM2RIM-Touren. Das führend wir drauf zurück, dass wir erstmalig am ersten Tag mit 4,5 Meilen und 950 Tiefenmeter eine gemäßigte Tour hatten. Wir konnten uns an das Klima, an die 18kg auf dem Rücken und an das Wandern gewöhnen. Auch die Füße haben diese Tour besser überstanden als vorhergehende (Blasen usw.).

Da wir den gleichen Hin- und Rückweg gewählt haben, ist uns auch kein Motiv verloren gegangen. Die Strecken, die wir auf dem Hinweg im Dunkeln gelaufen sind, durchstreiften wir auf dem Rückweg im Hellen. Und umgekehrt.

Mit dem Wetter hatten wir sehr viel Glück. Es regnete nur dort und dann, wenn es uns nicht störte: Nachts oder auf Abschnitten, in denen wir über eine Abkühlung glücklich waren.

Machen wir es nochmal ?

Wir haben ja eigentlich die für uns machbare Hikes im Grand Canyon nun abgeschlossen und könnten sagen, dass auch eine Wiederholung nicht in Frage kommt. Aber dafür kennen wir uns zu gut. Vielleicht entdecken wir im Internet, in Gesprächen mit USA-Freunden oder aber auch wieder in einem Gift Shop einen Hinweis, der uns neugierig macht. Und dann gibt es (meist) kein Halten mehr.




Vom Waschsalon bzw. Canyon Cafe aus geht es zum Desert View, um im Watchtower, Visitor Center und Gift Shop ein wenig zu stöbern. Aber gerade im Letztgenannten ist es fast überall immer gleich: T-Shirts, CD, Figürchen und alles mögliche, was kein Mensch braucht..., ich frag mich wirklich, wer hier eigentlich was kauft....
Mit einer Tüte voll Dingen, die niemand braucht und die keiner kauft verlassen wir den Gift-Shop. Eine DVD/CD mit 3D-Bildern hat es uns ebenso angetan wie eine neue CD mit Native-Musik, die ich sicherlich in einer der nächsten Dia-Shows einbauen kann.
Jetzt aber freuen wir uns auf ein schönes Zimmer und fahren zurück zum Village um für eine Cabin in der Maswik-Lodge einzuchecken. Obwohl es noch nicht 16Uhr ist und man üblicherweise erst dann einchecken kann, dürfen wir trotzdem schon. Die Parkplätze vor den Cabins sind rar und so ist es etwas schwierig, einen geeigneten Platz direkt vor der Cabin zu finden.
Die Cabin ist etwas ernüchternd: Sie ist kleiner, als unsere Rim-View-Cabin vor einigen Tagen und das Wasser im Waschbecken läuft nicht bis kaum ab. Obwohl sich der Standard von Motel-Zimmern stark verbessert hat, wie wir in den letzten 20 Jahren beobachtet haben, eines ist gleich geblieben: Das spartanische Licht !

Wenn man hier den Lichtschalter betätigt und die Lampen anmacht hat man kaum das Gefühl, dass es heller wird. Manchmal denke ich, es wird sogar dunkler; die Lampen nehmen Licht auf ;-)

Auf der Terrasse der Bright Angel Lodge genießen wir den Sonnenuntergang über dem Grand Canyon. Und in dem Moment, wenn sich das warme Abendlicht über den Canyon ergießt, werden die Erinnerungen an die Anstrengungen der letzten Tage weggeblasen. Und die Entscheidung, dass dies unser letzter Hike in den Canyon war, weicht jetzt schon fast der Lust und der unstillbaren Neugierde, bald schon wieder mal einen neuen Trail auszuprobieren oder einen bereits gehikten in neuer Kombination zu gehen.

Im Canyon-Cafe essen wir noch kurz zu Abend, wobei mich ein Mitarbeiter auf unsere T-Shirts anspricht und fragt, ob wir die Tour denn auch gemacht haben. Als ich ihm berichte, dass wir sie heute Morgen erst beendet haben erkundigt er sich überaus interessiert, wo wir übernachtet haben, wie lange wir gebraucht haben, ob uns die Tour gefallen hat und ob sie schwierig war. Ich glaube, wir haben da jemand auf eine Ideen gebracht.

Zurück im Zimmer ärgert uns die Familie im Nebenzimmer, deren Aktivitäten aufgrund der Hellhörigkeit bestens zu verstehen sind und die fast bis Mitternacht reichen.


04.09.2012:

Gegen 7:00Uhr wachen wir auf, machen uns fertig und checken aus. Obwohl wir uns ja auf eine Nacht in einem Motel nach unserer Trekking-Tour gefreut hatten, ist das ganze doch ernüchternd. Besonders das Bett bedarf unbedingt einer Reparatur. Es quietscht ebenso wie es völlig durch gelegen war.
Alternativ zum Frühstück im Canyon Cafe fahren wir zum Mc. Donalds, der dem Grand Canyon National Park vorgelagert ist. Anschließend geht es wieder zum Market Plaza und fahren dort mit dem Bus zunächst bis zum Visitor-Center und steigen dort in eine andere Linie um. Dieser Bus schmeißt uns am Yaki-Punkt raus, von wo aus auch der South Kaibab Trail startet. Doch heute sind wir nur mit kleinstem Gepäck und Crocs statt Wanderschuhen ausgestattet, denn wir gehen von hier aus den recht neuen Rim Walk bis zum Mather Point.

Der Weg ist neu angelegt und bietet Fußgängern wie Radfahren eine gute Möglichkeit, abseits der Straße von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt zu gelangen. Der Weg ist noch so neu, dass er noch unbekannt ist, dass wir von ein paar wenigen Fußgängern einmal abgesehen fast allein unterwegs sind. Leider ziehen langsam dicke Wolken auf und dämpfen so ein wenig das Licht, das den Grad Canyon erstrahlen lassen könnte.

Am Mather Point, einem der beliebtesten Aussichtspunkte, haben wir dann, fast unbemerkt, schon 2,4 Meilen hinter uns und beobachten wir ein wenig die Touristen, bevor wir dann in Richtung Visitor Center abdrehen.

Dort schauen wir uns noch einmal die neue Ausstellung und den interessanten Film an.

Nach einem kurzen Ausflug ins Canyon Cafe geht es zum Einchecken in die Bright Angel Lodge. Ursprünglich hatten wir ja bedauert, von gestern auf heute umziehen zu müssen, denn bei unseren Planungen war es nicht möglich, ein und dasselbe Hotel für zwei aufeinander folgende Tage zu buchen. Nach der „tollen“ Cabin von gestern sind wir jetzt aber froh, wechseln zu dürfen, denn viel schlimmer kann es ja nicht mehr kommen, oder ?

Und so ist es auch: Mit unserer heutigen Cabin sind wir mehr als zufrieden: Sie ist größer, liegt fast am Rim, bietet ungeplant sogar einen Blick in den Canyon und das Waschbecken funktioniert. Und auch das Bett ist vernünftig. Das Auto steht direkt vor der Tür, also alles bestens.

Mein Versuch, nochmals einen beeindruckenden Sonnenuntergang festzuhalten scheitert weiter an der dicken Wolkendecke, die sich über den Canyon gelegt hat und keinen Zentimeter zu weichen beabsichtigt. Wir werden mal wieder auf unsere T-Shirts angesprochen und gefragt, wie lange wir denn für diese Tour gebraucht haben? „How many weeks.... or month???“ Wir berichten gerne und zum Schluss wünscht man uns etwas, was wir gerne machen werden:

„Enjoy your memories!“ Dieser Satz gefällt mir sehr gut.

Aufgrund der Wolken brechen wir das Projekt ab und setzen uns in den Bus in Richtung Market Plaza. Statt wieder Essen zu gehen steht ein Picknick auf dem Zimmer an, für das wir einkaufen Auf dem Rückweg vom Market Plaza entscheiden wir uns für einen Bus in die Gegenrichtung, um so noch etwas vom Park zu sehen. Busfahren durch die National Parks macht einfach Spaß und ist wesentlich weniger anstrengend als Hiken.

Das wird uns zum Verhängnis. Es beginnt zu regnen und kurz nachdem es aufhört, klart der Himmel auf. Genau pünktlich für einen schönen Sonnenuntergang.....jedoch ohne uns. Wir erleben den im Bus und auch das Hinspurten zum Rim an unserer Station bringt nichts mehr: Die Sonne ist bereits verschwunden.

Das bedeutet früh aufzustehen, um stattdessen einen Sonnenaufgang mitzuerleben.

Nach einem kleinen Picknick auf dem Bett unseres Zimmers zusammen mit Little Joe und Hoss Cartwright aus Bonanza, die gerade im Fernsehen flimmern, schlafen wir auch bald schon ein. Und zwar schnell und gut, denn Zimmer und Bett sind wirklich prima.

05.09.2012:
Um 5:00Uhr lassen wir uns vom Wecker wecken um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Ein erster Blick aus unserer Cabin, die wie bereits erwähnt einen hervorragenden Blick gen Himmel und Canyon bietet, verrät, dass kein Wölkchen am Himmel den Sonnenaufgang stören wird.
Und so platziere ich mich bald schon direkt am Rim während Anita (vielen Dank !) die restlichen Sachen zusammen räumt.
Ab 6:05Uhr spinkst die Sonne über den Canyonrand und flutet den Grand Canyon sukzessiv mit ihren Strahlen, so dass er langsam zu glühen beginnt. Ich möchte den Aufgang im Zeitraffer aufnehmen, so schießt die Kamera alle 10 Sekunden ein Bild, rund 270 Bilder in einer Dreiviertel Stunde. Es ist weitaus wärmer als gedacht, aber eine Drei Viertel Stunde nur so neben der Kamera zu hocken kühlt dann doch ein wenig. Zum Glück kommt Anita mit dem Kaffee hinzu und so können wir beide das spannende Spektakel gemütlich bei heißem Kaffee genießen.

Danach geht es dann auch los in Richtung Zion.

In Page halten wir mal wieder beim Walmart für Getränke und andere Kleinigkeiten.

Auf der 89 halten wir an der Rangerstation an um uns nach dem Wetter in der Gegend zu erkundigen und um einfach mal nachzusehen, was es denn Neues gibt. Dass die Lotterie zur Ausspielung der Permits für die Wave nicht mehr hier sondern in Kanab stattfindet, haben wir ja schon im Frühjahr bei unserem letzten Besuch der Rangerstation erfahren.

Auf dem weiteren Weg auf der 89, unmittelbar hinter der Kurve, von der aus die Houserock Valley Road abgeht, also die unbefestigte Straße, die u.a. auch zum Trailhead der Wave führt, staut es sich. Ca. 200 Meter vor uns ist entweder eine Baustelle oder ein Unfall. Wir erinnern uns, dass wir genau in dieser Kurve vor knapp 10 Jahren schon einmal einen bösen Unfall gesehen haben, als ein Suzuki-Jeep aus dem Weg, die der Houserock Valley Road gegenüber liegt, herausfuhr und in dem Moment ein Truck ankam.

Wir hoffen, dass es sich nur um eine Baustelle handelt, werden dann aber eines besseren belehrt:
Zunächst fahren nach einiger Zeit mehrere Sheriffs mit hoher Geschwindigkeit an der Schlage vorbei, dann ein Krankenwagen und wenige Minuten später schebt ein Helikopter ein, der auf der Fahrbahn landet. Nach etwa 20 Minuten hebt er wieder langsam ab. Uns wird es mulmig und wir grübeln darüber nach, wie schnell man selbst in eine solche Situation kommen kann. Hätten wir nicht an der Rangerstation gehalten, hätte ich nicht noch kurz mit der Rangerin gesprochen, hätten wir....
Nach gut einer Stunde bewegt sich die Schlange wieder und beim Passieren der Unfallstelle wird es uns ganz mulmig. Ein Motorrad hat es offensichtlich im wahrsten Sinne zerlegt, Einzelteile der Topcases liegen verstreut herum, ein zweiter Motorradfahrer sitzt in sich versunken neben seiner Maschine. Minutenlang sitzen wir schweigend nebeneinander beim Fahren....

Irgendwann finden wir dann wieder die Sprache und landen im Zion, wo wir auf der vorreservierten Campsite unser großes Zelt aufbauen. Wir merken, dass wir das letztes Jahr erworbene Zelt erst einmal aufgebaut haben; es fehlt die Routine, die wir bei unseren alten bzw. bei dem kleinen Zelt erworben haben.

So rätseln wir doch ein wenig, ob es eher längs oder eher quer aufgebaut werden soll. Aber nach einem kleinen Fehlversuch steht es doch korrekt. Anita macht wie immer den Innenausbau und schwärmt, wie groß es doch ist, fast schon wie eine Halle. Das ist zwar übertrieben, wenn man aber neun Tage in unserem kleinen Trekkingzelt verbracht hat, kommt einem dieses Zelt in der Tat riesig vor....


Es geht in das Visitor Center um uns nach dem Wetter zu erkundigen und unsere Permit für die Narrows zurück zu geben. Nach der großen RIM2RIM2RIM-Tour stand unser Entschluss zwar fest, diese weitere Trekking-Tour für dieses Mal abzusagen, die Infos des Rangers geben uns aber die Gewissheit, dass dieser Schritt gut ist:
Er erklärt zwei anderen, die für morgen unsere Route planen, auf was sie alles achten müssen. Zwar ist die Regenwahrscheinlichkeit „nur“ bei 20 Prozent liegt, je nach Heftigkeit des Regens kann es aber dennoch sein, dass es zu einer Flashflood kommt. Sobald man merkt, dass der Virgin River lauter wird oder leichte Holzstückchen oben auf schwimmen, soll man unbedingt umkehren...

Wir beschließen dass wir diese Tour irgendwann einmal machen, wenn die Regenwahrscheinlichkeit bei 0% liegt. Außerdem waren wir schon mehrmals im Virgin River, auch bis zu den Narrows, allerdings nur als Tagestour.

Wir fahren durch den Zion bis zu Mount Carmel, wo wir im Golden Hill Restaurant zu Abend essen. Bekanntermaßen geht es uns hauptsächlich um die Scones, die es zu vielen Hauptspeisen gibt. Ich begehe den Fehler und bestelle zum Essen einen Fruid Salad, also einen Früchtesalat. Was ankommt erschlägt mich: Es ist ein riesiger Teller mit frischem Obst, Trauben und Melonen. Und das ganze randvoll. So sehr ich das bedaure, aber dieser Teller bleibt am Schluss zur Hälfte unangetastet.

Auf dem Rückweg fängt es schon an dunkel zu werden und wir müssen für unsere morgige Wandertour noch die Rucksäcke packen. Das geschieht jetzt alles im Schein unserer Lampen und wir stellen fest, dass wir das ausnahmsweise mal sehr schlecht organisiert haben.

Ziemlich schnell gehen wir dann ins Bett. Auf der Nachbarsite ist einiges los. Eine Mutter singt ihrem Kind zum Einschlafen Lieder der Beatles vor, leider mit mehr Enthusiasmus als Können....

So, morgen früh um 5 Uhr geht der Wecker, denn wir möchten gerne um 6Uhr den ersten Bus zu Grotto erwischen, damit wir uns auf den Weg zu Angels Landing begeben können. Von daher schnell einschlafen!

P.S. Der Unfall von heute Mittag beschäftigt uns immer noch. Wir überlegen und hoffen, dass der Biker diesen Unfall überlebt.

06.09.2012:

Um 5:00Uhr rasselt der Wecker. Kollektiv entscheiden wir, dass wir noch nicht reif sind zum Aufstehen, wir Urlaub haben, bereits einige Male auf Angels Landing waren, es noch andere schöne Tagesziele gibt und wir weiterschlafen.

Um 7:30Uhr sitzen wir dann abfahrt bereit im Auto in Richtung Cedar Break. Doch zunächst halten wir n der Mount Carmel Junction um zu tanken und uns ein Frühstück für Unterwegs zu besorgen. Mit Entsetzen stelle ich im Auto fest, dass mein eben gekauftes Sandwich ein ein Monat altes Datum aufgedruckt hat. Ob Herstellungsdatum oder „Best sell“ ist unklar aber bei einem Monat auch egal. Ich reklamiere es bei der Angestellten, die mir berichtet, dass dies kein Frischedatum ist. Die Brote werden eingefroren geliefert und werden erst kurz vor dem Verkauf aufgetaut und gelangen erst dann „frisch“ in den Verkauf.

Ich bin skeptisch, lass mich aber überzeugen und öffne das Sandwich dann im Auto. Riech- und Sichttest geben keinen Grund zur Sorge und auch der Geschmackstest lässt keine Verwesungsansätze erkennen. Nur der Psycho-Test spielt bei mir nicht mit und blockiert mich nach dem ersten Biss. Solange ich nicht weiß, ob das wirklich all korrekt ist, kriege ich keinen Biss mehr runter und so wandern 4,99$ mit einer abgeknabberten Ecke vom Einpackpapier direkt in den Mülleimer.
Ich habe ja schon öfters diese Sandwich gegessen aber mir ist noch nie aufgefallen, dass da aufgedruckte Datum überschritten war.

Die Tankstelle gibt noch weitere Rätsel auf: Auf dem Boden liegen tote, meist zerquetschte Käfer, die ich in dieser Größenordnung nur aus dem Zoo oder irgendwelchen Horrorfilmen kenne. Uns ist neu, dass in den USA solche großen Insekten vorkommen, die gibt es doch sonst nur in Südamerika oder Australien, oder ?

Jack Arnolds hat in den 50er oder 60er Jahren doch eine Reihe von Horrorfilm gedreht, die hier spielten. Vielleicht waren das ja doch Dokumentarfilme ?

Vom Zion bis zum Gebiet von Cedar Breaks sind es etwa 80 Meilen. Die Landschaft verändert sich langsam aber stetig. Die Gegend wird rauher, die Bäume ragen schlank und rank aber karg bewachsen in die Höhe. Wir nähernd uns der 3.000Meter Höhe und die Landschaft gleicht eher Kanada als unserem Südwesten. Hier hat der Tourismus derzeit wohl Pause, nur wenige Autos kommen uns entgegen. Ein Hubschrauber mit einer Transportmöglichkeit an einem langen Seil unter sich nähert sich uns und sinkt langsam. Zunächst glauben wir, er tankt Wasser und ist ein sogenannter Lösch-Heli. Wir nähern uns der Stelle und staunen, was der Helikopter aufnimmt: Strohballen. So sammelt man also hier das Stroh zum Einlagern ein.

Unterwegs begegnen wir kleinen Berg-Seen. Dies hier ist wirklich ein kleines Stück Kanada. Erstaunlich ist der Baumbestand. Der Großteil der Bäume scheint abgestorben zu sein. Grau-weiß und ohne ein Blatt stehen sie da und zwischen ihnen immer wieder gesund aussehende Bäume. Brandspuren sind nicht zu sehen, so dass ein Brand ausgeschlossen werden kann. Anita tippt auf einen Parasitenbefall. Es ist schon ein wenig unheimlich. Es handelt sich um sehr fast schon extrem dichtbewachsene Baumbestände. Ob das natürliche Selektion ist ? Wir wissen es nicht.

Gegen 10:30Uhr erreichen wir das Cedar Breaks National Monument. 1993 sind wir erstmalig und seither auch nie wieder hier durchgefahren. Wohlgemerkt durchgefahren denn angesehen oder gar gewandert sind wir seinerzeit nicht. Anita glaubt sich erinnern zu können, dass es damals noch kein National Monument war, was ich sogleich überprüfe, in dem ich den Ranger frage. Sie hat Recht, Cedar Breaks ist nach seiner Auskunft erst seit 1994, also ein Jahr nach unserem damaligen Besuch, zum National Monument erhoben worden.

Cedar Breaks ähnelt dem Bryce Canyon und wird gelegentlich auch „Little Bryce Canyon“ genannt. Wer den Bryce kennt wird vermutlich etwas enttäuscht sein, weil Cedar Breaks doch deutlich kleiner ist und weniger dieser skurrilen Gesteinsformationen hat, die in der Indianersprache „Steine wir Soldaten, die in Teig gebacken sind“ (oder ähnlich, es finden sich im Internet immer wieder verschiedene Benennungen) genannt werden.
Diese Enttäuschung ist aber aus unserer Sicht eigentlich unbegründet, denn Cedar Breaks wartet mit anderen Highlights auf: Zum Beispiel die Ruhe und Abgeschiedenheit. Gerade einmal eine Handvoll Besucher verteilen sich auf Visitor Center und dem Haupttrail. Und die Bäume haben hier ihren Reiz, von denen Cedar Breaks auf seinen Namen hat: „Cedar“ sind die Bäume, die hier wachsen und „Breaks“ bezeichnet die Abbruchkante, an denen der Baumbestand endet und es in die Tiefe geht. Die Bäume sind übrigens sehr skurril, fast schon wie Skulpturen und außerdem sehr alt. An einem der ältesten Bäume überhaupt werden wir noch gelangen, doch dazu später.

Wir entscheiden uns für den Ramparts Trail, den man in einer 4-Meilen-Loop bis zum Ramparts Overlook erwandern kann, oder verkürzt als 2-Meilen Loop bis zum Spectra Point. Wir entscheiden uns für die längere Variante. Der Trail führt eng am Rim entlang und bietet immer wieder spektakuläre Blicke auf die Steinskulpturen. Der Himmel ist bedeckt und hemmt das Licht somit leider etwas daran, sie hellrot erstrahlen zu lassen. Der Weg ist gut ausgebaut und führt wie bereits erwähnt am Rim entlang, aber überwiegend durch bewaldete Abschnitte. Das Waldsterben ist auch hier deutlichst zu erkennen. Viele umgefallene Bäume, die sich im Wald befinden, untermauern diesen Eindruck.

Der Weg führt immer wieder hoch und runter. Obwohl die Wegbeschreibung von „steil“ spricht sehen wir die Hügel eher gemäßigt, was aber nichts an ihrer Schwierigkeit sie zu gehen nimmt: Der Trailhead liegt gut 120 Meter höher als der Zielpunkt Ramparts Overlook. Was uns aber neben der spektakulären Aussicht den Atem verschlägt ist die Höhe. Wir befinden uns auf 3.300Meter und hier merkt man schon, dass die Luft dünner wird. Das sind zwar bei weitem kein Himalaya-Niveau, aber für Menschen, die 11 von 12 Monaten auf einer Höhe von 50 Meter ü.M. Leben sind 3.000Meter und mehr schon entsprechende Hochgebirgserfahrungen. Dementsprechend schnappen die wenigen Wanderer, die uns entgegenkommen, ziemlich laut nach Luft und lassen uns schon auf den Rückweg einstimmen.

Nach einer Meile erreichen wir den Spectra Point, der noch in etwa der Höhe des Trailheads entspricht. Und hier steht auch der bereits angesprochene Baum, dessen Alter auf etwa 1600Jahre bestimmt wird. Teile von ihm scheinen bereits abgestorben zu sein, andere sind noch topp in Schuss. So ist das eben im Alter. Er macht eine besonders skurrile Figur und steht mir erst mal ausgiebig Model für meine Fotos. Alt werden heißt nicht unbedingt hässlich werden, sondern eher interessant, skurril, vielleicht auch etwas seltsam ;-)

Nach diesem Shooting geht es eine Meile weiter zum Trailende und hier geht der Weg deutlich runter. Er führt nun auch gelegentlich abseits des Rims komplett durch den Wald. Nach einiger Zeit erreichen wir den Ramparts Overlook. Hier herrscht ein starker Wind und während ich bisher bei angenehmen Temperaturen ohne Jacke herumlaufen konnte, muss ich sie nun doch anziehen.

Ein nettes amerikanisches Ehepaar, mit denen wir uns typischer weise gegenseitig fotografieren, erkundigt sich, wo wir herkommen, was wir brav beantworten. Der Amerikaner lacht und sagt, vorhin hat der Kanadier getroffen, eben welche aus London und nun uns aus Deutschland. Er fragt sich, ob es hier überhaupt noch Amerikaner gibt.

Wir übernehmen den Rastplatz der Amerikaner für kurze Zeit und nach ein paar Nüssen geht es zurück in Richtung Trailhead. Der Rückweg verläuft weniger schwierig als befürchtet, obwohl wir am Trailende im Vergleich zum Trailhead gut 120 Meter abgestiegen sind. Trotzdem schnaufen wir nicht weniger als die Hiker, die uns auf dem Hinweg entgegen a. Was uns hilft ist eine andere Atemtechnik. Vor Jahren haben wir beim Besteigen des 4.000er Wheeler Peak den Fehler gemacht, aufgrund der dünneren Luft schneller zu atmen. Stattdessen atmen wir jetzt genauso schnell wie normal aber wesentlich tiefer und das funktioniert ganz gut.

Wir fahren nun nicht die selbe Strecke zurück sondern unser Weg führt uns in Richtung Cedar City. Dabei kommen wir zufällig durch den Ort Brian Head, das offensichtlich ein Ski-Ort ist. Neben vielen Ski-Liften und typischen Hotels, die in ihrer Bauweise auch in den Winterskigebieten Österreichs vorkommen könnten, gibt es sogar ein Hotel namens Edelweis. Und das diesjährige Oktoberfest findet kommende Woche statt, was immer dort dann auch geboten wird.

Weiter geht es nach Cedar City, wo wir eine kurze Snack- und Internetpause beim Mc. Donald`s machen. Anita fährt auf dem Freeway 80 Meilen, und das ganz legal. Zu unserer Überraschung ist das Tempolimit tatsächlich auf 80 Meilen begrenzt, das haben wir in den USA noch niemals gesehen geschweige denn gefahren. Nach einigen Meilen wissen wir warum, denn hier erscheint ein Schild, dass nun das Ende der Versuchsstrecke naht. Offensichtlich wird hier auf einem längeren Stück ausprobiert, was passiert, wenn die bisherige Höchstgeschwindigkeit auf den Freeways von 75 Meilen/Stunde angehoben wird.

Die nächste Station ist der Walmart bei Hurricane, wo wir für unser heutiges Picknick mit Lagerfeuer einkaufen.

Das machen wir dann auch in aller Gemütlichkeit bei knisterndem Feuer, bevor es dann schnell ins Bett gehen.

Fazit: Der heutige Tag hat sich auch ohne Angels Landing gelohnt. Cedar Break hat uns hervorragend gefallen, insbesondere, weil es in keinster Weise überlaufen ist.



Also dann, gute Nacht !!!




07.09.2012:

Nicht jeder zeltet im Zion National Park um in den Bryce Canyon National Park zu fahren. Wir schon ! Nachdem wir uns gegen die Narrows entschieden haben ist heute eine prima Gelegenheit, einen Hike aufzunehmen, den wir schon seit vielen Jahren (noch einmal) machen wollten. Und so stehen wir um 6Uhr auf und fahren kurz vor sieben los. Der Bryce Canyon ist etwa 80 Meilen Fahrtstrecke entfernt und nach knapp zwei Stunden stehen wir schon am Trailhead. Wir haben uns für den „Weltbesten 3-Meilen-Hike“ entschieden, so steht es zumindest in der Park-Zeitung, nämlich die Kombination aus dem Queens Garden Trail und der Navajo Loop. Das Auto lassen wir am Sunrise-Point stehen und steigen dann recht schnell ab in die Tiefe um hier zwischen den aus Stein geformten Skulpturen hindurchzuwandern. Ich glaube, wir haben noch an keiner Stelle in den USA eine solche Dominanz der deutschen Sprache erlebt. Und wenn nicht deutsch gesprochen wird, dann schweizerisch oder österreichisch. Selbst am Grand Canyon oder anderen Hochburgen des Tourismus ist uns das noch nicht so aufgefallen wie hier am Grand Canyon.
Mit Beginn der Navajo Loop ändert sich auch das Gebiet. Wir durchqueren ein Stück Wald. Hier fehlte es einigen Wandern offensichtlich an den Steinskulpturen, denn an einem Stück stehen sicherlich an die 200 kleine Skulpturen, gebaut aus aufeinander gelegten Steinen und Steinchen. Sogar auf den Ästen einiger Bäume findet man hier diese Steinmännchen.
Interessant wäre zu wissen, wie es dazu kam. Vermutlich haben mal zwei oder drei Wanderer damit angefangen und dann hat sich eine Eigendynamik entwickelt, der man sich kaum entziehen kann. Genau, man ahnt es schon. Wir basteln natürlich auch einen Steinmann, wobei ich aber zugeben muss, dass er weder besonders originell noch besonders groß oder gar spektakulär ist. Nur gut, dass wir keine Architekten geworden sind.

Nach dem Waldstück geht es wieder zu den Rocks und hier führt der enge Weg durch die sog. Wallstreet. Einzelne Bäume haben es geschafft, in diesen Slot Canyons hoch zu wachsen. Danach geht es aus der Tiefe in Serpentinen steil nach oben. Und hier wird uns bewusst, dass wir in den letzten Tagen offensichtlich doch eine gute Kondition erworben haben. Eine ganze Reihe von durchaus auch jüngeren Hikern kämpfen mit der Luft und schnaufen wie Dampfmaschinen. Zwar kommen wir auch etwas außer Atem aber im Vergleich mit einigen anderen schlagen wir uns mittlerweile doch ganz gut.

Die Loop endet am Sunset Point, von wo aus es etwa noch eine halbe Meile direkt am Rim zum Sunrise Point geht, wo unser Auto steht. Nach gut 2,5 Stunden haben wir für den Hike gebraucht, einschließlich unzähliger Fotostopps. Der Hike hat uns und insbesondere mir etwas gebracht: Lust auf mehr Bryce. Im Gegensatz zu mir ist Anita ja ein großer Anhänger des Bryce. Ich assoziierte mit ihm eher Massen-Tourismus, Kühle usw. Gut, der Tourismus bleibt aber wir können ja mal im Hochsommer dort hin und wie mir die Park-Zeitung sagt, gibt es eine Menge, auch schwierige Trails zu laufen. Also setzen wir ihn doch nach langer Zeit mal wieder auf die Todo-Liste.

Übrigens Parkzeitung: Weder im Grand Canyon noch im Bryce Canyon haben wir das Hochglanzprospekt erhalten, das es seit Jahrzehnten gibt. Offensichtlich wird aus ökologischer und/oder ökonomischer Sicht drauf verzichtet. Einerseits gut, andererseits war die darin abgedruckte Map immer sehr gut zu lesen und sinnvoll.

Ein Besuch des Generalstore am Sunset Point sowie im Ruby Inn sind ja fast schon obligatorisch. Aber außer einer Brezel und kalten Getränken bietet sich uns heute nichts.

Hiernach geht es wieder zurück, durch den Zion National Park hindurch zum Kolob Reservoir. Wir wissen nicht, was sich dahinter verbirgt, sind aber neugierig. Die Straße, die von der Kolob Terrace in dem Ort Virgin abgeht, führt vorbei an einigen Trailheads, die wir aus alten Zeiten kennen: Trailhead zur Subway und Lava Point, der Trailhead zum West Rim Trail. Doch wir fahren weiter. Die Straße ist asphaltiert und gut ausgebaut aber sehr einsam. Mehrere beeindruckende Farmen liegen links und rechts des Weges. Und nach langer Zeit, leider haben wir nicht auf den Tacho geachtet, kommt endlich das Kolob Reservoir in Sicht. Es handelt sich um einen großen See vor einer schönen Bergkulisse, aber das war es auch schon. Ein Boots-Slip, ein paar Restrooms und ein nicht asphaltierter Weg, der den See offensichtlich umschließt. Mit einem 4x4-Wagen hätten wir diesen Weg sicherlich befahren aber mit unserm Cabrio lassen wir das lieber.

Verschieden Schilder zu Beginn der Straße lassen darauf schließen, dass dies ein beliebter Treffpunkt für Angler ist. Außerdem steht hier am See ein großes Hinweisschild, dass man Boote und Equipment unbedingt intensiv reinigen soll, da sich auch hier eine parasitäre Muschelart angesiedelt hat, vor der bereits an anderen Seen gewarnt wird.

Nach einiger Zeit geht es zurück in den Zion, wo Anita im Visitor Center ihren üblichen Collector-Stempel abholt. Anschließend kaufen wir beim Sol Food in Springdale für unser Abendessen auf der Campsite ein Die Preise hier sind „gesalzen“, die monopolistische Stellung wird richtig ausgenutzt. Während ich die hohen Preise auf der Phantom Ranch aufgrund der schwierigen Transportmöglichkeit, dass alles mit Mulis runter getragen wird, gut nachvollziehen kann, ärgert mich das Vorgehen hier schon. Mit dem Resultat, dass uns ja doch nichts anderes übrig bleibt, als hier zu kaufen. Sogar die Tankstelle in Springdale ist mit einigen Artikeln preiswerter.
Erwähnen muss ich einfach einen Preis, der uns sehr präsent ist, auch wenn wir ihn weder hier noch zuhause kaufen: Ritter-Sport-Nougat: $5,25 (Nein, kein 10er Paket sondern eine Tafel mit 100g)

Auf der Campsite lassen wir es uns dann bei Salat, Brot und Obst und einem gemütlichen Lagerfeuer gutgehen. Die Nacht verspricht warm zu bleiben, weshalb wir unser Zelt wieder auf möglichst viel Durchzug einstellen.

Gute Nacht !

8.9.2012:

Heute haben wir einen freien Tag und so stehen wir erst gegen 7:30Uhr auf und beginnen das Zelt aufzubauen. Das ist jetzt mal kein Denk- oder Tippfehler. Wir bauen unser Trekking-Zelt auf, um es zu trocknen und zu säubern.Denn heute wollen wir Equipment-pflege betreiben, zumindest was unsere Trekking-Ausstattung angeht.
Wir lassen es aufgebaut und fahren gegen 10:30Uhr mit dem Shuttle vom Visitor Center über den Scenic-Drive durch den Zion bis zur Zion Lodge, wo wir eine Kleinigkeit essen bzw. trinken. Auch der Gift-Shop muss herhalten aber außer einem originellen Kugelschreiber als Mitbringsel werden wir nicht fündig. Es geht weiter mit dem Shuttle und auf dem Rückweg halten wir nochmals an der Zion Lodge an. Es ist für uns fast schon Tradition, auf der Wiese unter dem großen Baum zu picknicken. Vorhin ging das nicht, weil der Rasen gemäht wurde aber jetzt ist viel Platz. Wir bleiben bestimmt eine gute halbe Stunde hier und es ist interessant zu beobachten, wie sich die Wiese allmählich füllt. Jeder isst, trinkt, schleckt, raucht oder knutscht an irgendwas rum. Es ist wirklich eine kleine Oase mit einem unbeschreiblich schönem Panorama.

Es geht zurück mit dem Shuttle, aber an der Canyon Junction steigen wir aus und gehen die restlichen 2 Meilen über den Parus-Trail zu Fuß. Das ist ein Trail, der für Fußgänger und Fahrradfahrer vor einigen Jahren angelegt wurde, und den wir auch schon per Fahrrad erkundet haben.

Die Luft ist mit 38Grad im Schatten ziemlich heiß und die Sonne brennt hier auf dem offenen, schattenfreien Trail ziemlich. An der Site angekommen verziehe ich mich schnell ins Zelt, denn ich hab wahnsinnige Kopfschmerzen. Anita diagnostiziert vermutlich einen kleinen Sonnenstich. Ich entgegne: „Dann hast du es ja jetzt offiziell“.
Nach einiger Zeit geht es wieder und wir beschäftigen uns weiter mit der Equipment pflege und dem Verstauen unserer Trekkingausrüstung, die wir morgen auf dem Weg ins Death Valley im Storage auslagern werden. Dabei sortieren wir schon mal die Ausrüstung weitgehend unter dem Gesichtspunkt, im nächsten Jahr gleich wieder mit einer Trekkingtour zu starten. Dabei wissen wir derzeit überhaupt noch nicht, wann wir wo hin fahren werden und was wir machen.

Den Abend verbringen wir wieder am Lagerfeuer mit einem kleinen Snack vom Sol Food. Wieder gibt es Obst, Salat und Joghurt und 1 Milliarde Sterne über uns. Und so geht es nach einiger Zeit ins Zelt zu unserer letzten Zeltnacht in diesem Urlaub.

Gute Nacht !



9.9.2012:
Gegen 7:00Uhr „Utah-Zeit“ geht die Sonne auf und wir beginnen unser großes Zelt abzubauen und das restliche Equipment zu pflegen. Trotz dieser Arbeiten sind wir gegen 8:15Uhr abmarschbereit in Richtung Death Valley. Unser erster Stopp ist in Hurricane zum Frühstück bei Mc. Donald`s , zweiter Stopp dann in St. George beim Walmart um Getränke aufzufüllen, Mitbringsel zu besorgen und ein Auge auf eine Kamera zu werfen ;-) .

Weiter geht es zum Storage in Las Vegas um dort die Backpacks und die restliche Trekking-Ausrüstung, die wir im Death Valley nicht mehr brauchen, auf die Schnelle zu verstauen. Wir cruisen über den Strip und stellen fest, dass einige Baustellen immer noch brach liegen: Z.B. das Gelände des Frontiers, das vor einigen Jahren zum Rekordpreis von weit über eine Milliarde(!) Dollar verkauft wurde. Die Baustelle auf dem Gelände des ehemaligen „Stardust“ ist ebenfalls stillgelegt. Hier sollte das Echolon Resort entstehen.


Aber wenisgetns ist in unserem Storage Leben: das Equipment ist in wenigen Minuten verstaut und alles wieder verschlossen. Es geht weiter in Richtung Death Valley, allerdings halten wir Pahrump: Walmart – Mc. Donald`s – Walmart.
Das klingt ungewöhnlich! Im Walmart kaufen wir noch mal Mitbringsel und ich werfe ein zweites Auge auf eine Kamera, beim Mc.Donald`s recherchiere ich im Internet nach dieser Kamera und beim weiteren Walmart-Besuch werfen wir kein Auige mehr auf die Kamera sondern kaufen sie.

Unterwegs wird gleich fleißig „geknipst“, ausprobiert und Fragen aufgeworfen.


Das Eingangsschild zu Death Valley, an dm man üblicherweise ein „We cwere here“-Foto schießt, ist im Moment von vier Franzosen belegt. Brav warten wir, weil diese Shootings aus Rücksicht auf Wartende in der Regel sehr kurz gehalten werden. Wir stauinen aber nicht schlecht über deren Ruhe un Gelassenheit: Sie posieren in unterschiedlichen Konstellationen, klettern dabei immer w9eder auf das Schild und lassen sich alle Zeit der Welt. Ich sage noch zu Anita dass ich im umgekehrten Fall nicht diese Ruhe hätte, was sie aus ihrer Sicht bestätigt. Überhaupt haben wir das noch niemals erlebt. Das ganze gipfelt dann noch darin, dass die Männer auch noch wild in die Gegend urinieren...
Wir sind über solches Verhalten doch unangenehm überrascht.


Je näher wir Death Valley kommen desto höher steigt die Temperatur. Wir staunen nicht schlcht, als das Thermometer in der lnggezogenen Senke zwischen Furnace Creek und Stovepipe Wells auf 120Grad steigt, das sind in Celsius 48Grad (!). Diese Temperaturen hatten wir früher nur im Juli oder Anfang August, nicht aber Mitte September.

Gut aufgeheizt kommen wir in Stovepipe Wells an, wo wir diesmal wieder ein Zimmer der etwas besseren Kategorie reserviert haben, da wir im letzten Jahr bei den einfacheren Zimmern zweimal etwas Pech hatten. Wir sind nicht die einzigen, die genau jetzt einchecken wollen. Die Lobby, die sowieso nicht allzugroß ist, quillt im Moment mit einem Dutzend Leute über. Da Anita die Reservierung vorgenommen hat flüchte i9ch von der kühlen Enge der Lobby in die brütende Weite nach draußen und erkunde, was es Neues gibt. Nach einer guten Viertel Stunde ghe ich wiede rein und stelle fest, dass Anita immer noch nicht dran ist, da im Gegensatz zur Nachbarschlnge ihre Schlange durch fünf Italiener blockiert wird, die allerlei Schwierigkeiten mit dem Einchecken haben. Einige wollen wohl bar zahlen, die anderen mit Kreditkarte, dann gibt es bei der Barzahlung Schwierigkeiten, weil si nicht die rihtigen Scheine finden und außerdem konnte vorher die Reservierung nicht gfunden werden, weil man sih unsicher war, auf welchen Namen die Reservierung lautete.
Es folgen weitere Fragen bis der Mitarbeiter n der Rezeption die Gruppe dann zwar lächelnd freundlich aber doch bestimmt abwimmelt mit dem Hinweis, dass jetzt alles geklärt ist und si nur noch uf die Zimmer gehen müssen.

Der Mitarbeiter entschuldigt sich bei uns, wie es typisch für die Freundlichkeit er Amerikaner ist. Damit er nicht alles von vorne erklären muss sag ich ihm, dass wir schon oft hier waren und uns weitgehend auskennen, wa bei ihm auf Freude stößt.

Diesmal sind wir nicht im Gebäude der Roadrunner sondern bei der „49er“, mit „Dune View“, also mit Blick auf die Wüpste bzw. Dünen. Unser erster Gang gilt der Dusche und dann geht es los nach Panamint. Das sind ca. 30 Meilen und wer unsere letzten zwei oder drei Reiseberichte kennt weiß, weshalb wir dort hin wollen. Es ist nicht nur das Motel, das in dem Film „Death Valley“ zentraler Drehort war, sondern das angeschlossene Restaurant, in dem man bei angenehm warmen Temperaturen auf der Veranda essen kann. Wieder gibt e für mich, und diesmla erstmalig auch für Anita, deren berühmten „Blue Cheese Burger“; also ein typischer frischer Hamburger, jedoch mit einem Blauschimmelkäse. Wie nbereits mehrmals berichtet ein „Must Do“ für mich.

Nach diesem Festmahl geht es wieder zurück nach Stovepipe Wells und dort an den Pool. Es ist auch jetzt noch weit über 40Grad und das Wasser im Pool gefühlsmäßig nicht viel kälter. Tatsächlich, es it wirklich warm und bietet kaum Erfrischung. Der Wind, der einem nach dem Verlassen des Pools sonst mal kurzzeitig frösteln lässt, heizt heute mehr als er kühlt. Das ist schon ungewöhnlich.
Was uns sonst noch auffällt ist, dass auf der Oberfläche sehr viele Insekten schwimmen, die um ihr Leben kämpfen bzw. bereits verendet treiben. Da die Anlage in der Regel immer sehr gepflegt ist wundert uns das .

Und noch etwas fällt uns auf: Die Außenanlage wird nun spärlich von sparsamen aber eiskalten LED-Lampen illuminiert. Vorbei ist die Zeit, wo alle paar Meter gelbe Lampen die Motelgebäude erleuchtet haben, was einfach immer wieder ein tolles Foto ergab. Aus ökologischer wie ökonomischer Sicht natürlich sinnvoll gibt das ganze trotz mehrerer Versuch von mir einfach kein gutes Motiv mehr her.

Wir surfen abwechselnd im Wasser und im Internet und verschwinden dann aber bald im Zimmer, mit dem wir erwartungsgemäß sehr zufrieden sind.

Gute Nacht !





10.09.2012:

Es hat gewissen Kommunikationsprobleme gegeben, weshlalb uns nicht der Wecker sondern der Zufall bzw. die Sonne geweckt hat. Am North Rim hatten wir uns zwangsläufig mal wieder einen Wecker zulegen müssen, nachdem Anitas Akku im Handy schwächelte und wir wegen der Hikes unbedingt in der Nacht wach werden mussten.

Als ich gestern das Gepäck ins Zimmer trug bimmelte er, weil er eine 12 Stunden Analoganzeige hat, genau um 5Uhr, also 17Uhr. Weil er nervte habe ich ihn abgeschaltet. Anita wiederum hat den Wecker gestern Abend weder angeschaltet noch verstellt, weil die Weckzeit ja o.k. War...

Lange Rede kurzer Sinn: Macht nichts, weil wir ja heute einen „freien“ Tag haben. Zwischen 8 und 9 Uhr verlassen wir die Zimmer und staunen nicht schlecht: Es ist ungewöhnlich diesig, was aber wohl an dem vielen Sand in der Luft liegt, den der Wind hochgeblasen hat liegt. Wir fahren zunächst nach Furnace Creek um „auf unserer Bank“ vor dem Store was zu trinken. Danach fahren wir zum Kiosk, einer Sitzgelegenehit mit angeschlossenen Restrooms an der Kreuzung zu Scottys Castle. Hier machen wir, wie so oft, mal wieder einige Aufnahmen, die wir noch für unsere spätere Diashow benötigen. Dabei kommt ein Wagen auf uns zu, dessen Fahrer uns etwas umständlich nach dem Weg zu den „Racing Stones“ fragt. Ich identifiziere ihn als Deutschen, so dass wir uns auch auf Deutsch unterhalten können, was ihn sichtlich erleichtert.Er meint „Race Track“, also die berühmten und geheimnisvollen Steine, die auf der Playa über die Jahre wie von Geisterhand verschoben werden und eindeutige Spuren hinterlassen. Bis heute ist nach unserem Wissen immer noch nicht genu geklärt, wie dies funktioniert. Angeblich hat noch niemand dieses Wandern live beobachtet.
Nachdem wir ihm en Weg, die Entfernung und vermutliche Fahrtzeit beschrieben haben, entscheiden er und seine Freundin, das lieber auf das nächste Mal zu verschieben und stattdessen mit Badwater vorlieb zu nehmen.

Nach dem Shooting geht es zurück nach Stovepipe Wells und wieder an den Pool. Die Sonne brennt auch heute aber gefülhlsmäßg nicht so stark wie gestern, was vermutlich an der Luft liegt, die auch jetzt noch diesig ist. Am Himmel zeigen sich zu den Seitentälern hin große und für hier ungewöhnliche Wolkentürme. Auch die Temperaturen sind heute „gemäßigt“, statt 48Grad Spitzenwert werden es heute „nur“ 44Grad.
Es klingt unglaublich aber wir bilden uns ein, diese wenige Grade Unterschied zu spüren.

Und bald schon ist Essenszeit und wieder geht es nach Panamint zum Essen. Übrigens wird auch hier der „Tip“, also das Trinkgeld bzw. Bedienungsgeld automatisch mitberechnet, und zwar mit 15%. Vermutlich gab es genügend unwissende Touristen, die das in den Staaten übliche Trinkgeld nicht oder nicht im ausreichenden Maße gegeben haben.

Hier auf der Veranda gemütlich sitzen zu können genießen wir über alles. Es ist einfach eine Idylle oder sagen wir besser eine Oase in der Wüste. Das einzige, was stört, sind eine Millionen kleine Fliegen, die sich auf Beine, Arme, Kopf und gelegentlich auch aufs Essen setzen wollen. Na ja, eigentlich sind es vermutlich nur fünf oder zehn, aber die sind so penetrant, dass sie einem wie Millionen vorkommen. Sie landen schneller als man sie verscheuchen kann, wobei verscheuchen der falsche Ausdruck ist. Sie heben kurz ab, um sich in Bruchteil von Sekunden wenige Zentimeter weiter wieder zu setzen.

So sind lso Anita, ich und die eine Millionen Fliegen den Abend über gut ausgelastet.

Irgendwann geht es dann zurück nach Stovepipe Wells und dort.....richtig!----wieder an den Pool.

Unterwegs begegnen wir wieder dem „Audi-Kampfgeschwader“, d.h. die neuen Modelle werden hier im Death Valley unter heißesten Bedingungen getestet. Da ich mich mit Autos nur bedingt auskenne, sagen mir diese Modelle wenig. Sie werden kaum getarnt aber um so besser bewacht. Getrant hingegen wird ein SUV, vermutlich ein Range Rover. Er ist überall mit weißen Flecken beklebt um somit die Konturen für die Erlkönig-Hunter zu verschleiern und auch beim kürzesten Abstellen sofort mit einer Plane bedeckt.

Und dann endet auch bald schon der letzte Tag in der Wüste, in der Natur, in der Abgeschiedenheit....

Denn morgen geht es nach Vegas zurück !

So long!


14.09.2012:

Wir sitzen hier im neuen Terminal 3 des Las Vegas International Airports und warten darauf, abgefertigt zu werden. Die letzten drei Tage waren so ereignisreich, dass ich nicht dazu gekommen bin, sie aufzuzeichnen. Daher hier in Kurzform:

11.9.2012:

Wir checken früh aus und sind um 8:00Uhr schon auf der Piste.

Traditionsgemäß fahren wir die längere Strecke um bei Badwater kurz für ein Foto zu stoppen und um nachzusehen, ob sich etwas getan hat.

In Pahrump die übliche Prozedur: Tanken, KFC (Kentucky Fried Chicken), Walmart, Weiterfahren nach Vegas

Kurz vor Vegas beginnt sich der Himmel stark zu bewölken und es beginnt zu regnen. Erst ganz leicht, dann stärker und dann wie aus Kübeln. Die gestern im Wetterbericht angekündigte „Flashflood“ setzt ein. Straßenränder aber auch Straßen und insbesondere die Kreuzungen stehen innerhalb von Minuten vollständig unter Wasser. Teilweise steht es so hoch, dass die Reifen komplett versinken. Wir können nicht weiterfahren vor Regen und stoppen auf einem Parkplatz in der Nähe des Strips.















Nach längerer Pause und nachlassendem Regen surfen wir in Richtung Storage, wo bei wir Glück haben. Genau vor unserem Storage-Gelände ist der rechte Fahrtstreifen etwas angehoben, so dass wir mit unserem Auto gut auf das Gelände kommen. An anderen Stellen hätten wir (fast) schwimmen müssen.

Unser Storage liegt in der ersten Etage und das beruhigt. Tatsächlich ist der Hof zwar leicht geflutet aber befahrbar und unser Storage trocken.

Vom Ende der Sintflut und jetzt ist eine gute Stunde vergangen und außer nassen Straßen sieht man nichts mehr von dem Unglück. Mittlerweile ist durch die Flashflood und unsere Zwangspause so viel Zeit vergangen, dass wir schon in unserem Tahiti einchecken können. Empfang, Mitarbeiter und da Two-Bedroom-Ensemble alles topp, doch leider hat unsere Bitte bei der Reservierung nach einem Zimmer „Pool Side“ diesmal keine Früchte getragen. Aber immerhin ist es ein Zimmer in der dritten Etage in der Nähe des Aufzugs mit (eingeschränktem) Strip View.
Während Anita die Schmutzwäsche durch Waschmaschine und Trockner jagt packe ich schon mal die Koffer.Wir belohnen uns mit einem Essen bei Dennys und einem entspannten Cruisen über den Strip, bevor es dann zurück ins Hotel und ins Bett geht.

Nachtrag: Im Fernsehen wurde am Abend ausführlich über die Flashflood, die leider auch ein Menschenleben gekostet hat. Die Flut hat einen Baggerfahrer mitsamt seinem Bagger weggespült. Der Fahrer wurde am nächsten Tag 5 Meilen entfernt tot geborgen.



12.09.2012:

Shopping-Tag für uns bzw. für die, denen wir etwas mitbringen sollen!


Das Continental-Frühstück des Hotels (Kaffee, kleines Gebäck und Apfel) nehmen wir um 8:30Uhr am Pool ein. Der Himmel ist knackig blau, keine einzige Wolke erinnert an das, was gestern passiert ist.

Gestärkt geht es ans Shoppen: REI (Outdoorausrüster), BASS (Outdoorausrüster), , Las Vegas Premium Outlets, Walmart (mal wieder) und dann geht es zurück ins Hotel an den Pool. Nach einigen Runden durch den Pool, dem Whirlpool und mächtig viel Sonne auf der Haut machen wir uns wieder auf den Weg zum Strip. Doch zwischendurch staut sich der Verkehr, die Tropicana zwischen I-15 und dem Strip ist komplett gesperrt: Weder ein Auto noch ein Fußgänger ist zu sehen. Wir müssen einen großen Umweg fahren um in Richtung „Las Vegas Welcome“-Schild zu gelangen, wo ich mal wieder für unsere Diashows ein paar Bilder „knipsen“ möchte. Der Grund für die Vollsperrung erschließt sich uns nicht.

Zurück auf dem Strip ist sie plötzlich, genauso schnell wie sie gesperrt wurde, wieder offen. Am „Welcome“ -Schild schieße ich ein paar Fotos, wobei mir eine große startende Maschine mit einer ungewöhnlichen Lackierung ins Auge stößt. Mein Verdacht, um welche Maschine es sich handelt, ist so abwegig, dass ich ihn gleich zur Seite schiebe. Doch am Abend sehe ich im Fernsehen, dass ich richtig lag. Es war die Airforce-One, also die Maschine des Präsidenten. Obama war zu einem Wahlauftritt in Vegas. Und nun erklärt sich auch die Vollsperrung, die der Sicherheit diente.

Das ist nun das zweite Mal, dass wir die Airforce-One sehen. Beide Male in Vegas. Beide Male zu einer Wahlveranstaltung. Damals war es Bush, diesmal Obama.

Wir erkennen: Präsidenten kommen und gehen, Anita & Hartmuth bleiben ;-)

Wir cruisen noch ein wenig durch die Stadt, landen irgendwann wieder am Pool und dann auch wieder im Hotel. Alles geht so schnell !



13.09.2012: Ein Tag, an den wir lange denken werden!!!

Wir stehen wieder recht früh auf- aber natürlich nicht so früh wie im Backcountry. Das einfache Frühstück am Pool hat uns gefallen und so genießen wir die Kleinigkeiten am Pool in „unserer“ Ecke. Das sind zwei Liegen,.die unter Palmen stehen. Sie stehen weitgehend im Schatten und werden daher wohl von anderen gemieden. Da wir -außer auf unseren Hiking-Tours- bei unseren Poolaufenthalten eher zu den Schattenanbetern als zu den Sonnenanbetern zählen ist das ideal. Überhaupt. Die Pool-Anlage ist wirklich nicht riesig, aber das Hotel insgesamt so überschaubar, dass sich höchstens eine Handvoll Leute hierhin verirren. Ideal, um unsere neue Kamera ausprobieren und einige Sprünge in den Pool in Zeitlupe zu dokumentieren.

Gegen Mittag fahren wir wieder in Richtung Strip, parken im Harley Davison Cafe-Parkhaus, fotografieren ein wenig auf dem Strip, Anita shoppt Mitbringsel und dann essen wir wieder im Harley Davidson Cafe unsere üblichen Chicken Strips, gebacken in einer Cruste auf Cornflakes. Einige Tiche weiter sitzt eine junge Frau in einem tollen Kleid. Da mir heimliches Fotografieren nicht bzusagt, spreche ich sie beim Verlassen des Restaurants an und bitte sie, sie fotografieren zu dürfen. Dem stimmt sie sichtlich erfreut zu....






Langsam cruisen wir wieder zum Hotel und zum Pool. Doch irgendwann reicht es uns mit dem Sonnen (wenn auch im Schatten) und wir stellen fest, dass es noch etwas beim Walmart gibt, dass wir zwar nicht unbedingt haben MÜSSEN, aber gerne HÄTTEN. Also fahren wir wieder zu unserem typischen Walmart. Doch die Duftwässerchen,. Die ich haben möchte, sind „Out of Stock“. Wir überlegen kurz, was wir machen sollen, und beschließen, einen anderen Walmart anzufahren, was zu unserem Schicksal wird.....


An dieser Stelle muss ich etwas loswerden. Ich haben am Anfang des Urlaubs Anita zu meinem großen Bedauern gesagt, dass ich mit Erleichtrung feststelle, dass wir in den letzten Jahren keine größeren Autounfälle mehr gesehen haben. (Wir hatten vor einigen Jahren ein Urlaub, in dem wir mehrmals mit heftigen Unfällen konfrontiert wurden, wenn auch zum Glück ohne eigene Beteiligung)

Wenige Stunden, nach dem ich das sagte, verunglückte vor uns der erwähnte Motorradfahrer.

Was ich bis jetzt nicht geschrieben habe ist, dass es noch zwei weitere Unfälle gab, die unmittelbar vor uns passierten, noch bevor die Hilfskräfte eingetroffen waren.

Auf dem Weg ins Death Valley auf dem Highway überschlug sich ein PKW mehrmals

und am selben Tag abends auf dem Weg von Panamint nach Stovepipe Wells verlor ein Fahrer mit seinem Wagen und einem großen Campinganhänger die Kontrolle. Wagen und Anhänger lagen quer zur Straße auf der Seite umgekippt.

Man darf solche Aussagen einfach nicht treffen, sie bringen nur Unglück !



Und dann trifft es uns wie ein Schlag aus heiterem Himmel bzw. uns selbst:

Gleich vorweg: Uns geht es gut, uns ist -im Gegenatz zu allen anderen- nichts passiert, wir haben einfach nur riesiges Glück gehabt und danken dem, der uns hier beschützt hat.

Die Einzelheiten folgen später...




Der rechte Wagen ist unser....






Folgendes ist passiert: Anita hält mit dem Wagen ordnungsgemäß an einer roten Ampel in der ersten Reihe. Naben uns hält eine Frau mit ihrem Wagen. Ich habe Anita immer darauf hingwiesen, sie soll mit dem Wagen bis zur Haltelinie vorziehen. Weil sie aber klein ist und das vordere Ende der tiefgezogenen Wagen schlecht sehen kann, passiert es schon, dass sie zu früh anhält. Ab heute werde ich ihr niemals mehr sagn, dass sie weiter nach vorne fahren kann. Denn das hat uns vor größerem Schaden geschützt.



Auf der entgegengesetzten Straßenseite zieht ein Geländewagen mit überhöhter Geschwindigkeit an der Wartenden vorbei, überfährt die rote Ampel und kollidiert mit dem Wagen einer Frau aus dem querenden Verkehr.

Die kollidierenden Wagen werden auseinandergeschleudert mit dem Effekt, dass der Wagen der Frau um 90 Grad rechts auf die Hauptstraße geschleudert wird und der Geländewagen auf uns uns zu katapultiert wird. Erneut laut krachend bohrt sich der Geländewagen erst in unseren Nachbarn und dann in unseren Mustang.
Mir gegenüber auf der Beifahrerseite wäre ein Mensch fast aus dem geöffneten Fenster herausgeschleudert worden. Was ich zunächst als Beifahrer identifiziere ist in Wirklichkeit der nicht angeschnallte Fahrer, den es vom Fahrersitz auf den Beifahrersitz gedrückt hat.

Während Anita sich sofort darum bemüht, dass jemand der herannahenen Helfer Arzt und Polizei ruft, renne ich zu den Beteiligten um nachzuschauen, ob jemand Hilfe benötigt.

Lange Rede kurzer Sinn:

4 Autos, 5 Beteiligte und es zeigt sich, dass Anita und ich die einzig vollständig Unverletzten sind.
Der Unfallverursacher ist stark alkohilisiert und blutet ziemlich im Gesicht. Aber zum Glück nichts Dramatisches.
Die Dame aus dem querenden Verkehr macht zunächst einen völlig unversehrten Eindruck, später quälen sie aber dann doch Rippen- und Nackenschmerzen.
Am Schlimmsten hat es zu unserer Überraschung die Dame in unserem Nebenwagen erwischt. Die wurde von der sehr schnell vor Ort anwesenden Feuerwehr aus dem Wagen geholt und ins Krankenhaus transportiert.

Und wir zwei: Wie durch ein Wunder (oder was auch immer) außer einem riesigen Schrecken und einem verbeulten Auto absolut nichts. Hätte Anita mit em Wagn weiter vorne gestanden, so wie ich das in der Regel tu, dann hätte es uns frontal erwischt. Für uns wirklich ein Zusammenspiel von Glück, Zufall und einem aufmerksamen Schutzengel.

Der Unfallfahrer wird übrigens sofort nach der Verarztung festgenommen und in Handschellen weggebracht.

An dieser Stelle möchten wir allen danken, die sich in dieser Situaition hervorragend um alle Beteiligten und u.a. um uns bemüht haben. Die Mitarbeiter der Feuerwehr, die beiden Officer der Polizei, die Ärzte, die zuhilfe eilenden Passanten und letztlich auch der Abschleppunternehmer.

Anita hat lediglich den Roadservice des Vermieters telefonisch informieren müssen. Alles andere haben andere für uns unternommen: Anruf der Abschlepper, ergänzender Kontakt mit dem Raodservice usw.

Für uns ist das eine völlig nue Erfhrung, die wir niht wiederholt wissen wollen. Aber zum Ablauf für lle, die hoffentlich nie in eine solche Situation kommen:

1. Unbedingt den Roadservice informieren, das was passiert ist und was passiert ist
2. Unbedingt die Polizei herbeirufen.
3. Die Polizei erstellt sofort einen digitalen Unfallbericht, den man ausgedruckt als Vorlage für den Vermieter erhält.
4. Wir haben den Wagen (zufällig ist der Unfall ja dort geschehen, wo wir ihn angemietet haben) zum Vermieter schleppen lassen. (Darauf achten, dass mn einen Abschlepper nimmt, der mit dem Vermieter einen Vertrag hat, damit man nicht in Vorleistung treten muss)
5. Unfallbericht vorlegen und anderes Auto aussuchen.

Bei uns verläuft wirklich alles reibungslos: Zwar schickt man uns von National dreimal zu jemand anderen und jedem müssen wir die Geschichte erzählen. Aber die erste Frage, nachdem ich vom Unfall berichte, ob es uns gut geht oder ob man Hilfe benötigt.Das gleiche auch vorher schon kurz nach dem Unfall durch ie Passanten, durch die beiden Officer, die Feuerwehr und auch telefonisch vom Roadservice .

Unsere „Zeugenaussage“ in diesem Fall beschränkt sich letztlich auf wenige Fragen: Wer saß am Steuer? Waren wir angeschnallt? Wer saß wo ? Haben wir vorher noch die Lichter des Geländewagens gesehen oder nur den Zusammenstoß erfasst?
Vielleicht liegt das daran, dass es einen guten Zeugen gab, nämlich der Fahrer des Fahrzeugs hinter uns. Er hat den Unfallfahrer bereits vorher beobachtet und sich gewundert, weshalb er denn nicht anhält. Anita und ich haben die Situation erst nch m ersten Crash erfasst als der Wagen dann auf uns zukam.

Und damit endet für uns diese Horrorgschichte. Von den anderen Unfallbeteiligten wissen wir nichts. Wir hoffen, es geht ihnen wieder gut.

Uns geht das ganze im Nachhinein mehr an die Substanz als in der Situation selbst. Unseren letzten Abend haben wir anders verbracht als geplant. Als wir mit dem neuen Wagen wieder im Hotel waren war es schon fast zwölf Uhr. Mit letzten Vorbereitungen für uneren morgigen Abflug wurde es dann fast drei Uhr und um sieben geht schon wieder der Wecker.

Aber das ist alles kein Problem im Vergleich zu enen, die die anderen Beteiligten jetzt vermutlich haben...

14.09.2012:
Der Rest ist schnell erzählt. Ein letztes kurzes Frühstück am Pool, Auschecken, im Storage die „letzte Tasche“ einschließen, beim Walmart das gestern nicht mehr erhaltene Duftwässerchen kaufen, Auto abgeben und jetzt hier auf das Einchecken warten.



Und damit geht ein wirklich bemerkenswerter Urlaub zu Ende. Die eigentlich Gefahr, die wir im Hiken sahen, haben wir an ganz anderer Stelle gefunden: Auf der Straße.

Wenn wir diese tragischen Momente mal ausblenden dann sehen wir auf einen tollen Urlaub zurück, in dem wir eigentlich lles richtig gemacht haben. Die neuntägige Trekkingtour war eine neue und große Herausforderung für uns. Erstaunlich ist, dass wir einige von uns im Vorfeld gefürchtete Passagen besser meistern konnten als gedacht, andere hingegen etwas schwieriger waren als erwartet. Nur ein Teilstück hat sich genau so bestialisch gezeigt wie erwartet. Der Aufstieg auf der oberen Sektion des North Kaibab Trails.
Erfreulich ist unsere Kondition, die sich sicherlich noch verbessern lässt aber deutlich besser als in den Vorjahren ist. Insbesondere Anita hat sich toll und ausdauernd durchgeschlagen. Auch die üblichen Blasen an den Füßen hatten diesmal keine Chance.
Unsere Taktik war sicherlich auch besser: nämlich niht gleich zu Beginn des Urlaubs als erste Hiking-Tour eine Knochentour zu wählen sondern „smart“ anzufangen.
Dennoch haben wir für uns entschieden, unsere Trekking-Touren zeitlich nicht mehr so ausufern zulassen. Die neun Tage haben uns doch für andere Dinge blockiert, zumal die eigentlichen Wanderungen ja nur einige Stunden pro Tag waren.

Aber ansonsten passte alles: Wieder waren es drei Wochen, in denen wir zwei viel erlebt haben, und stets sehr praktisch als verlässliche Hike- (und Lebens-)partner erlleben durften und uns jetzt schon auf den nächsten Trip freuen.

Allen, die unseren Bericht (fast) live mitgelesen haben ein dickes Danke für euer Interesse und das Nachsehen für viele viele Tippfehler, die sich zwangsläufig ergeben, wenn man Abends im Zelt von der Wanderung erschöpft auf der virtuellen Tastatur des Tablets versucht einzugeben. Aber das ist der Preis, wenn man möglichst aktuell sein willl.

Bis bald......



Anita & Hartmuth, September 2012